30.08.2016

Kerstin Pöchtrager verkauft Lifestyle, nicht Frisuren

Fakten

Seit ihrer Lehre bei Lepschi&Lepschi

Friseurin seit 2014

aus St.Martin im Mühlkreis | OÖ

Cover-Styling für imSalon.de-Seminarbroschüre HW'16



imSalon: Du hast seit zwei Jahren ausgelernt und schon jetzt dein erstes Cover auf unserer deutschen Seminarbroschüre. Wie ist das für dich?
Kerstin Pöchtrager: Ich hab mich irrsinnig gefreut. Das ist schon eine Ehre, wenn man noch nicht so lange dabei ist.

imSalon: Deine Kollegin Theresa Schirz ist auf unserem anderen Cover - wie steht ihr zueinander?
Wir wohnen im selben Ort und durch sie wusste ich, wo ich meine Lehre anfangen könnte - sie hat mich dabei auch unterstützt. Wir sind uns sehr ähnlich, sie ist aufgeweckt und humorvoll. Im fachlichen ist sie eher der Fan von langen Haaren und ich mehr von kurzen.

imSalon: An der Lepschi&Lepschi Règlage Kollektion habt ihr alle gemeinsam gearbeitet. Was steckt hinter so einem Großprojekt?
Wir haben einmal im Jahr ein Trend Weekend mit dem ganzen Team. Wir machen einen Trend Report und filtern da alles heraus: Vieles aus dem Internet, von Fashion Weeks, auch aus den Schwarzkopf-Büchern. Auf der Bühne hatte ich mein Modell schon einmal gestylt und wusste langsam, was da herauskommen wird. Die Farbe wollte ich sehr nude, erdig, pudrig und zum Schnitt & Hauttyp passend. Mir gefällt die Natürlichkeit vom Style sehr gut, dass es so unbekümmert und locker aussieht, als ob damit wenig Aufwand verbunden wäre. Das sieht man zur Zeit auch überall, Stars wie Taylor Swift tragen es so und die Kunden kommen mit dem Wunsch nach dieser leichten Bewegung.

imSalon: Welchen Beitrag hatte Lepschi&Lepschi bei deinem Erfolg?
Ich glaube nicht, dass ich wo anders so viel hätte machen können. Alex (Anm. Alexander Lepschi) bietet uns viele Möglichkeiten selbst hervorzustechen und eigene Erfahrungen zu sammeln. Bei uns am Land ist das nicht so mit Seminaren und schon gar nicht mit Bühnenarbeit oder einem Chef, der dir das auch zutraut. Ich kenne Lehrlinge, die nur putzen und zusammenkehren, statt etwas zu lernen.
 

"Man sollte früher eingreifen, wenn ein Lehrling nur Hilfsarbeiter ist"



imSalon: Was könnte man da verbessern?
Vielleicht sollte es zwischendurch Prüfungen geben. Dann würde man gleich sehen, ob jemand nur als Hilfsarbeiter eingesetzt wird oder wirklich die Chance hat etwas in Salon zu lernen. Man könnte schon früher eingreifen, wenn wer nichts kann und nicht erst, wenn jemand ausgelernt hat und eigentlich schon zu den Kunden muss. Weiterbildung und Seminare sind das nächste Thema - das gibt es in vielen Salons einfach nicht.

imSalon: Wie funktioniert das bei euch im Salon?
Uns sind Seminare sehr wichtig, da die Zeit nicht stehen bleibt. In der Lehrzeit war das schon brutal viel, aber man profitiert davon und die Lehrlinge wissen auch, was hier auf sie zukommt. Wer das nicht möchte, würde sowieso nicht ins Team passen. Wir bieten auch Beratungs- und Kommunikationsseminare an. Zu wissen, wie man mit den Kunden umgehen sollte ist gerade am Anfang nicht so einfach. Alex macht viele der Seminare selbst und weiß dadurch auch genau wo wir noch Hilfe brauchen.

imSalon: Du bist sehr jung, stehst aber schon auf der Bühne, machst Kollektionen und Seminare. Wo fühlst du dich am wohlsten?
Ich arbeite irrsinig gern im Salon. Es ist aber eine tolle Abwechslung, immer wieder etwas ganz Anderes machen zu können. Ich könnte nicht sagen, was mir mehr Spass macht. Am Anfang ist man natürlich sehr aufgeregt auf der Bühne und bei Seminaren, dass man alles gut vermittelt, aber je öfter man das macht, desto relaxter wird man. Bissl Nervosität ist natürlich noch dabei, aber man bekommt eine Routine, gerade was das Reden betrifft.
 

"So professionell muss man sein, dass man auch mal "nein" sagt"



imSalon: Was ist deines: Farbe oder Schnitt?
Mir macht es am meisten Spaß, wenn beides ein komplettes Konzept ergibt. Gerade bei der Farbe gibt es aber oft Extremfälle - die Kunden sind manchmal enttäuscht, freuen sich aber dann über meine Ehrlichkeit. Friseure sind keine Zauberer und so professionell muss man sein, dass man auch mal "Nein" sagt.

imSalon: Wirst du manchmal mit einem Branchenimage konfrontiert?
Es gibt schon die typischen Vorurteile: Eine Friseurin verdient nix, hackelt nix. Am Land denken die Leute so und da kommen schon solche Sprüche. Das ist zwar traurig, aber ich kann darüber lachen, weil ich weiß ja, was ich erreicht habe und darauf bin ich stolz. Und bei uns im Salon habe ich die Möglichkeit zu zeigen, dass ich als Friseurin erfolgreich sein kann und viel Geld verdiene. Meine Kunden wissen das auch und sind zufrieden!
 

"Was soll man von einer 10-Euro-Frisur erwarten?"



imSalon: Was müsste sich ändern, dass es überall so wäre?
Der Blickwinkel auf den Beruf müsste ein anderer sein, ebenso wie Wertschätzung und Anerkennung. Auch das Gehalt: Die Innung sollte da dahinter sein, weil mit dem Kollektivvertrag ist man schon unterbezahlt. Viele Friseure verkaufen sich auch unter ihrem Wert. Für eine Zehn-Euro-Frisur bemüh ich mich gar nicht, also was erwarten sie sich da?

imSalon: Was ist das Schönste am Friseurberuf?
Ich liebe den Kontakt mit den Menschen und vorallem wenn sie sich nachher über die Frisur freuen und mehr Selbstbewusstsein erlangt haben. Natürlich gibt es immer wieder schwierige Kunden, die nicht wissen was sie wollen, man ihnen viel zeigt und sie dennoch unschlüssig sind. Aber auch aus schlechten Erfahrungen lernt man und beim nächsten Mal kann man es dann besser machen.
 

"Ich verkaufe nicht nur eine Frisur, sondern einen Lifestyle"



imSalon: Siehst du dich als Friseurin oder als Stylistin?
Als Stylistin, weil ich meinen Kunden nicht nur eine Frisur verkaufe, sondern einen gewissen Stil, der zu ihnen passt und auch ihren Lifestyle verkörpert.

imSalon: Was sind deine nächsten Ziele?
Mein Ziel ist es, bei den Hairdressing Awards mitzumachen. Noch nicht bei den heurigen, aber bei den nächsten dann auf jeden Fall. Da ist Alex auch ein Vorbild für mich, weil er schon so viel erreicht hat.


Das Interview führte Katriina Janhunen


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September 2016