Für Markus Decker ergeben die Freitestungen keinen Sinn - eher bekommt er Terminabsagen statt -zusagen | C: Markus Decker

03.02.2021

Markus Decker: Wir Friseure sind die Bauernopfer

Buchungsrückgang von fast 60%, Freitestung stellen finanziellen und zeitlichen Mehraufwand für Kunden dar. Wirtschaftliches Arbeiten ist gefährdet und Schwarzarbeit wird weiter gefördert … Markus Decker spricht Klartext.

Raphaela Kirschnick im Gespräch mit Markus Decker, Directors Cut Salzburg

Wie geht’s Dir im Salon seit Bekanntgabe, dass Salons am 8.2. mit den Auflagen FFP2 Masken und Freitestung der Kunden öffnen dürfen?
Markus Decker:
Wir befinden uns in einer verdammt schwierigen Situation. Nach dem ersten Lockdown klingelte das Telefon Non-Stopp, da bekamen wir 60 – 80 Anrufe am Tag. Jetzt rufen Kunden an, um Termine abzusagen.

Was sind die Bedenken der Kunden?
MD:
Jeder fragt uns, wie das mit dem Testen laufen soll oder wie man das umgehen kann. Die Freitestung stellt eine große Hürde dar.

Du bist im Zentrum Salzburgs, wo können sich Kunden testen lassen?
MD:
In Apotheken, Teststraßen, beim Arzt. Aber es ist ein gewisser Mehraufwand. In der Stadt geht das einigermaßen. Ich habe mit einigen Kollegen auf dem Land gesprochen. Eine Freundin öffnet mit 5 Buchungen für die Woche. Die Kunden kommen nicht zum Test. Wie sieht es denn aus für ältere Menschen? Mit dem Taxi in den nächsten Ort, einen Test um 30 € in der Apotheke, mit dem Taxi zurück und zum Friseure? Das ist ja nicht nur ein zeitlicher Mehraufwand, sondern auch mit enormen Kosten verbunden.

Was machen?
MD:
Wir Friseure sind jetzt die Bauernopfer. Wir stellen den Probelauf für die Freitestungen dar, mit uns wird quasi getestet, wie weit kann man gehen kann und ob das funktioniert. Dann wird entschieden wie man es mit Gastro, Theater und Kino macht.

Wie macht sich der Buchungsrückgang zahlenmäßig bemerkbar?
MD:
Aktuell verzeichnen wir einen Buchungsrückgang von 50-60% im Vergleich zur Öffnung nach dem 1. Lockdown.  Ich gehe davon aus, dass ich nicht wirtschaftlich arbeiten kann und auch nicht alle Friseure aus der Kurzarbeit zurückholen kann. Wir zahlen mehrfach drauf.

Inwiefern mehrfach?
MD:
Es wird wohl so sein, dass wir dann gerade so viel verdienen, dass wir aus den Förderungen rausfallen. Das ist aktuell die Sachlage. UND jetzt wird weiterhin die Schwarzarbeit gefördert. Denn Kunden rufen an und sagen uns, dass sei viel zu kompliziert und verlangen, dass man nach Hause kommt, weil man ja offiziell wieder arbeiten darf.

Wie sieht es mit der Testung der Mitarbeiter aus?
MD:
Wir würden halt jeden Montag in der Früh zur Teststraße fahren und getestet in die Woche starten.

Deine Wünsche an Innung und Regierung?
MD:
Dass die Freitestung fällt. Ich möchte so weiterarbeiten, wie im vergangenen Jahr. Wir sind so sensibilisiert und arbeiten mit super strengen Hygienekonzepten, die erwiesenermaßen funktionieren.

Markus, Danke dir für das offene Gespräch und hoffen wir, dass der Spuk bald ein Ende hat.