06.02.2021

Unfair: Hausbesuch versus Salonbesuch beim Testnachweis

Wut macht sich breit, nicht nur die Ungleichbehandlung innerhalb einer gesamten Branche wird gefördert, sondern Schwarzarbeit gepuscht und der Eindämmung des Infektionsgeschehens nachhaltig entgegengewirkt - Die Forderung nach Selbsttests wird lauter...

Im gestern versendeten Newsletter der WKO NÖ liest man wie folgt:

„Mobile Dienstleistung ist möglich, wodurch gewährleistet ist, dass auch immobile Kunden körpernahe Dienstleistungen in Anspruch nehmen können. Bei mobilen Dienstleistungen ist größte Vorsicht geboten, weshalb wir zu besonders strengen Hygienemaßnahmen raten (z.B. FFP2-Masken auch für getestete Dienstleister, regelmäßige Desinfektion).  Da bei mobilen Dienstleistungen der (z.B. hochbetagte, immobile, multimorbide) Kunde nicht die Betriebsstätte betritt, muss er keinen Testnachweis vorlegen.“

Quelle: WKNÖ - Newsletter vom 5.Februar 2021 17:46

Das gilt aktuell für ganz Österreich, wie die imSalon Redaktion in Erfahrung bringen konnte. Gefinkelt formuliert, mit erschreckenden Adjektiven wie „multimorbide“ versucht man den eigentlichen Sachverhalt zu verschleiern. Fakt ist, bei Hausbesuchen muss vom Kunden kein Testnachweis vorgelegt werden.

Wer will auch den Menschen daheim vorschreiben, dass sie sich testen lassen müssen, geschweige denn das Ganze kontrollieren?

Gleiches Recht für Alle!

Die Branche trifft das erneut wie ein Hammerschlag. Bereits im ersten Lockdown war die Thematik der Hausbesuche nicht ordentlich geregelt (imSalon berichtete). Jetzt stehen wir erneut vor einer Situation, die unfaire Bedingungen im Markt schafft und zu einer Wettbewerbsverzerrung führt.

Bundesinnungsmeister  Wolfang Eder erklärt uns im Gespräch, dass die Friseurinnung bereits in enger Verhandlung mit der Regierung steht und erklärt: "Ich bin darüber auch nicht glücklich und habe heute bereits ein langes Gespräch mit der Kabinettschefin geführt, die Botschaft ist angekommen. Natürlich würde man es von Regierungsseite gerne anders gestalten, ist jedoch verfassungsrechtlich gebunden." 

Dass ein Eingriff in den privaten Raum nicht mit der Verfassung vereinbar wäre, betont die Bundesregierung mit jeder neuen Verordnung. Aktuell werde die Situation evaluiert, so Eder, die Lösungsfindung läuft auf Hochtouren. Im Vordergrund steht bei den Verhandlungen vor allem der Aufbau der Infrastruktur ausreichend Gratistests zur Verfügung stellen zu können.

„Das dauert leider noch,“ erklärt Wolfgang Eder und ist zuversichtlich, „Ich finde es besser unter diesen Voraussetzungen zu arbeiten als gar nicht zu öffnen. Ich bin froh, bei den ersten dabei sein zu dürfen. Jetzt beobachten wir, was gebraucht wird und setzen uns dafür ein.“

Was ist die Konsequenz?

  • Die Ansteckungsgefahr wird erhöht! Woher weiß Mobilfriseur, in welchen Haushalt er da gerade kommt? Wie kann er sich schützen?
     
  • Kunden fordern Hausbesuche! Schon jetzt ist der Friseur Schimpftiraden wütender Kunden ausgesetzt, die die Freitestung nicht wollen. Der Ärger muss raus und Herrn Anschober kriegt man halt schwer ans Telefon. Die spürbare Folge: Österreichweit gehen die Terminbuchungen zurück. Mitarbeiter bleiben in Kurzarbeit oder gekündigt, was die zuletzt massiv gestiegenen Friseur Arbeitslosenzahlen traurig belegen.
     
  • Schwarzarbeit blühte bereits im Lockdown und wird weiterhin nicht genügend unterbunden. 

Der eigentliche Hintergrund der Entscheidung, dass auch alten, immobilen Menschen, zB. im Seniorenheim, geholfen werden muss, ist nachvollziehbar. Gerade hier erfüllt der Friseur eine wichtige Rolle: persönliches Wohlbefinden in den Alltag alter Menschen zu bringen, kann man das nicht als eindeutige, kontrollierbare Ausnahme definieren?

Was ist die Lösung?

Das spricht einmal mehr für die Durchführung von Selbsttests. Was in Schulen funktioniert, sollte auch für körpernahe Dienstleister so rasch als möglich umgesetzt werden, um

den Menschen zu helfen, die derzeit nicht anders können, wie zum Beispiel ‚multimorbiden‘ Menschen

Schwarzarbeit weiter einzudämmen

Infektionsrisiko für alle nachhaltig zu minimieren.

Der Friseursalon ist mit Abstand der sicherste Ort in der aktuellen Infektionslage. Selbst beim Arztbesuch ist kein Negativtest vorzuweisen, in den Öffentlichen Verkehrsmitteln kräht kein Hahn nach Abstandseinhaltung.

Weshalb Friseure als Testlauf?

Das Friseure als Versuchskaninchen herhalten müssen, hat einen ganz großen Haken. Die Friseurdienstleistung kann nämlich ins Haus geholt werden, nicht so der Restaurantbetrieb, das Kino oder das Theater. Da müssen wir hin, da gibt es für die Besucher oder Gäste keinerlei Ausweichmöglichkeit, Fernseher und eigenen Backofen ausgenommen. Wieso soll nun gerade der Friseurbesuch aussagekräftig sein? Das ergibt keinen Sinn.

Die Friseur-Branche wird laut, der Aufschrei wird sich fortsetzen. Erste Salonunternehmer haben bereits ihrem Ärger Luft gemacht und ein Schreiben ans Sozialministerium gerichtet. Die Hauptforderung: Gleiches Recht für Alle und die nachdrückliche Forderung nach der Möglichkeit Selbsttests im Salon durchführen zu lassen, um endlich wieder den Menschen ein wenig Glück sicher in ihren Alltag zu bringen.

In der Schweiz funktioniert das im Übrigen hervorragend und das seit Juni 2020. Friseure sind vom Lockdown ausgenommen, weil es nachweislich keine auf die Friseurdienstleistung zurückzuführenden Infektionsherde gibt. Die konsequent befolgten Hygienemaßnahmen funktionieren! 
 

Ihr wollt eurem Ärger Luft machen? 

Schreibt an post@sozialministerium.at Herrn Bundesgesundheitsminister Rudolf Anschober.