16.06.2023
"Ich will mich mit einer Spezialisierung nicht einschränken"
Sie führt zwei Salons, einen davon übernahm sie von ihrer Mutter. Was es heißt, die Historie eines Salons, inklusive allem Guten und Negativen, zu übernehmen und warum sich Janina Ehrenberg als Color-Educatorin gegen eine Salon-Spezialisierung entscheidet …
Im Interview mit Juliane Krammer
Liebe Janina, wir haben vor ► neun Jahren das letzte Mal mit dir gesprochen, was hat sich seit 2014 bei dir verändert?
Janina Ehrenberg: Ja, es ist so einiges passiert, vor neun Jahren war ich noch Angestellte und für Wella tätig. Jetzt habe ich zwei Salons, bin an Wochenenden für Wella auf der Bühne und auf QVC, einem Teleshopping-Format, für Dyson aktiv.
"Die Übernahme eines bestehenden Geschäfts heißt auch immer, die Historie, alles Gute, aber auch alles Negative zu übernehmen."
Warum hast du dich für zwei Salons entschieden?
JE: Es hat sich so ergeben. Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich meine eigene Philosophie leben und umsetzen möchte und so kam der Schritt zum eigenen Salon im Jahr 2016. Ich wollte von Null starten und meine eigenen Ideen verwirklichen. Das war eine gute Entscheidung.
… du hast dich später dafür entschieden, einen Salon zu übernehmen?
JE: : Ja, 2019 übernahm ich den Salon meiner Mutter. Das war immer ihr Wunsch und ich wollte ihr Lebenswerk nicht sterben lassen. Es war mir aber wichtig, davor mein eigenes Ding zu machen, um zu evaluieren, wie es läuft. Die Übernahme war eine Herausforderung, denn ehemalige Gründer hängen an ihrem Salon und im Fall meiner Mutter, war es ihr Lebenswerk und ich musste mich hier behaupten. Die Übernahme eines bestehenden Geschäfts heißt auch immer, die Historie, alles Gute, aber auch alles Negative zu übernehmen.
Deine Mutter ist nach wie vor im Salon, kam es hier zu Generationenkonflikte?
JE: Meine Mutter ist 70 und mittlerweile halbtags im Salon. Mein Team ist im Durchschnitt 23 Jahre alt. Dass es hier generationsbedingt zu unterschiedlichen Meinungen kommt, ist vorprogrammiert. Aber wir haben Grenzen und Aufgabenbereiche festgelegt sowie auch Arbeitszeiten so gelegt, dass es für alle passt. Das wichtigste Learning für mich bei der Übernahme war: Festlegen, wann derjenige, der vorher für den Laden verantwortlich war, geht, beziehungsweise wirklich abgibt.
Hat die Geschäftsübernahme die Beziehung zu deiner Mutter verändert?
JE: Meine Mutter musste sich in ihrer neuen Rolle erst einfinden. Sie war jahrelang die Chefin. Sie musste loslassen und ich habe mich in dieser Phase Stück für Stück emanzipiert.
" ... das vereinfacht viele Prozesse, wenn Salons von der Anordnung bis zum Kaffee beinahe ident sind."
Hast du radikale Entscheidungen getroffen, um dem Salon deiner Mutter deine Handschrift zu verleihen?
JE: Es blieb nicht aus, einige Änderungen vorzunehmen, da mit der Betriebsübernahme ein Generationswechsel stattfinden konnte. Neben einer Sanierung, die für meine Bedürfnisse größer ausfallen hätten können (lacht), war mir auch wichtig, in beiden Salons die absolut gleichen Standards einzuführen und auch ergonomisches Arbeiten zu gewährleisten. Außerdem hat ein Produktwechsel stattgefunden, sodass man sich in beiden Salons zurechtfinden kann. Alles sollte gleich sein, das vereinfacht viele Prozesse, wenn Salons von der Anordnung bis zum Kaffee beinahe ident sind. Bei der älteren Kundschaft kam das super an und wir gewannen auch neue Kunden und Kundinnen.
"Ich will mich und mein Team nicht einschränken oder mich in eine Schublade stecken lassen."
Du bist für Wella als Color-Expertin und Trainerin unterwegs. Ist es nicht naheliegend, hier auf Spezialisierung zu setzen?
JE: Wir haben uns auf schönes, gesundes Haar spezialisiert. Egal welche Farbe, welcher Schnitt. Ich will mich und mein Team nicht einschränken oder mich in eine Schublade stecken lassen. Außerdem ist es einfacher, wenn Mitarbeiter ausfallen, dass wir alle auf demselben Leistungslevel sind. Ich bin dem Thema aber auch nicht komplett abgeneigt, denn Kunden wollen zu Spezialisten gehen. In unserem Fall sind wir in einer Kleinstadt und es gibt nicht so viele Friseure, die auf so einem hohen Niveau arbeiten. Wenn viele Salons in einer Großstadt zusammenkommen, brauchst du eine Spezialisierung. Man sieht es auch auf Social Media, wenn du dich spezialisierst, generierst du mehr Reichweite. Aber im Moment genieße ich die Abwechslung und dass mir und meinem Team nicht langweilig wird.
Wie führst du deine Unternehmen heute? Hast du einen Führungsstil?
JE: Ich setze auf flache Hierarchien, deswegen treffen wir viele Entscheidungen als Team gemeinsam. Wenn man im Kollektiv hinter einer Entscheidung steht, vereinfacht das die Umsetzung. Ich achte sehr darauf, dass ein respektvoller Umgang herrscht und bin ein großer Fan davon Stärken zu stärken. Und der Spaß kommt auch nicht zu kurz - außerhalb des Salons unternehmen wir Teambildende Aktivitäten.
Vielen Dank, Janina, für das offene Gespräch und alles Liebe für die Zukunft!
Janina Ehrenberg ist Wella Top Akteur & Trendcoach. Sie führt zwei Salons „Janina Ehrenberg Friseure“ mit insgesamt 7 Mitarbeiterinnen in Bad Kissingen und Steinach an der Saale.