Wolfgang Eder, Bundesinnungsmeister Friseure Österreich | Credit: Chris Hofer

21.12.2023

2024: Teilqualifizierung, höhere Löhne und der Blick unterm Strich

Das Jahr 2023 neigt sich dem Ende, wir fragten Bundesinnungsmeister Wolfgang Eder nach seinem Rückblick und seiner Agenda fürs kommende Jahr …

Bundesinnungsmeister Wolfgang Eder im Gespräch mit Katja Ottiger

"Unsere Branche ist besser durch das Jahr gekommen, als befürchtet."

imSalon:Wolfgang, das Jahr 2023 geht zu Ende, wie ist dein Rückblick?
Wolfgang Eder:
Eigentlich nicht so schlecht und - hier gibt mir die KMU Forschung recht - ist unsere Branche besser durch das Jahr gekommen, als befürchtet. Ich war selbst überrascht! Allerdings, wie es aufgrund steigender Lohnnebenkosten und anderer Kosten mit den Umsätzen der Unternehmen unterm Strich aussieht, ist eine andere Sache.

Eines der vielen Themen auch in diesem Jahr war der Fachkräftemangel. Du kennst die Umfrage vom Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft zur Erhebung, in welchen Branchen sogenannte Praktiker/innenberufe relevant wären. (imSalon erklärts ►hier). Was denkst du darüber?
WE:
Ich kenne die Umfrage, habe an ihr teilgenommen und bin gespannt auf das Ergebnis. Diese Umfrage zielt in die Richtung der Teilqualifizierung ab, aus der sich für mich die Ausbildung zum Beauty-Assistent ergibt, der tatsächlich ein Praktikantenberuf wäre.

"Die Frage bei einer Praktikumsausbildung ist immer die der Kosten und ob Unternehmen bereit sind, diese für solch eine angelernte Kraft zu zahlen."

Die Ausbildung zur Beauty-Assistentin soll innerhalb von drei Monaten angelernte Hilfskräfte für Friseursalons ausbilden, die die Basis beim Färben, Maniküre, Augenservice und Rezeption kennen und optional die verkürzte Lehre und die LAP anhängen können. Das Konzept dazu hat ein Arbeitskreis der Friseurinnung Kärnten erarbeitet imSalon berichtete) und ist nun, nachdem andere Landesinnungen Interesse bekundet haben, in der Bundesinnung zur Ausarbeitung. Wie schaut es da aus?
WE:
Das grobe Konzept besteht und die Feinarbeitung passiert jetzt, sodass wir eventuell Anfang 2024 mit den einzelnen Ausbildungen beginnen können. Die Innung Kärnten ist mit ihrem Konzept Vorreiter. Neben Praktischem, wie die Ausbildung der Trainerinnen und Trainer und deren Finanzierung, die als Höherqualifizierung über das AMS passieren könnte, muss geklärt werden, wo die Ausbildungen in den Bundesländern stattfinden und wie die Beauty-Assistentinnen in den Salons angestellt werden.

Die teilnehmenden Beauty-Assistenten und Ausbildungssalons sollen über das AMS rekrutiert werden. Aber wie sollen Finanzierung und Bezahlung geregelt sein?
WE:
Die Frage bei einer Praktikumsausbildung ist immer die der Kosten und ob Unternehmen bereit sind, diese für solch eine angelernte Kraft zu zahlen. Wir haben im Kollektivvertrag dieStufe „Angelernte“. Ich denke, dass Beauty-Assistenten nach dieser eingestuft werden. Noch ungeklärt ist, ob es Unterstützung über das AMS geben wird.
Und weil wir gerade bei der Bezahlung sind, möchte ich allen Kolleginnen und Kollegen mit auf den Weg geben, sich zu überlegen, was wir mit unseren Friseurinnen und Friseuren machen, da jetzt der Kollektivvertrag bei Reinigungskräften mit einem Mindestlohn von 2.000 Euro brutto abgeschlossen wurde.

"Wir haben uns in unserem Salon einmal auf eine 4-Tage-Woche und einmal auf eine 5-Tage-Woche im Wechsel geeinigt."

Was denkst du dazu?
WE: Mitarbeiterinnen müssen in der Lage sein von dem, was sie verdienen, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Ich kann dir sagen, wie ich es mache: Das erste Jahr zahle ich nach Kollektiv, bei allen anderen Berufsjahren liege ich darüber. Zudem haben wir uns in unserem Salon einmal auf eine 4-Tage-Woche und einmal auf eine 5-Tage-Woche im Wechsel geeinigt, zu jeweils 35 bzw. 45 Stunden, womit alle zufrieden sind.

Dein persönlicher Jahresausblick – was steht 2024 auf deiner Agenda?
WE:
Die Ausbildung Beauty-Assistent auf Schiene bringen, ordentliche Lohnabschlüsse, die für beide Seiten akzeptabel sind und auch weiterhin der Kampf um die Mehrwertsteuer. Wir möchten das Wahljahr nutzen, um weiterhin Aufmerksamkeit auf unsere Branche zu ziehen, damit Lobbying für unsere Wünsche betrieben wird, was in der derzeitigen wirtschaftlichen Situation nicht einfach ist. Aber es wird beständig weitergearbeitet!

Wolfgang, ich danke dir für deine Zeit und wünsche dir und deiner Familie ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2024!