Hannes und Ute Reitinger aus ihrer Küche

27.03.2020

Hannes Reitinger – Herausforderung auch für einen Optimisten

Kurzarbeit: "Meine Mitarbeiter sind es mir wert", sagt der Steirer Hannes Reitinger. Mit seiner Frau führt er in Fohnsdorf einen Betrieb mit 8 Mitarbeitern und 2 Lehrlingen. Herausfordernde Zeiten – auch für einen Optimisten.

Im Telefon Interview mit Juliane Krammer

Hannes, ihr seid ein beeindruckendes Team von 12 Personen. Wie waren denn die ersten Tage, als du gewusst hast, dass Reitinger Friseure geschlossen werden muss?

Hannes Reitinger: Hinter meiner Frau und mir steht ein großartiges Team. So haben wir im ersten Schritt gemeinsam, ab Zeitpunkt der Schließung, eine Woche Urlaub genommen. Zeitgleich habe ich mich durchtelefoniert: Steuerberater, Lohnverrechnung, AMS. Dann kamen laufend Änderungen und plötzlich gab es die Möglichkeit Kurzarbeit.

Wieso hast du dich für die Kurzarbeit und gegen eine Kündigung mit Wiedereinstellungsgarantie entschieden?

HR: Meine Mitarbeiter sind wie Familienangehörige und gehören teilweise mehr als 20 Jahre zu unserem Betrieb. Außerdem würden sie dann lediglich 62% des Gehalts in der Arbeitslosigkeit erhalten, das wollten meine Frau und ich auf keinen Fall.

Man weiß ja nicht, wie lange das alles dauern wird. Meine Mitarbeiter sind mir einfach sehr viel wert. Was ist, wenn sie in der Arbeitslosigkeit doch eine andere Anstellung finden, die ihnen gefällt – vielleicht im Einzelhandel? Man muss einfach alle Eventualitäten in so einer Situation im Kopf durchspielen.

Was ist der Nachteil bei dieser Entscheidung?

HR: Die große ungewisse Variable „Zeit“ spielt auch in diesem Fall mit. Im Moment zum Beispiel wissen wir noch immer nicht, für wie lange wir die Kurzarbeit vorfinanzieren müssen. Was kommt hier noch auf uns zu? Wir haben jetzt einmal für drei Monate angesucht. Da entstehen Kosten im fünfstelligen Bereich. Die müssen wir ja vorfinanzieren – bei 0 Einnahmen. Gott sei Dank haben wir immer Rücklagen gemacht.

Wie handhabt ihr die Kommunikation mit den Mitarbeitern in so einer Zeit?

HR: Per Whats App Gruppe halten wir den Kontakt aufrecht. Das ist mir sehr wichtig. So sind alle am Laufenden und wir posten auch abseits von Corona Dinge, die wir gerade machen. Aber natürlich telefonieren wir auch regelmäßig mit den einzelnen Personen, um zu sagen was genau, wie passiert.
Es ist eine super schwierige Zeit. Man läuft Gefahr lethargisch zu werden, wenn man seinen Beruf nicht ausüben kann. Deswegen versuchen wir das Beste zu geben, um Mitarbeiter und Lehrlinge zu motivieren.

„Wird die Lehrzeit verlängert?“

Apropos Lehrlinge: Was gibst du denen im Moment mit auf den Weg?

HR: Ich habe gleich gesagt: „Nehmt euch Trainingsköpfe, holt euch euer Werkzeug. Ihr könnt euch da vervollständigen und festigen beim Wickeln, Wasserwelle machen, Aufstecken. Nutzt die Zeit, tut was! Wenn es gut läuft, habt ihr die Hochsteckfrisur bei der Abschlussprüfung in 10 Minuten super umgesetzt!“ Sie können mir jederzeit ein Foto senden und ich gebe mein Feedback dazu. Aber die Frage, die hier wieder aufkommt: Einer unserer Lehrlinge hätte im September die Abschlussprüfung. Wird die Lehrzeit verlängert?

Bietet ihr eigentlich Gutscheine an?

HR: Ja, aber hier geht es mir eigentlich weniger ums Verkaufen, sondern eher darum, um in Erinnerung zu bleiben. Auf Facebook haben wir jedes Mal rund um die Osterzeit Gutscheine angeboten. Das werden wir wieder so machen.

„In jedem Ende ist ein Anbeginn!“

Wie stellst du dir die Zeit nach Corona vor?

HR: Momentan ist es schwierig, eine Prognose abzugeben. Wie hat es André Heller so schön formuliert: In jedem Ende ist ein Anbeginn! Aber auch als Optimist ist es im Moment schwierig, das Positive zu sehen. Trotzdem: Wir haben unsere Aufgaben gemacht. Wir werden es überstehen. Aber wir werden auch viel Geld dabei verlieren.

Danke, Hannes, und alles Gute für dich und dein Team!