07.04.2020
Was stemmen eigentlich gerade unsere Berufschullehrer? Wir sprachen mit dem Team der BS 1140
Eine nicht E-affine Generation Digital und andere Herausforderungen der Lehrer, die rund um die Uhr Distance-Learning ermöglichen…
Raphaela Kirschnick im Gespräch mit Andrea Brenner, Martin Klinka, Raffaela Maly und Thomas Maresch – Berufsschullehrerinnen an der BS Goldschlaggasse | Wien 14.
Wie sieht es denn in den Berufsschulen aus? Was machen Sie aktuell?
Thomas Maresch: Wir können nur für die Berufsschule für Schönheitsberufe 1140 sprechen. Nach intensiver Bearbeitung der Online Plattform, haben wir den Start zum E-Learning geschafft.
Was war dabei die größte Herausforderung?
Martin Klinka: Die Bildungscloud der Stadt Wien zeigt deutliche Schwächen und hat das Lehrerkollegium außergewöhnlich viel Zeit gekostet, sich damit vertraut zu machen.
Die SchülerInnen unterstützten wir teilweise täglich von 9 bis 23 Uhr, je nachdem, wann die Friseurlehrlinge munter waren und sich damit beschäftigt haben.
Das Bild der "Generation Digitalisierung" stimmt nach unseren jetzigen Erfahrungen nur zu einem geringen Teil. WhatsApp, Facebook, Instagram ja, aber der Rest ist teilweise Horror.
Andrea Brenner: Die dafür notwendige Ausrüstung ist nur mäßig, oft auch gar nicht vorhanden, einige haben keinen PC, andere keine Office Programme.
Thomas Maresch: Die Herausforderung mit den Schülern, über die weite Entfernung regelmäßigen Kontakt zu halten, erwies sich als keine leichte Aufgabe und war für beide Seiten mit einem deutlichen Mehraufwand verbunden.
Raffaela Maly: In der derzeitigen Situation wird deutlich, dass der direkte Kontakt zwischen Schüler und Lehrer wichtig ist und bleibt.
Wie kann ich mir die aktuellen Abläufe vorstellen?
Thomas Maresch: Wiederholungen, sowie neue Lerninhalte werden über den Bildungsserver durch sinnerfassendes Lesen und deren dazugehörigen Arbeitsaufträge vermittelt. Jede Arbeit wird danach korrigiert und ein Feedback dazu gegeben.
Damit sind wir auf einem guten Weg die Weiterbildung unserer Lehrlinge zu ermöglichen und vor allem zu schützen.
Wie halten Sie Kontakt zu den Schülern?
Martin Klinka: Wir haben What’s App Klassengruppen über die wir Informationen versenden und ich empfehle allen Schülern sich auf dem Laufenden zu halten und so wie ich, täglich imSalon.at zu lesen und die Seiten der WKO und AK zu besuchen.
Wer informiert wen über das weitere Geschehen des Schulunterrichts?
Raffaela Maly: Schulinterne Informationen werden auch über das Telefon und Email über den jeweiligen Klassenvorstand kommuniziert. Die wichtigsten Informationen bezüglich Lehre und Lehrlinge werden auf die Facebook "Classroom 20.20" Seite gestellt.
Was sind Herausforderungen für die Schüler?
Martin Klinka: Was jetzt sehr stark passiert: ChefInnen verfassen eigene Kündigungen für Lehrlinge und das ist leider nicht gesetzlich gedeckt. Ich bin absolut dafür in dieser Krise alles zu tun, um die Unternehmen zu unterstützen, aber auch Lehrlinge gehören unterstützt.
Thomas Maresch: Ich habe auch bereits der Wiener Friseurinnung mitgeteilt, ihre Mitglieder besser darüber zu informieren, die Lehrlinge in Kurzarbeit zu melden.
Welche Hilfen für die Schüler gibt es außerdem?
Andrea Brenner: Wir verweisen auf imSalon.at und andere Onlineplattformen wie video2hair.com, ASK-Education.
Martin Klinka: Dank meiner Kontakte zur Fachindustrie haben wir Zugang zu einigen Apps, die ständig informieren und zur Verfügung stehen.
Wann sind denn Lehrabschlussprüfungen geplant und wie wird diesbezüglich vorgegangen?
Thomas Maresch: Für Lehrabschlussprüfungen ist einzig und allein die Wiener Friseurinnung / Lehrlingsstelle zuständig, in den Ablauf sind wir als Schule nicht eingebunden.
Gibt es auch schöne Erlebnisse?
Martin Klinka: Was sehr positiv ist, ist, dass SchülerInnen höflich und freundlich sich erkundigen und entschuldigen, wenn sie uns per Email oder WhatsApp schreiben.
Ich danke Ihnen und wünsche weiterhin viel Erfolg mit dieser spannenden neuen Erfahrung!
