Credit: Bryan Reinhart

22.06.2020

Wolfgang Eder: Blockunterricht hat Pros und Contras

Mit dem neuen Schuljahr startet auch für die Wiener Friseurlehrlinge der Blockunterricht. Nicht nach jedermanns Geschmack, aber es gibt kein Entrinnen - Bundesinnungsmeister Wolfgang Eder weiß das aus eigener Erfahrung.

Nachgefragt von Raphaela Kirschnick
 

Wolfgang, im Moment gibt es viel Aufschrei zum Blockunterricht.
Wolfgang Eder:
Es handelt sich hierbei um eine Auflage des Unterrichtsministeriums, das das schrittweise in den Bundesländern umzusetzen ist. Da müssen sich auch alle Bundesländer daranhalten. Vor 6 Jahren kam das Ganze bereits in Salzburg. Anfänglich gab es viel Kritik, Reibereien gibt es auch nach wie vor, aber die allermeisten haben sich damit abgefunden.

Kann man dem Ganzen entkommen?
WE: Nein, diese Unterrichtsform geht einher mit der Einführung des kompetenzorientierten Unterrichtes. Im Land Salzburg gibt es für jedes Gewerbe nur mehr den Turnusunterricht.

Verstehst Du die Frustration vieler Salonunternehmer?
WE:
Ja, es werden die Lehrlinge in Turnusse eingeteilt und manchen trifft es in starken Monaten wie Dezember sehr hart. Man hat die Möglichkeit, Wunschtermine bekannt zu geben. Es liegt dann im Ermessen der Direktion, diese zu erfüllen! Besonders hart wird es, auch mir ist das schon passiert, dass durch kurzfristige Änderungen zwei gleichzeitig eingezogen werden. Da habe ich in Salzburg sehr oft kämpfen müssen mit nur teilweisen Erfolgen. Seit diesem Schuljahr sollte, das in Salzburg nicht mehr passieren.

"Seit Einführung sind die Leistungen in der Theorie besser ... über die Praxis kann man das nicht sagen."

Was ist deine Erfahrung?
WE: Naja, die Statistik der Entwicklung spricht eine klare Sprache: Seit Einführung des Blockunterrichtes sind die Leistungen der Schüler in Theorie viel besser geworden über den praktischen Unterricht kann man das in dieser Form nicht sagen.

Was heißt das? Bilden Friseurunternehmer schlechter aus in Blöcken? Wo siehst du hier das Problem?
WE: Unternehmer bilden nicht schlechter aus, aber
nach 10 Wochen Schule haben viele das im Unternehmen Gelernte wieder vergessen. Schüler des letzten Blockes, vor den Sommerferien, sind teilweise nicht so gut für die Lehrabschlussprüfung vorbereitet, bedingt durch das Fehlen im Unternehmen.

"Wir können auf Dinge hinweisen, aber es gibt vonseiten des Ministeriums keine Verpflichtung darauf einzugehen."

Kann man dagegen etwas als Innung unternehmen, Einspruch erheben?
WE: Nein! Die Berufsschulen gehören zum Unterrichtsministerium. Würden sie ans Wirtschaftsministerium angehängt sein, hätten wir als Unternehmen bessere Karten.
Die Innung gibt das Berufsbild an das Unterrichtsministerium und dieses gestaltet dann den Lehrplan. Wir können auf zu ändernde Dinge hinweisen, es gibt jedoch vonseiten des Ministeriums keine Verpflichtung darauf einzugehen, es gibt auch keine Sonderregelung für Friseure, das gilt für alle Branchen.

Dein Appell an Unternehmer?
WE:
Aus eigener Erfahrung möglichst bald die Wünsche für das nächste Schuljahr einreichen und versuchen, einen guten Kontakt zur Schule und zur Direktion aufzubauen! Eventuell mit Kollegen aus anderen Bundesländern über deren Erfahrungen zu sprechen. In einigen Bundesländern hat man damit schon Jahrzehnte lange Erfahrung.
 

Wolfgang, vielen Dank für dein schnelles Statement!