Das erfolgreiche Klagen einer Kollegin aus Oberösterreich gegen die Betriebsversicherung macht zuversichtlich | C: privat

13.04.2021

Antje Weißböck initiiert Sammelklage gegen Betriebsversicherungen

Gemeinsam mit einem Anwalt und einigen Kollegin strebt die oberösterreichische Salonbesitzerin ein Verfahren gegen die Betriebsversicherung an. Ein Anwalt steht ihr zu Seite …

Antje Weißböck hat sich mit Kollegen zusammengeschlossen, um eine Sammelklage gegen ihre Betriebsversicherungen über abgewiesene Unterstützung, während der Betriebsunterbrechung im 1. Lockdown, anzustreben. Rechtlichen Beistand erhalten sie von ihrem Anwalt. Bereits im Januar hatte dieser in einem Fall in Oberösterreich in erster Instanz gegen eine Versicherung gewonnen.

Im Interview mit Katja Ottiger
 

„Wir erhoffen uns finanzielle Unterstützung.“

Ihr strebt in Hinsicht auf den 1. Lockdown eine Sammelklage gegen eure Betriebsversicherungen an?
Antje Weißböck: Wir Friseure kämpfen täglich ums Überleben und wir ergreifen jeden Strohhalm, der sich uns bietet. Weder von unserer Innung noch von der WKO fühle ich mich entsprechend unterstützt. Wir erhoffen uns von unseren Versicherungen finanzielle Unterstützung für die Zeit des 1. Lockdowns wegen unserer Betriebsunterbrechungen.

Hattest du schon Kontakt mit deiner Betriebsversicherung?
AW: Meine Versicherung teilte mir bereits im letzten Jahr mit, dass ich keine Chance haben würde. Unsere Anfrage an die Landesinnung, ob eventuell ein Anwalt der WKO die Versicherungen prüfen könne, waren auch nicht erfolgversprechend. Sie sind ebenfalls der Meinung, wir würden damit keinen Erfolg haben.                          

Warum glaubt ihr trotzdem an den Erfolg?
AW:
Wir sehen das Ende des Tunnels nicht. Aus der Not heraus haben wir die Gruppe der OKW (Ohne Kammer Wirtschaft) Friseure gegründet, um uns gegenseitig zu stützen. Eine Friseurin aus Wels hatte im Januar bereits erfolgreich geklagt und in erster Distanz gewonnen. Das macht zuversichtlich.

Ihr habt einen Anwalt im Boot, der euch eine risikolose Klagemöglichkeit durch Prozessfinanzierer anbietet?
AW: Da wir alle im Moment knapp bei Kasse sind, ist es uns Einzelnen nicht möglich, allein zu klagen. Über Umwege habe ich Kontakt zu RA Dr. Lorenz Kirschner aus Wels aufnehmen können, der sich bereit erklärte, zunächst einmal meine Betriebsversicherung zu prüfen. Es folgten die Versicherungen anderer Kollegen aus unserer Gruppe. Er sieht Möglichkeiten bei einigen unserer Versicherungen und würde dies übernehmen, wenn wir das nach amerikanischem System machen würden. Also in Form einer Sammelklage.

Wie organisiert ihr die Sammelklage?
AW: Wie gesagt, allein würden wir solch eine Klage nicht finanzieren können, denn die Rechtsanwaltsgebühren könnten sehr wahrscheinlich den Streitwert übertreffen. RA Dr. Lorenz Kirschner hat nach Durchsicht unserer Verträge empfohlen, auch andere vom Lockdown betroffenen Betriebe mit hineinzunehmen. Je mehr dabei sind, desto mehr bleibt für alle Kläger übrig.

Was erwartet ihr euch von der Sammelklage?
AW:
Dass wir gewinnen und eine Chance haben, finanzielle Einbußen teilweise durch unsere Betriebsversicherungen ausgeglichen zu bekommen. Da nun schon einige Unternehmer dabei sind, hoffen wir, dass ein entsprechendes finanzielles Polster übrigbleibt.

Wie viele Salons können bei der Sammelklage mitmachen?
AW:
Es gibt keine Obergrenze. Anfangs waren wir fünf Friseursalons, aber es werden mehr. In unserer Facebook-Gruppe OKW (Ohne Kammer Wirtschaft) Friseure haben wir ca. 140 Mitglieder, einige sind interessiert.

„Unser Rechtsanwalt hat uns versichert,
dass uns keinerlei Kosten entstehen.“

Wie könnt ihr sicherstellen, dass den teilnehmenden Friseurbetrieben im Nachhinein keine finanziellen Forderungen entstehen?
AW: Rechtsanwalt Dr. Lorenz Kirschner hat uns im Vorfeld versichert, dass uns keinerlei Kosten entstehen. Da er sich über die „Prozessfinanzierer GmbH“ abgesichert hat, derzeit bekommen diese 45 % vom gesamten Streitwert.

Wie soll es weitergehen?
AW:
Wir hoffen einfach auf die Chance einer Klage, denn viele Unternehmer wurden im Vorfeld von ihren Versicherungen abgewiesen.

Wir sind gespannt, wie das Unterfangen ausgeht und wünschen viel Erfolg!