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18.02.2013

Was sagt Man(n) dazu?

Zugegeben: meine Lieblingsfrage „Soll‘s auch gewaschen werden?“ habe ich als männlicher Kunde beim Friseur seit Längerem nicht mehr gehört.

Zugegeben: meine Lieblingsfrage „Soll‘s auch gewaschen werden?“ habe ich als männlicher Kunde beim Friseur seit Längerem nicht mehr gehört.

Zufall oder Zeichen einer nachhaltigen Veränderung im Bewusstsein der Friseure ihrer männlichen Kunden gegenüber? Wer weiß! Jedenfalls war diese Aussage in früheren Zeiten die Einleitung dessen, was im Herrensalon Beratung genannt wurde. Kurz und knackig, möglichst mit geschlossenen Fragen, so dass gar nicht erst der Verdacht auf eine tiefgehende Bedarfsanalyse aufkommt. Dementsprechend einigt man sich rasch auf „etwas kürzer“ (meine zweitliebste Frage: „Wann war der letzte Schnitt?“) und los geht’s.
Das ist doch, was Mann will: eine schnelle, praktische Dienstleistung. Perfekt!

Oder doch nicht? Denn: glaubt man den erfassten Daten, verweigert immerhin rund die Hälfte der österreichischen Männer den Besuch beim Friseur.
Diejenigen, die hingehen, tun das circa 4 Mal im Jahr und geben dabei rund 70,- Euro aus. Nicht pro Besuch, sondern pro Jahr. Was in etwa dem Gegenwert einer Tankfüllung oder einer Eintrittskarte zu einem Champions-League-Spiel entspricht.
Dass nur annähernd jeder zweite Kunde auch gewaschen wird – die oben erwähnte Frage scheint doch noch nicht gänzlich ausgestorben – und kaum 5% der Kunden mit Farbe oder Strähnen in Be-rührung kommen, rundet das Bild ab. Nicht verwunderlich, dass hiermit ca. 40% der Friseurbesuche nur knapp 20% des Umsatzes erwirtschaften. Ein erhebliches Potential also.

Nur: wo ist die Lösung dafür? Muss mehr Aufwand betrieben, mehr Mode zelebriert und mehr Service geboten werden? Fehlen die Innovationen, müssen neue Produkte her? Ich befürchte, dass mit all den Mitteln der Gesamtmarkt nur begrenzt zu beeinflussen ist.
Deshalb sollte jeder Unternehmer sich zuerst die FRAGEstellen, wie konsequent er sich dem Thema in seinem Salon widmen will. Denn der für mich ausschlaggebende Punkt ist, Männer tatsächlich ernst zu nehmen. Dies beginnt beim Bewusstsein jedes einzelnen Mitarbeiters für Aufmerksamkeit, ehrliches Interesse, eine persönliche Beratung und eine unkomplizierte Dienstleistung.

In Folge zieht es sich durch die gesamten Abläufe im Salon. Als Anregung führe ich einige Beispiele auf, die Sie gerne teamintern als Diskussionsgrundlage nutzen können:
- Haben Sie eine definierte Zielgruppe bei Damenkunden? Bei Herren auch?
- Wie oft besuchen Sie /Ihr Team Fachseminare für Damen? Wie viele für Herren?
- Welche Lieblingsgetränke haben Sie für Damen? Welche für Herren?
- Welche Serviceleistungen erhalten Damen-, welche Herrenkunden?
- Trainieren Sie regelmäßig Beratung und Argumentationen (auch für Herren?)
- Welche Werbemaßnahmen führen Sie für Damen durch? Welche für Herren?
- Haben Sie schon Kundenabende veranstaltet? Waren diese für Damen oder für Herren?

Ich denke, Sie merken, worauf ich hinaus will:
Es reicht eben nicht, den „Playboy“ statt der „Bunte“ auszulegen, um beim Mann zu punkten!

Martin Stolzlederer