06.02.2021
Peter F. Pfister: Wir müssen weg vom Kuschelkurs
Die Ungleichbehandlung in der Branche, eine Erhöhung des Ansteckungsrisikos daheim und Kunden, die Heimbesuche einfordern. Wut in der Branche macht sich breit, Peter F. Pfister fasst sie in Worte …
Raphaela Kirschnick im Gespräch mit Peter F. Pfister
„Wir müssen Kunden überzeugen,
dass es nicht unsere Regeln sind, sondern die unserer Regierung.“
Am Montag öffnen Salons. Was ist für dich das Schwierigste in der Vorbereitung?
Peter Pfister: Es gibt nichts Schwieriges. Der organisatorische Ablauf für unsere Kunden ist so zu organisieren, dass sie mit den Testverpflichtungen und der Terminvereinbarung klarkommen. Insbesondere für ältere Kunden ist das problematisch, da gibt es Gesprächsbedarf.
Wie geht man mit Kunden um, die sich über die Verordnungen beschweren?
PP: Kunden benötigen jetzt Zuspruch. Natürlich gibt es welche, die schnell schimpfen. Wir müssen Kunden überzeugen, dass es nicht unsere Regeln sind, sondern die unserer Regierung. Dann wird es widerwillig, aber doch auch akzeptiert. Ich bin im Vorteil, ich habe meinen Salon in einem Ärztehaus, die Testungen durchführen. 4 km entfernt ist eine Teststraße, die täglich kostenlos testet. Es gibt aber viele Kollegen für die es problematisch ist, vor allem in ländlichen Regionen.
Verzeichnet ihr einen Anmeldungsrückgang?
PP: Ja definitiv. Es gibt einige Kunden, die warten noch, ob sich etwas ändert. Im Vergleich zu früheren Restarts ist der Buchungs-Rückgang spürbar.
„Friseure sind der gesündeste Bereich Österreichs.“
Du hast gestern ein Video mit einem Appell an die Bundesregierung veröffentlicht. Was versprichst du dir davon?
PP: Ich erhoffe mir davon, dass die Freitestung fallen gelassen wird. Das wird nicht passieren, ich erwarte aber im Gegenzug, dass eine Freigabe der Selbsttests erfolgt. Masken und Testung, im Grunde genommen sind wir der gesündeste Bereich Österreichs.
„Das löst viel Wut in der Branche aus,
weil es eine Ungleichbehandlung ist“
Bei mobilen Dienstleistungen muss kein Testnachweis vorgelegt werden? Was löst das bei dir aus?
PP: Das löst viel Wut in der Branche aus, weil es eine Ungleichbehandlung ist. Es löst aber vor allem Ärger bei Kunden aus. Der Endverbraucher sagt jetzt, also wenn ich mich bei euch testen muss und es gibt Alternativen, dann wähle ich die Alternative. Die Problematik hatten wir ja bereits im Lockdown. Illegale Hausbesuche geschehen, besser Pfusch genannt. Und da passiert das, was die Regierung nicht will, im privaten Bereich die Infektionsgefahr zu erhöhen. Das ist nicht korrekt. Hier erwarte ich mir eine Klarstellung von der Politik.
Und die Schwarzarbeit!
PP: Richtig. Und mehr noch, nicht nur das illegal gearbeitet wird und das Infektionsrisiko ansteigt, sondern dass auch schwarz gearbeitet wird und Steuergelder entgehen.
Gesichtsnahe Behandlungen sind erlaubt, wie macht ihr es im Barbersalon mit den Bärten?
PP: Der Kunde nimmt für die Dauer der Behandlung den Mundschutz ab und setzt ihn dann wieder auf. Das geht problemlos. Und wir tragen FFP2 Masken
Wie planst du Mitarbeiter ein? Wie startest du in die Eröffnung?
PP: Die Kurzarbeit läuft bei uns planmäßig bis Ende März. Bei reduzierten Buchungen passen wir Arbeitszeiten an und teilen reduziert ein. Das halte ich flexibel.
Was wünscht du dir von den Innungen im nächsten Schritt?
PP: Da wünsche ich mir, dass man endlich weg vom Kuschelkurs geht und progressiver gegen die Maßnahmen auftritt. Immer nur Kompromisse zu suchen ist keine Lösung für die Branche.
„Es ist die Ungleichbehandlung in der Branche, die mich ärgert“
Manchmal braucht man Kompromisse!
PP: Es ist die Ungleichbehandlung in der Branche, die mich ärgert. Da musst du testen, da nicht. Und wie kann man nun gewerberechtliche Mobilfriseuren der Gefahr der Ansteckung aussetzen? Sie wissen nicht in welche Haushalte sie gehen. Da geht es nicht mal unbedingt ums Pfuschen, die wird es immer geben, damit beschäftige ich mich auch gar nicht. Ich konzentriere mich auf meine Kunden und die glauben jetzt, daheim können sie sich das alles sparen. Das ist die Botschaft, denn die Kunden kapieren doch sofort, dass es zuhause leichter geht und fordern das nun ein.
Danke Peter und viel Kraft und Erfolg beim Wiederaufmachen.