27.07.2015
Nicole Barvir ist Beautyjunkie mit vielen Professionen
Die L'Oreal Paris Markenbotschafterin fand ihren ersten Job über Friseurjobagent. Das ist 10 Jahre her. Ein Talk über Anfänge, Beauty-Routine und dem Spagat zwischen Endverbraucher und Profi.
Nicole Barvir könnte sich viele Berufsbezeichnungen geben, denn Professionen hat die Beautyexpertin und paramedizinische Hautexpertin mittlerweile einige. Was uns darüber hinaus noch an ihr interessierte? Beim Start von Friseurjobagent vor 10 Jahren war sie eine der Ersten, die sich damals jobsuchend an uns wandte. Wir wollten wissen, was aus ihr wurde und sprachen außerdem über ihre Beautyleidenschaft, kosmetische Verjüngungen und über das Arbeiten für eine Retailmarke.
Im Interview mit Rapahela Kirschnick
imSalon: Wenn man dich fragt, was du von Beruf bist - was sagst du?
Bei dieser Frage muss ich immer ein bisserl grinsen, ich weiß es nämlich nicht. Ich habe verschiedene Ausbildungen gemacht, über Haare, Make-up und Nägel bis hin Beauty, Hautanalyse und meiner ganz besonders ausgeprägten Sucht nach neuesten kosmetischen Technologien. Ich kann die Frage einfach nicht beantworten.
imSalon: Wir feiern heuer 10 Jahre Friseurjobagent in Österreich. Du warst damals eine der Ersten, die sich an uns gewandt hat. Wie bist du auf den FJA gestoßen?
Ich bin von Beginn an Abonnentin der Zeitschrift „Woman“. Damals gab es das „Woman“ Netzwerk mit vielen weiblichen Profis aus allen Branchen. Dabei wurde Hilfe in allen Anliegen angeboten. Ich saß eines Sonntagabends bei uns im Wohnzimmer vorm Computer und dachte, ich schreib da mal hin. Mein Problem war, ich wusste zwar was ich will, aber nicht, wie ich hinkomme. Ich wollte zu meiner Make-up Artisten- und meiner Hairstylisten Ausbildung die eigentliche Friseurausbildung machen, aber das war für mich finanziell nicht leistbar.
Schon am nächsten Vormittag meldete sich eine Dame aus der „Woman“ Redaktion und versicherte mir, dass sie mir dabei helfen möchten. Da kam dann Raphaela Kirschnick mit FJA ins Spiel.
"Mein Problem war, dass ich wusste was ich will, aber nicht wie ich hinkomme."
imSalon: Wie ging es dann weiter?
Nach der Kontaktaufnahme von Frau Kirschnick ging es dann so richtig los. Ich wollte Friseurin lernen aber nicht auf dem normalen Bildungsweg. Deswegen gingen wir alle möglichen Kanäle durch, um herauszufinden, welcher Weg für mich der Beste wäre. Ich muss sagen, ich war zwischenzeitlich ziemlich überfordert und auch ängstlich, was meine Zukunft betraf. Frau Kirschnick gab mir in dieser Zeit viel Sicherheit und unterstützte mich, wo sie nur konnte. Mein erster Job über FJA war dann bei Michael Ginner in der Haarwerkstatt Ginner in Linz. Dieser Job war maßgeblich an meinem heutigen Erfolg beteiligt. Denn Michael und ich haben super harmoniert und er war der perfekte Ausbildner für mich.
"FJA war da schon etwas Einzigartiges. Ich versuchte über die klassischen Jobseiten im Internet etwas zu finden und über das AMS"
imSalon: Welche Kanäle zur Jobfindung hast du außerdem genutzt?
Zu dem Zeitpunkt gab es noch nicht so viele Möglichkeiten. FJA war da schon etwas Einzigartiges. Ich versuchte über die klassischen Jobseiten im Internet etwas zu finden und über das AMS. Auch über Initiativbewerbungen.
imSalon: Du bist sehr zielstrebig. Hast du ein Erfolgsrezept?
Ja das bin ich absolut. Wobei ich meinen Beruf wirklich als Berufung sehe und den mit größter Leidenschaft ausübe. Der gesamte Beauty Bereich ist für mich wie eine Wunderwelt die sich jeden Tag weiter entwickelt und nur darauf wartet jeden Tag erforscht zu werden ;-)
Mein Motto war immer: geht nicht, gibt`s nicht! Als Steinbock Geborene musste ich immer schon mit dem Kopf durch die Wand. Mein Lebensgefährte begleitet mich seit Beginn meiner Karriere und ist mein Ruhepol, der mich immer am Boden hält.
Mein Erfolgsrezept? Alles, was du gern machst, machst du gut, wenn nicht perfekt. Spaß am Job ist das Wichtigste.
imSalon: Seit Anfang des Jahres trägt dein Unternehmen die Auszeichnung „para.med. Fachinstitut“. Was bedeutet das?
Die Kosmetikindustrie und die Bedürfnisse der Kunden haben sich die letzten Jahre sehr stark verändert. Es geht leider nicht mehr nur um das Wühlfühlen. Es gibt gerade im Hautbereich sehr viele Probleme, die sehr schwer zu therapieren sind und immer stärker in den Vordergrund treten.
Wir behandeln als paramedizinisches Fachinstitut Hautprobleme, die zum einen medizinisch austherapiert und nicht gelöst wurden, bzw. beschäftigen wir uns mit der Gesamtheit des Körpers. Hormonelle Veränderungen und das Entgiftungssystem des Körpers sind maßgeblich daran beteiligt, ob ein Mensch eine „schöne Haut“ hat oder nicht.
"Eine schöne Haut ist heute leider kein Zufall mehr."
imSalon: Wie oft nimmst du selbst eine kosmetische Behandlung in Anspruch?
Ca. alle 6 Wochen. Meine tägliche Beauty Routine ist kurz aber sehr ausgefeilt. Disziplin ist hier das Zauberwort. Ich versuche meinen Kunden beizubringen, dass schon in jungen Jahren der Baustein dafür gelegt wird, wie die eigene Haut später einmal aussehen wird. Nach dem Motto mein Körper ist mein Tempel ist nicht das Budget ausschlaggebend, sondern der Wille dazu sich etwas Gutes zu tun. Hier versuche ich mit bestem Beispiel voranzugehen.
„Ich liebe es, mit wenigen invasiven Methoden viel zu erreichen.“
imSalon: Auf was muss ich achten, wenn ich 7-12 Jahre jünger aussehen möchte? Hautprobleme und wie kann ich die lösen?
Jünger auszusehen, als die Geburtsurkunde aussagt, ist auch eine Lebenseinstellung. Das merke ich jetzt mit jedem Jahr, das dazu kommt, selber. Trotzdem gehören tägliche Pflege und Bewusstsein zum eigenen Körper dazu. Ich bin ein Fan von Technologien, die weder invasiv sind, noch der klassischen Kosmetik entsprechen. Man kann einige Jährchen aus dem Gesicht verschwinden lassen wenn man regelmäßig Mikrodermabrasion, Needling und Co. machen lässt. Nicht umsonst ist der Hype in Hollywood um diese Behandlungen so groß. Man sieht fantastisch aus, das Gegenüber erkennt aber nicht, dass man etwas nachgeholfen hat.
imSalon: Autsch. Needling?
Ja. Ein Nadelroller, mit dem die Haut bewusst verletzt wird, um Mirkokanäle zu schaffen, die die Wirkstoffe besser in die Haut eindringen lassen und die Regenration anregen. Das ist nicht so schmerzvoll wie das klassische Ausreinigen der Haut.
imSalon: Deine ganzen Zusatzausbildungen, wie hast du das zeitlich organisiert?
Organisation ist normalerweise nicht meine Stärke. Meine Mädels wissen das ;-)
Mein Ehrgeiz war immer das beste Mittel, um voranzukommen und das Lernen ernst zu nehmen. Da diese Berufe alle sehr praxisbezogen sind, habe ich immer versucht, möglichst viele Erfahrungen in meiner näheren Umgebung zu sammeln. Familie und Freunde waren meine große Stütze.
imSalon: Und die Finanzierung?
Da wird man wirklich erfinderisch.
Bei Michael Ginner arbeitete ich Teilzeit. In meinem 2. Teilzeit Job war ich Counter Manager bei Giorgio Armani Cosmetics. Meine Make-up Artisten Ausbildung habe ich durch eine Vereinbarung mit dem AMS finanziert: Ich musste nach Abschluss des Diploms innerhalb von 6 Wochen eine Festanstellung als Visagistin finden, dann würden die Kurskosten übernommen. Glaube mir, das war eine richtige Challenge
imSalon: Du bist L‘Oréal Beautyexpertin und Markenbotschafterin. Wie schaut es bei dir privat aus, verwendest du auch andere Produkte?
Ich probiere wirklich alles und forsche fast täglich in Magazinen und Internet nach Neuerungen im Beauty Sektor. Natürlich verwende ich auch dann andere Marken. Das verschafft mir auch einen sehr guten Überblick über die Branche.
imSalon: Frisierst du noch?
Ja, nach wie vor, aber nur mehr im Styling Bereich, sprich bei Fotoshootings, Hochzeiten, etc.
"Ich denke, dass die Kunden, die sich die Haare selbst färben wollen, das so oder so tun.
imSalon: Auf deiner Plattform gibst du Styling Tipps für Endverbraucher, u.a. zeigst du auch, wie einfach es sein kann, die Haare zu Hause selbst zu färben. Viele Branchenkollegen heißen das gar nicht gut. Wie stehst du dazu?
Das ist ein sensibles Thema, das weiß ich. Ich persönlich habe kein Problem damit, weil ich ohnehin auch viel im Endverbraucher-Markt zu tun habe. Ich denke, dass die Kunden, die sich die Haare selbst färben wollen, das so oder so tun. Die werden wir nicht in den Salon locken können. Die können wir vielleicht überzeugen, wenn wir ihnen ihre selbst fabrizierten Farbunfälle professionell reparieren. Es wird immer Kunden geben, die lieber selbst färben und nur für den Schnitt zum Friseur gehen, vielleicht auch, weil sie das Budget nicht haben. Man könnte auch einmal über angemessenere Schneidepreise nachdenken. Bei Edinger h.schnitt in Linz zahlt man für einen Haarschnitt um die 90 Euro, weil ein guter Schnitt eben aufwendig ist.
Ich werde ja auch mit solchen Sachen konfrontiert: von Scholl und Veet gibt es jede Menge Hornhautentferner oder Epilierer, von Phillips gar ein Dermatologie Gerät für zu Hause. Ich bin mir bewusst, dass ich den Kunden nicht zwingen kann, zu mir zu kommen. Aber trotzdem verlange ich für eine Fußpflege 40 Euro statt der durchschnittlichen 26-30 Euro. Darunter gebe ich mich nicht zufrieden. Es liegt an einem selbst, was man daraus macht.
"Ich kann Kunden nicht zwingen, zu mir zu kommen. Aber trotzdem verlange ich 40 Euro für die Fußpflege (...), darunter gebe ich mich nicht zufrieden."
imSalon: Profimarke versus Retailmarke? Gibt es Unterschiede?
Man hat überall mit Menschen zu tun. Der Endverbraucher fängt bei null an, er will gut ausschauen und interessiert sich in der Regel nicht für die Zusammensetzung der chemischen Inhaltsstoffe und warum diese wie wirken. Das ist beim Professionisten ganz anders, er kennt die Materie und fordert ein anderes Wissen. Ich mag die Mischung aus beidem. Ich bin jemand, der immer wieder die Abwechslung sucht, nach ungefähr 5 Jahren wird mir etwas zu eintönig und ich suche eine neue Herausforderung. Und L’Oréal Paris hat mir hier viele Türen geöffnet.
imSalon: Um auf die Frage vom Anfang zurück zu kommen: Schönheitsexpertin?
Hm, vielleicht sollte ich sagen: Ich habe mein Leben der Schönheit gewidmet.
ImSalon: In diesem Sinne, danke und alles Gute!
Fakten
- geboren im Flüchtlingslager Bad Kreuzen
- aufgewachsen in Grein an der Donau/OÖ
- Make up Artist Helena Rubinstein, Armani
- Nageldesignerin, Kosmetikerin
- seit 2011 selbstständige Unternehmerin | 2 Medical Day Spa „body and Skin“ Salons | Bad Kreuzen und Grein/Donau
- 4 Mitarbeiter
- seit 2014 National Make up Artist und Expertin für L'Oréal Paris Österreich