24.06.2021
Odette Reiche: Russischen KollegInnen gehen Ideen nie aus
Davon profitiert das Haarkosmetik-Unternehmen Estel. Wir sprachen mit der Geschäftsführerin über Blond-Spezialisierung, Social Responsibility und Neuheiten im Salon …
Estel feiert in diesem Jahr 10 Jahre! Macht es in der aktuellen Zeit Spaß, ein Jubiläum zu feiern?
Odette Reiche: Nein! Momentan kann man das gar nicht richtig feiern. Ein Fest mit unseren MitarbeiterInnen haben wir auf das nächste Jahr verschoben.
Zumindest für Kunden haben wir einige tolle Aktionen anlässlich des Jubiläums erstellt.
„Ich bin tatsächlich Mitarbeiterin Nummer 1!“
Seit 1.1.2020 bist du Geschäftsführerin von Estel Europe. Seit wann bist du insgesamt schon im Unternehmen?
OR: Von Anfang an, ich bin tatsächlich Mitarbeiterin Nummer 1! Jens Wilde (Anm. Jens Wilde hat Estel Europe 2011 gestartet und war dort bis Dezember 2019 Geschäftsführer) hatte mich damals für alles Kaufmännische und die Administration eingestellt.
Hast Du im vergangenen Jahr überhaupt Kunden treffen können?
OR: Naja, im Januar 2020 war ja noch ein bisschen was möglich. Da hatten wir in Leipzig unsere Trend View mit 250 Kunden, das war ganz toll. Letztes Jahr im Sommer waren ein paar Kundenbesuche möglich, das habe ich auch genutzt, aber natürlich waren das nicht viele.
Was fasziniert dich am Friseurmarkt?
OR: Einfach diese Emotionalität, diese Kreativität, die Arbeit mit den Menschen. Ich habe früher auch schon in andere Branchen schnuppern können, aber woanders ist eine Buchhaltung oder ein Controlling etwas ganz anderes als im Friseurbereich. Es ist hier viel, viel schöner.
„Unsere Aufgabe ist es den Friseur in seiner Arbeit zu stärken und ihn dabei zu unterstützen erfolgreich zu sein.“
Estel hat sich in den vergangenen 10 Jahren sehr gut entwickelt und wird immer präsenter. Kommt mit der Markenbekanntheit auch das Problem des Onlinehandels?
OR: Der Fokus lag von Anfang an auf absoluter Friseurexklusivität. Das ist unser USP, das haben wir und das wollen wir beibehalten. Wir möchten, dass der Friseur oder die Friseurin davon profitiert, wenn sie ihre Produkte an ihre KundInnen verkaufen und für ihre Beratung belohnt wird.
Wenn ich jedoch berate und der Kunde dann nach Hause geht und sich das irgendwo anders bestellt, dann habe ich vielleicht auch keine Lust mehr zu beraten. Unsere Aufgabe ist es den Friseur in seiner Arbeit zu stärken und etwas an die Hand zu geben, mit dem er erfolgreich sein kann..
Was sind weitere Stärken der Marke Estel?
OR: Klassische Produkte, hohe Produktqualität und eine sehr breite Produktpalette. In Deutschland vertreiben wir knapp 700 Produkte, wir haben einen kompetenten Fachservice. Und auch wenn es abgedroschen klingt, wir leben Partnerschaft auf Augenhöhe. Es ist uns wichtig ein Partner an der Seite des Friseurs zu sein.
Ihr bietet Augenbrauen Produkte an. Augenbrauen sind ein großes Trendthema. Kommt das auch gut an oder ist das nur ein kleines Sidesegment?
OR: Das kommt gut an und ist immer wieder ein Renner. Wir versuchen dem Friseur ein volles Sortiment an die Hand zu geben, dass wirklich alles abdeckt, was die KundInnen wünschen und dazu gehören eben auch Augenbrauen.
„Wir werden uns weiter als Blond-Spezialist positionieren“
Was dürfen wir 2021/22 Neues von Estel erwarten?
OR: Viel! (lacht) Unsere russischen KollegInnen sind sehr aktiv und lassen sich immer was Neues einfallen. Die Ideen gehen wirklich nicht aus. Es zielt alles daraufhin den Friseur im Dienstleistungsbereich zu unterstützen. Wir werden uns weiter als Blond-Spezialist positionieren und bieten viele und immer wieder innovative Produkte im Blondbereich an. Die Haute Couture Blond Bar hat sich sensationell etabliert und wird ständig erweitert.
Parallel arbeiten wir an einer Clean-Beauty Pflegeserie, die vegan und u.a. frei von Silikonen ist. Die wird aber erst nächstes Jahr auf den Markt kommen.
Das heißt, da macht ihr auch einen großen Schritt in Richtung Nachhaltigkeit?
OR: Ja genau, da kann ich aber noch nicht mehr zu sagen (lacht). Aber natürlich ist Nachhaltigkeit ein sehr aktuelles und wichtiges Thema für uns, dazu zählt auch Social Responsibility.
Worauf setzt ihr bei Social Responsibility?
OR: Wir als ESTEL Europe GmbH engagieren uns mit vielen Aktivitäten, zum Beispiel spenden wirHaarkosmetik an gemeinnützige Einrichtungen. Aktuell gehen alle Erlöse aus dem Verkauf unseres goldenen Tubendrehers an das Kinderhospiz Bärenherz. Und wir haben zu unserem 10-jährigen Jubiläum 10 Bäume in Markranstädt pflanzen lassen! Und das ist nur eine kleine Auswahl!
Ist eigentlich das Ost-West Gefälle (noch) Thema?
OR: Nein, das ist gar kein Thema und ich glaube das war auch bei uns nie so ein Thema. Wir sind zwar hier im Osten zu Hause, aber unsere Kunden und Mitarbeiter kommen aus ganz Deutschland und da sehen wir keine Unterschiede zwischen Ost und West..
Ab Herbst gibt es wieder Messen, wie geplant in Erfurt. Bisher hat man Estel auf Messen nicht angetroffen. Ist das geplant?
OR: Nein, momentan noch nicht. Das passt nicht in unser Konzept.
Ihr seid bekannt für fulminante Shows. Ist schon etwas für Post-Corona geplant?
OR: Nein und das tut mir in der Seele weh. Unsere nächste Show wäre in Breslau gewesen, da wollten wir ein schönes, großes Event machen. Das haben wir jetzt aber auch abgesagt. Es soll schön werden, es soll toll werden und wir wollen alle miteinander feiern! Dazu braucht es eine gewisse Nähe und die ist momentan noch nicht gegeben. Vielleicht im nächsten Jahr, die Entwicklung wird es zeigen. Wir schauen in jedem Fall positiv in die Zukunft und wir kommen zurück, spätestens nächstes Jahr!
Frauen in der Branche. Es gibt wenige, die an der Spitze stehen…
OR: Ja … ich mag die Frage überhaupt nicht, weil es für mich kein Thema ist. Aber ich verstehe natürlich, dass es vielen Frauen anders geht. Ich kann nur für mich persönlich sagen, dass ich mich nie als benachteiligt empfunden habe. Ich bin im Osten aufgewachsen und da wurde Gleichberechtigung im Beruf anders gelebt - zumindest habe ich das so empfunden. Bei uns in der Firma haben wir flache Hierarchien und sind eher Frauen-lastig. Da denk ich mir manchmal ein Mann wäre mal wieder schön.
Liebe Odette, ich danke Dir für das Gespräch und wünsche weiterhin viel Erfolg!