Credit: Lothar Prokop

01.08.2023

Stephanie Haidenthaler: 1.200€ für Fotorechtsverletzung

Die Friseurin Stephanie Haidenthaler hat nach einem Facebook-Posting eine Rechnung von einem Fotografen bekommen. Wo die Stolperfalle lag und wie man diese vermeidet…

imSalon: Stephanie, Du hast eine Bildrechts-Klage hinter Dir – was ist passiert?
Stephanie Haidenthaler
: Angefangen hat es mitten in der Corona-Zeit, November 2021, als nur noch Geimpfte in den Salon kommen durften. Auf imSalon habe ich einen Artikel gesehen, in dem beschrieben wurde, was erlaubt ist und was nicht. Ich habe einen Screenshot gemacht und es schön ausgeschnitten, so dass man auch das Logo noch sehen kann, dazu habe ich mein Facebook-Posting geschrieben.

Das klingt ja erstmal ganz normal…?
SH: 
Ja, das dachte ich auch. Im Dezember 2022, also über ein Jahr später kriege ich an einem Feiertag ein Mail von einem Fotografen. Er schrieb, dass ich durch das Posten des Screenshots eine Lizenzrechtsverletzung begangen habe und nun für das eine Jahr 1.200€ nachzahlen muss. Fast hätte ich das Mail gelöscht, aber meine Anwältin meinte, das Mail ist echt und er hat auch tatsächlich Recht, da komm ich nicht raus. Sie hat alles geprüft.
Ich wollte ihn anrufen und versuchen zu verhandeln – die Pandemie hat meinen Salon sehr viel gekostet und vielleicht kann man da ja was machen. Ich habe ihn aber nicht erreicht. Auf mein Mail kam sofort seine Antwort, dass wenn ich nicht gleich zahle, wird es 5.000-7.000€ kosten, weil er vor Gericht geht. Ich habe also am Ende das Geld überwiesen.

Was war der Fehler, weshalb du geklagt werden konntest?
SH:
Der Fehler war, dass ich das Foto vom Artikel gescreenshottet habe und selbst auf Facebook gepostet, also hochgeladen habe, statt den Link zum Artikel zu teilen.

Anmerkung der Redaktion: Fotos, egal welcher Quelle, sind urheberrechtlich geschützt. Veröffentlicht ein Pressemedium ein Foto, dann hat dieses das Nutzungsrecht erworben. Hat man dieses Nutzungsrecht selbst nicht, darf man das Bild nicht posten, sondern nur teilen - was der Unterschied ist, lest ihr hier ► in unserem Artikel "13 Bildrecht-Stolperfallen im Internet"

 

Kaum jemand weiß, wieso das einen Unterschied macht. Was würdest du deinen Kolleginnen*Kollegen aus heutiger Sicht raten?
SH:
Jeder braucht eine gute Rechtsschutzversicherung. Hätte ich meine nicht gehabt, hätte mich meine Anwältin auch nochmal 700 € gekostet.
Ich habe danach auch meine private Facebookseite und die meines Friseursalons bis zum Anfang durchgeschaut, ob ich irgendwo ein Foto gepostet habe, das nicht meines war. Ich bin seit 2009 auf Facebook - da bin ich also mehrere Stunden gesessen. Ich stelle nur mehr ganz wenige Sachen rein – viele Kunden wollen auch gar nicht mehr fotografiert werden. Und ich frage jetzt immer nach, ob ich etwas teilen darf.

Wie reagieren andere, wenn du davon erzählst?
SH:
Die meisten sagen, um das Geld hättest du dir eine schöne Handtasche kaufen können, oder für einen guten Zweck spenden. Jeder war traurig und ich hatte das Posting ja damals für meine Kunden gemacht, weil sich keiner mehr ausgekannt hat, was erlaubt ist. Ich dachte, ich helfe ihnen damit. 

Verstanden andere das Problem?
SH: Nein, keiner dachte sich „Das könnte mir auch passieren“. Ich bin mir ja auch deppert vorgekommen. Es sollte viel besser informiert werden, was man in puncto Fotorechte machen darf und was die Risiken sind.

Stephanie, vielen Dank für das Gespräch!

Hinweis zu Bildrechten

Das Bildrecht ist längst kein Nischenthema mehr. Waren es früher noch Ausnahmen, sind es mittlerweile auch kleine Salons, die abgemahnt werden, wenn sie gegen Bildrechte verstoßen. 

► Hier geht es zu unserem Artikel "13 Bildrecht-Stolperfallen im Internet"