Credit: Patricia Narbon

23.06.2023

Christine Wegscheider: Friseur-Ausbildung reloaded in Wien

Sie war Mitgründerin eines der progressivsten Ausbildungskonzepte der Friseur-Branche in Österreich, HeadQuarters Wien. Wir sprachen mit Christine Wegscheider, wie sie jetzt Ausbildung in ihrem Salon umsetzt und was die Friseurzukunft braucht. Vielleicht HeadQuarters 2.0?

Du hast mit HeadQuarters jährlich Haarstylist*innen erfolgreich ausgebildet. Reizt es dich, diese Art der Friseurausbildung wieder ins Leben zu rufen?
Christine Wegscheider: Es braucht definitiv wieder ein ähnliches Konzept. HeadQuarters war eine private Friseurschule, die fundiertes Wissen und Praxis in 1,5 Jahren vermittelt hat. Leider waren wir damals 20 Jahre zu früh dran. Es sollte sicherlich wieder so eine Ausbildungsvariante geben. Aber irgendwie haben wir es geschafft, das im „Kleinen“ bei uns im Salon bereits zu leben und teilweise umzusetzen. Unsere jungen Damen und Herren sind „Jungstylist*innen“, für die wir auch andere Preise verrechnen. Eines ist sicher, learning by doing unter fachgerechter Anleitung und mit internen Schulungen, ist das Um und Auf.

"Immer wieder klopfen potenzielle Quereinsteiger*innen an meine Türe und fragen, ob sie die Ausbildung bei mir machen können."

Meinst du, dass es bei dem aktuellen Fachkräfte-Mangel genügend „Friseur-Studis“ gäbe?
CW:
 Immer wieder klopfen potenzielle Quereinsteiger*innen an meine Türe und fragen, ob sie die Ausbildung bei mir machen können. Durch die bürokratischen Hürden wird es höchstmotivierten Personen nur leider schwer gemacht, eine Ausbildung effektiv zu absolvieren. Heutzutage entscheiden sich viele Leute erst im Alter dazu, ein Handwerk zu erlernen. Aber sie wollen an den Beruf effektiv herangeführt werden und nicht – überspitzt gesagt - drei Jahre lang nur Haare waschen und das ist die Zukunft. Die Frage ist ob, die, die am Hebel sitzen auch so denken.

Wie handhabst du mit deiner Erfahrung Aus- und Weiterbildung heute in deinem Salon?
CW
: Mit den Youngsters trainiere ich einmal in der Woche. Sie bekommen ein Wochenprogramm, das Theorie, Haarschnitt, Welle, etc. beinhaltet und sie aufarbeiten müssen. Das ganze Team trainiert einmal pro Monat, da investieren auch die Topstylisten einen freien Montag. Sie dürfen sich aussuchen, worauf sie Lust haben und wo es Defizite gibt. Auf Basis dessen, entscheiden wir über die Seminarinhalte.  Es gibt dann auch Special-Seminare zum Beispiel in Paris. Ich arbeite manchmal mit Akteuren, wie zum Beispiel Jörg Zimmer (Creative Director La Biosthetique Paris), zusammen, davon profitiert natürlich auch mein ganzes Team, wenn man von solchen Größen lernen kann.

Christine Wegscheider bei der Charity Show der imSalon Wien | Credit: Martin Steiger imSalon

Wie stehst du zu Awards? Verhelfen diese zum Erfolg? 
CW:
 Wir wollen alle kreative Arbeiten sehen, nur habe ich damit noch nie Geld verdient! Wenn ich Glück hatte, waren die Selbstkosten gedeckt. Aber andererseits braucht es diese kreativen Prozesse, um weiterzukommen. Man muss raus aus der Lethargie und Shootings machen! Das ist ein positiver Stress, mit dem man das Team mitziehen kann. Es ist nicht immer ganz einfach alle zu motivieren, dabei mitzumachen, doch ich habe eines in den vielen Jahren meiner Berufspraxis gelernt: Oft versteckt sich dahinter nur Angst, die es zu bezwingen gilt. Und absolut immer sind alle von Endergebnis und ihrer Arbeit danach begeistert.

Danke, Christine, für den kurzen Talk und alles Liebe für die Zukunft!