27.02.2015

Marietta Haselgrübler über Anstupser und Veränderungen

Sie wurde Friseurin, weil sie aus "jugendlichem Wahn" die Schule abgebrochen hat und so ihren Berufswünschen Malerin oder Architektin die Bodenhaftung nahm. Ihre Mutter war der Meinung, Friseurin ist das Richtige. Und Marietta wurde bewusst, Friseurin ist Architektur am Kopf!

Das Interview führte Katja Ottiger

Nach 10 Jahren bei Bundy Bundy in Wien als Stylistin, Make-Up Spezialistin und Artisitc Team Mitglied hat sie sich neu aufgestellt und bei O`right neue Aufgabengebiete gefunden. Wir sprachen über Umorientierung, Rechtfertigung und Neubeginn.
 

Steckbrief:

Geboren und aufgewachsen im Mühlviertel

HBLA für künstlerische Gestaltung

Wichtige Lehrstation: BUNDY BUNDY und Creative Direktor Artistic Team

Bildungskarenz: Studium Projektmanagement

Aktuelle Position: Business Development Managerin bei O´right




imSalon: Marietta, nach deiner Bildungskarenz hast du das Unternehmen Bundy Bundy verlassen und den Frisierstuhl gegen Auto- und Bürosessel getauscht. Deine Ideen und deine Energie bringst du jetzt bei O´right ein. Hat dich Friseurin sein nicht mehr gereizt?
Irgendwie wollte ich mehr. Das Training, die Bühne, der Salon, das war alles großartig, aber irgendwie musste ich noch etwas dazu nehmen, wusste nur nicht was. Ich bin kein Schnellentscheider, also hab ich mit Hannes (Anm. H. Steinmetz, Bundy Bundy) darüber gesprochen, was denn für das Unternehmen zusätzlich interessant sein könnte. So fiel die Entscheidung auf Projektmanagement. Ich bin dann 6 Monate in Bildungskarenz gegangen, hab 3 Kurse belegt: Projektmanagement, Englisch und den kleinen Eventmanager.

imSalon: Wie hast du die Bildungskarenz geregelt?
Ich habe die Frauenförderung vom WAFF in Anspruch genommen, da kann man Weiterbildungsgeld beantragen. Die Frauenförderung ist eine tolle Sache, auch supergeeignet für Wiedereinsteigerinnen. Außerdem war ich weiterhin im Artistic Team, allerdings nur noch geringfügig.

imSalon: Aber du bist nicht zurück ins Unternehmen…
Doch schon, für zwei Monate, dann war mir klar, dass ich JETZT was ändern muss. Ich war 10 Jahre lang bei den Bundy´s und wollte immer dort bleiben, ihnen verdanke ich alles, was ich in diesem Job bisher erreicht habe. Sie haben mir Chancen gegeben und die richtigen Anstupser. Ich bin immer schon eine Rampensau gewesen und sie gaben mir die Möglichkeiten dazu. Aber während meiner Projektarbeit hab ich gedacht, ich brauche letztlich doch was anders, sonst wäre das plötzlicher Stillstand gewesen. Ich bin ein Mensch, der immer schauen muss, dass sich etwas tut. Ich benötige diese kleinen Schupser, denn nur so komm ich zu den Dingen, die ich brauch.

imSalon: Wie geht man zu seinem Chef und bringt ihm, nach gestatteter Bildungskarenz bei, dass es war das jetzt war und man andere Pläne hat? Gab es da sogenanntes „böses Blut“?
Ich war ehrlich und hab den Weggang mit ihnen genau besprochen. Natürlich ist das nicht leicht.
Und sag niemals nie! Vielleicht führen uns unsere Wege irgendwann wieder zusammen. Es war nicht mein Ziel aufzuhören und ich denke, das wissen sie. Ich bin auch in einem Alter, in dem sich jetzt eben etwas verändern wollte. .

imSalon: Das Alter greife ich gleich mal auf. Ich finde es beachtlich, dass Gerhard Macher, der auch jüngst wieder Vater wurde, beim Aufbau seines Unternehmens verstärkt auf junge Frauen setzt. Ganz ehrlich: Wie schaut es bei dir mit der Familienplanung aus?
Ganz ehrlich: Ich sehe mich als Karrieremensch. Und ich habe genug Nichten und Neffen, für deren Zukunft ich kämpfen kann.
 

"Ich fand das toll, die Flasche, die ich in die Erde stecke und die sich zersetzt und später wächst daraus wieder ein Baum."



imSalon: Zukunftsdenken - eine wunderbare Überleitung! Wie bist du zu O´right gekommen?
Ich dachte eigentlich nicht, dass ich in der Branche bleiben würde, aber trotzdem hab ich geschaut, was sich so tut. Immer wieder bin ich auf Friseurjobagent gegangen und habe mich durchgeklickt. Da bin auch auf die Produkte von O´right gestoßen. Ich fand das toll, die Flasche, die ich in die Erde stecke und die sich zersetzt und später wächst daraus wieder ein Baum, von ganz allein. Das fand ich cool. Ich hab mich dann auf die Anzeige „Business-Development“ beworben und wurde zum Bewerbungsgespräch eingeladen. Das alles passte gerade in meine neue Lebensplanung. Ich bin ja eigentlich ein Landei, beweg mich gern an der frischen Luft, pflanze meine Pflänzchen auf der Terrasse, hab meine Ernährung umgestellt, mache mehr Sport.

imSalon: Und jetzt bringst du plötzlich nachhaltige Produkte unter die Leute?
Ja. Weil ich an die Sache glaube. Ich bin keine Verkäuferin, aber ich bin begeistert. Ich brauche etwas, von dem ich ehrlich überzeugt bin. Getreu dem Motto: Nicht verkaufen, verändern!


imSalon: Kanntest du Gerhard Macher vorher?
Natürlich wusste ich wer Gerhard Macher ist, aber ich habe beruflich noch nie mit ihm zusammengearbeitet.

imSalon: Du kennst die Friseurwelt von beiden Seiten. Hast du als Friseurin Vorteile in deinem jetzigen Job?
Sicher. Ich kann mit den Friseuren auf gleicher Augenhöhe kommunizieren, habe die gleichen Erfahrungen gemacht, weiß welche Bedenken und Fragen kommen und kann ihnen die „Angst“ vor den Produkten nehmen. Ich kann als Trainerin fachliche Tipps geben, die Mitarbeiter betreuen, die Leute in der Anwendung unterstützen. Das schafft Vertrauen und Bindung.

imSalon: Was ist anders?
Das viele Auto fahren. Die Stille im Auto. Und die Selbstorganisation. Früher wurde mein Tag von anderen verplant, heut muss ich das selbst tun. Ich bin zwar Perfektionistin, aber auch Chaotin, da gibt es noch einiges zu lernen.

imSalon: Sind Friseure, die dich noch von früher kennen, verwundert über deinen Twist?
Sicher. Einige kennen mich ausschließlich von den Bundys. Da kommt oft die Frage: Ah, sind die anderen von euch auch da? Oder: Wie konntest du das aufgeben?
 

„Die Leute glauben gern, du musst im Krieg aufhören.“



imSalon: Gab es Situationen, in denen du deine Entscheidung rechtfertigen musstest?
Anfangs schon. Solche negative Haltungen wie: Wollten die Bundy anders als du? Es liegt wohl daran, dass die Leute gern glauben, du musst im Krieg aufhören. Aber du triffst dich immer zweimal im Leben, deshalb sollte man immer einen positiven Abschluss zu machen, um sich wieder positiv begegnen zu können.
Es ist wichtig im Leben neue Dinge zu tun. Das braucht Mut und Herausforderung. Und ohne die Bundys wäre ich heute nicht das, was ich bin!

imSalon: Vermisst du etwas?
Witzigerweise nicht viel. Ich hab alles, was ich vorher auch hatte. Ich steh in den Salons auch auf einer Bühne, nur ohne Scheinwerfer. Mein Applaus sind das Lächeln und das positive Feedback der Leute. Haare mach ich manchmal noch, wenn ich mithelfen darf. Keine Schnitte mehr oder Hochstecken, aber dafür habe ich umso mehr neue Aufgaben. Ich brauche viele Dinge, die ich auf einmal machen kann. Was ich vermisse, sind meine Stammkunden und meine Kollegen und die Gespräche mit ihnen, das Vertrauen und die Verbundenheit zu ihnen.