Credit: Zur Verfügung gestellt von KATI r

16.10.2023

"Als EPU bin ich erfolgreicher denn je!"

Ein Plädoyer von Kati Reitbauer für die breite Vernetzung unter Soloselbstständigen auch über die Branche hinaus. Und: So geht tägliche Motivation als EPU.

Beim ►Cutting Edge Bewerb war Katrin Reitbauer wiederholt unter den Nominierten. Als „Einzelkämpferin“ mit motivierter Instagram-Community, die sie in die Jury-Runde votete. Das geht nur mit gutem Netzwerk und Eigenmotivation! Als Ein-Personen-Unternehmen mit Leidenschaft und nach Jahren der Selbstständigkeit mit Salons rockt sie ihr Berufsleben erfolgreicher denn je, setzt auf ein Netzwerk der Soloselbstständigen, gibt Seminare und Salonschulungen und wünscht sich, eine Ausbildung, die es möglich macht, auch als EPU Spätberufenen den Start in den Friseurberuf zu ermöglichen. 

Im Gespräch mit Katja Ottiger

„Als EPU bin ich erfolgreicher denn je.“ 

Kati, nach Erfahrungen mit zwei Salons bist du mittlerweile soloselbständig, warum?
Kati Reitbauer:
Mit 24 Jahren hatte ich mein erstes Geschäft als Franchisepartnerin und ein zweites als Einzelunternehmerin mit Mitarbeitern. Mein drittes Geschäft habe ich nun als EPU - und das erfolgreicher denn je.

Das hören manche in der Branche nicht gern …
KR:
Prestige beginnt bei uns selbst! Natürlich wäre es für jeden, der den Weg der Selbstständigkeit geht, wünschenswert, einen Megasalon zu eröffnen und kostendeckend sowie gewinnbringend Mitarbeiter einzustellen. Das war vor einigen Jahren auch mein Ziel. Aber ich habe nach zwei großen Salons bemerkt, dass ich zwar die Fähigkeit habe, Menschen zu begeistern, zu motivieren und vorwärtszubringen, persönlich aber mehr für konventionelle Konzepte stehe wie z.B. Stuhlmiete oder Shop-in-Shop Konzepte.

Aber leider geht es in unserer Branche noch immer um Generationenbetriebe und Networking, das dort stattfindet, wo Friseurdynastien bestehen und ums nötige Kleingeld. Das war für mich beim Cutting Edge wieder gut sichtbar, bei dem die besten zehn Teilnehmenden von der eigenen Community gewählt wurden. Das verringert die Chancen eines Einzelkämpfers. Ein toller Award, aber für uns EPUs aufgrund der nötigen Reichweite für die Top Ten schwer zu erreichen.

 „Wir EPUs können es nur im Netzwerk schaffen“

Lass uns über EPU-Netzwerk und Motivation reden. Was wünschst du dir?
KR:
Ich wünsche mir, dass sich EPUs untereinander mehr vernetzen und besser aufstellen, auch über unsere Branche hinaus. Damit meine ich beispielsweise den Modeladen um die Ecke, der mit ähnlichen Fragen konfrontiert ist: Wie kann ich mich jeden Tag immer wieder allein motivieren? Wie erreiche ich meine Ziele? Wie bekomme ich meine Bestätigung? Und zwar nicht immer nur von den Kunden, sondern auch von anderer Seite.

Ich bin schon so lang im Business, habe verschiedenste Konzepte gesehen und viele Kollegen kennenlernen dürfen. Ich habe Hochs und Tiefs im Berufsleben, wie auch privat, erlebt und immer wieder auch Chancen bekommen. Ich weiß, worauf es ankommt und teile gern meine Erfahrungen, denn wir EPUs können es nur im Netzwerk schaffen. Die Großen machen es unternehmerisch schon lange so, Männer können das zudem besser als wir Frauen. Leider.

Was ist mit Businesskongressen, - Vorträgen, Messen?    
KR: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es in den meisten Businessvorträgen um die Salons geht, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben und um deren Motivation. Aber wie geht genau das bei den EPUs? Wie kann ich allein Strategien haben und ausbauen? Das ist in meinen Augen ein sehr viel komplexeres Thema, in das man viel aus Psychologie oder Coaching hineinnehmen könnte. Im Grunde musst du das alles allein rocken, es ist wichtig, dass darauf mehr eingegangen wird.

„Ich mache seit Jahren eine Weihnachtsfeier mit anderen EPUs.“

Was vermisst du konkret?
KR:
Die Industrie! Natürlich fahren wir nicht die Umsätze, die Österreichs Größen fahren. Aber wir haben Know-how, Kampfgeist, Organisation und verdammt viel Herzblut. Und genau diese Punkte aktivieren Umsatz, was wiederum der Industrie zugutekommt.

Und unter uns Soloselbstständigen geht es mir um besseres Vernetzen allgemein, auch bei solchen simplen Themen wie Weihnachtsfeier, Messebesuchen oder Seminaren. Wir machen z.B. seit einigen Jahren EPU-Weihnachtsfeiern mit Kollegen aus unterschiedlichen Branchen.

 „Meine Umsatzpläne kleben für mich gut sichtbar an meiner Rezeption.“  

Wie machst du das mit deiner täglichen Eigenmotivation?
KR:
Ich habe in meinem Salon Post-its kleben, die ich jeden Tag lese. Beim Cutting Edge beispielsweise hatte ich den Flyer vom Wettbewerb an meiner Rezeption hängen, immer im Visier, immer mit dem Gedanken: Habe ich heute schon meine Community bespielt? Dort kleben aber auch meine Umsatzziele und in meinem Aufenthaltsraum hängen jede Menge Smileys. Und ich führe ein Dankbarkeitstagebuch.

Ein Dankbarkeitsbuch?
KR:
Ja, dort schreibe ich jeden Tag hinein, wofür ich im dankbar bin, sowohl im Salon als auch im Privaten, aber auch, was meine nächsten Ziele sind, wo ich in einem Jahr stehen möchte.

Du weißt, wie es ist, Mitarbeiter zu haben, aber trotzdem möchtest du EPU bleiben?
KR:
Allerdings, obwohl ich derzeit eine Assistenz suche, die mich im Salonalltag unterstützt - an der Rezeption und im Office - und zudem habe ich die Möglichkeit, einen Platz zur Stuhlmiete anzubieten. Als EPU kann ich freier sein, freier meine Seminarkarriere ausbauen und bin flexibler im Privaten – ich habe zwei Kinder.

„Ich bin allein und hätte lieber eine Assistentin, die Kundenservice, Rezeption, Social Media macht.“

Andere würden eben sagen, dafür hat man Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter!
KR:
Das sehe ich anders. Ich habe meinen Qualitätsstandard und möchte diesen halten. Als Unternehmerin mit Personal muss ich schauen, wie ich meine Mitarbeiterinnen auf mein Level bekomme. Das ist wiederum eine Investition von Zeit, Kraft und Geld. Ich bin allein, mein ganzer Salon baut auf mich auf. Selbst der Salonname. Und ich bin für die Sachen frei, die vorne im Salon passieren und letztlich das Geld bringen. 

Die ständige Frage an alle Soloselbstständigen: Wie sicherst du dich im Fall deines Ausfalls ab?
KR:
Ganz altmodisch, wie es unsere Eltern schon getan haben: Sparen und schauen, dass immer etwas auf der Seite ist und ich so abgesichert bin, dass ich im Falle eines krankheitsbedingten Ausfalls eine gewisse Zeit überbrücken kann. Natürlich baut mein Konzept auf einem Standbein auf, auf der anderen Seite habe ich nicht die Kosten, die ein Betrieb mit Mitarbeitern hat. Aber auch, wenn du Mitarbeiter hast, kann dich das nicht unbedingt schützen. Wenn das Fundament fehlt, funktioniert es langfristig nirgends.

Hast du eine Betriebsausfallversicherung?
KR:
Ja.

"Größere Chancen beim Nachwuchs sehe ich bei 30 plus. (...) Wir müssen Ausbildung so gestalten, dass die im Leben Stehenden finanziell abgesichert sind."

Du bist Trainerin, u.a. im Wifi Tirol und hast früher Lehrlinge ausgebildet. Heut kommt das für dich nicht mehr infrage?
KR:
Ich habe früher Lehrlinge ausgebildet. Das geht sich zeitlich nicht mehr aus, da ich zwar Vollzeit im Salon bin, meine Öffnungszeiten aber nicht konform zur gesetzlichen Arbeitszeit eines Lehrlings stehen.

Was ich allerdings cool fände, wäre die Möglichkeit, Menschen im zweiten Bildungsweg zu unterstützen. Ich habe Kundinnen, die gern Friseurin gelernt hätten, aber das früher, aus welchen Gründen auch immer, nicht getan haben. Die sind zwischen 30 und 40 Jahre alt.
Wir müssen Ausbildung so gestalten können, dass die im Leben Stehenden während dieser Zeit finanziell absichert sind, um Wohnung, Unterhalt und Urlaub finanzieren zu können. Wenn du älter bist, hast du eine andere Motivation und wenn du dann JA sagst zu dem Job, dann bleibst du auch dabei. Wir wissen nicht, wie das in zehn Jahren ausschaut, aber ich sehe derzeit eher die Chance bei solchen Leuten, als bei jungen Lehrlingen. Da steckt etwas ganz anderes dahinter und das würde Spaß machen.

Über Kati Reitbauer:

  • KATI r – Salon in Kiefersfelden (Deutschland) // Trainerin u.a. Innung Tirol
  • Gewerbeanmeldung sowohl in Österreich als auch in Deutschland
     
  • Selbstständigkeit vor EPU: Salon in Wörgl, Franchisepartnerin chaos Rosenheim (Deutschland)
  • Trainerausbildung chaos hairconcept, L‘Oréal Fachtrainerin, Wella Fachtrainerausbildung, Salonschulungen und Bühnenevents in Deutschland und Österreich
  • Education für Wifi Tirol, Schwarzkopf Professional und in eigener Sache
     
  • Top Ten HAIRDERESSING AWARD 2008           
  • Cutting Edge 2022 Gewinnerin Kategorie Styling Guru // 2023 Nominierte Kategorie Styling Transformation

www.kati-r.at