26.01.2021
Priska Kunz: Es ist 5 Minuten nach 12
Die SalonunternehmerInnen Priska Kunz und Michael Kleinheinz gründeten eine Community #bettertogetheraustria in den Sozialen Medien, um viral ein Zeichen zu setzen und die Gesichter der Branche aufzuzeigen. Im Interview spricht Priska mit uns über die Bedenken, die sie hat und warum es so nicht weitergehen kann…
„Wir dürfen trotzdem nicht arbeiten, obwohl man weiß, dass die Ansteckung im privaten und nicht im gewerblichen Bereich stattfindet.“
Priska, wie geht es dir im Moment?
PK: Naja, mal besser, mal schlechter, aber im Großen und Ganzen geht’s ganz gut. Es dauert einfach nur alles viel zu lange – wir haben keinen Hoffnungsschimmer. Die Hinweise auf die Verlängerung der verlängerten Verlängerung überschlagen sich – wie soll man das aushalten? Wir dürfen trotzdem nicht arbeiten, obwohl man weiß, dass die Ansteckung im privaten und nicht im gewerblichen Bereich stattfindet.
Was sind momentan deine größten Bedenken?
PK: Die KundInnen. Die, die schon im Lockdown im November einen Termin hatten, die wurden auf Ende Dezember verschoben. Und dann war ja Lockdown 3, da hieß es dann, der ginge bis Ende Jänner. Jetzt mussten wir die Termine wieder verschieben. Im Endeffekt warten die KundInnen jetzt schon seit drei Monaten auf einen Termin…
„Die KundInnen wollen ja nicht zwei Haarschnitte auf einmal, die sie sonst innerhalb von 6 Monaten bekämen.“
Und der Umsatz fehlt dir…
PK: Ja genau. Wir machen ja keinen Haarschnitt zwei Mal. Wir können also nichts aufholen. Manche meinen dann: „Naja, aber ihr habt doch viel zu tun“, das stimmt ja auch, aber wir können den Umsatz, den wir verloren haben, nicht wieder aufholen. Das geht einfach nicht. Die KundInnen wollen ja nicht zwei Haarschnitte auf einmal, die sie sonst innerhalb von 6 Monaten bekämen. Da waren wir zugesperrt. Diese Haarschnitte holen wir nicht wieder rein… In Summe haben wir dann seit 16 Wochen geschlossen.
Der Umsatzersatz im November war super, wie sieht die Situation jetzt im Januar aus?
PK: Nun ja, wir bekommen 15% Umsatzersatzkosten, die nur ein Vorschuss auf die Fixkosten sind. Das ist jetzt erst mal mit Vorsicht anzusehen, weil man den Fixkostenzuschuss nur einmal beantragen kann. Dann könnte es vielleicht noch passieren, dass man etwas zurückzahlen muss. Und die eigentliche Hilfe entspricht dann nur 15%. Das stelle ich mir für viele UnternehmerInnen sehr schwierig vor. Man kann den Antrag erst Mitte Februar beantragen, aber trotzdem müssen sie ja alles vorfinanzieren. Und dann kommt noch dazu, dass viele Menschen aus etlichen Förderkriterien fallen. Die Fixkosten werden zu 75% übernommen, trotzdem ist es ein ganz schöner Brocken, wenn man 25% und die KUA Löhne zahlen muss.
„Es sind viele Pfuscher unterwegs“
Was begegnet Dir im Rahmen Deiner Innungsarbeit?
PK: Uns erreichen extrem viele Anrufe, weil so viele Pfuscher unterwegs sind. Das kann uns sehr übel mitspielen! Die Bevölkerung will so nicht mehr, ganz viele suchen sich eine „günstige steuerfreie Alternative“ und diesen „Umsatzentgang“ werden wir mit Sicherheit zu spüren kommen.
Wie schaut’s bei dir aus?
PK: Ich habe 8 MitarbeiterInnen und muss trotzdem die Löhne vorfinanzieren. Es ist wirklich nicht nötig, dass wir so lange zusperren müssen, obwohl unser Hygienekonzept so gut ausgebaut ist. Desinfektion, FFP2, Lüften, Abstand, und und und. Wir hatten irgendwann den Salon 60 Stunden geöffnet und Teams gebildet, dass nicht zu viel Tumult im Salon herrscht. Auf 110qm waren 3-4 StylistInnen mit 4 KundInnen… Und wir sind nicht die Einzigen, die so etwas auf die Beine stellten. So gut wie alle aus unserer Branche haben ein erstklassiges Hygienekonzept!
Jetzt habt ihr die Aktion „better together austria“ ins Leben gerufen Wie kam es dazu?
PK: Ein guter Freund von mir, Michael Kleinheinz, und ich tauschen uns regelmäßig aus und telefonieren recht häufig. Gestern Abend unterhielten wir uns über die mögliche Lockdownverlängerung und da dachten wir uns, so kann es nicht weitergehen, wir müssen ein Zeichen setzen. Wir können nicht immer alles so hinnehmen, Ja und Amen sagen und alles akzeptieren. Wir werden die Lockdownverlängerung nicht verhindern können, das ist uns auch bewusst, aber wir können ein Zeichen setzen und uns immer mehr sichtbar machen. Wir bekommen laufend Nachrichten, allerdings ist es nicht mehr 5 vor 12, sondern schon eher 5 nach 12…
„Wir kämpfen für die Öffnung, weil wir wichtig für die seelische Gesundheit sind und in der Öffentlichkeit einen großen Faktor spielen!“
Gibt es Aktionen in Richtung Politik und Medien?
PK: Es erreichten uns schon gestern Abend ganz viele Nachrichten und Hilferufe. Wir wollen das auf alle Fälle vorantreiben und die Aktion viral größer machen! Wir hoffen, dass es etwas bewegen wird. Wir kämpfen für die Öffnung, weil wir wichtig für die seelische Gesundheit sind und in der Öffentlichkeit einen großen Faktor spielen!
Vielen Dank Priska, wir hoffen das Beste für unsere FriseurInnen!
Auch wir sind dabei und machen sichtbar! Werdet Teil der Community und macht euch SICHTBAR!