17.08.2015

Hairdressing Awards 2015 - Disqualifiziert – trotzdem grandios

Flamur Sopjani's Bewerberfotos wurden heuer disqualifiziert - Warum? Eine Spurensuche ...

von Raphaela Kirschnick

Auch in diesem Jahr war ich wieder Jurymitglied bei den Hairdressing Awards, einer für mich großartigen Aktion zur Imagesteigerung der Friseurbranche und immer wieder einer der hochkarätigsten Veranstaltungen, bei der man die kreativsten Köpfe der Branche hautnah erleben darf.

Die HD Awards werden meist von 3 Lagern begleitet:

1.) All denen, die sich in jedem Jahr erneut auf die Awards freuen, die ihre Kollegen anfeuern oder selbst teilnehmen und viel Herzblut in ihre Arbeiten stecken und zu tausend Prozent hinter der Sache stehen.

2.) All jene, die die Aktion toll finden, denen aber ein Fotobewerb zu wenig echtes Können vermittelt, da ja Photoshop angeblich alles handwerkliche Können hinfällig macht.

3.) All jene, die glauben hier wird gefinkelt, getäuscht, gemauschelt und schon vorab bestimmt, wer gewinnt.


Prinzipiell ist das gut so, denn was polarisiert hat Bedeutung, wird diskutiert. 

Als Jurymitglied habe ich zwar keinen Einblick in die Auswertung der abgegebenen Jurybewertungen, aber die Jurierung selbst ist ein ordentliches, überwachtes Prozedere – dafür stehe ich mit meinem „guten Namen“ – ich wäre sonst auch längst abgesprungen.
Meist stimmt Sieger auch mit meinem persönlichen Favoriten überein. Nicht immer, aber das ist ok, nach den Bewertungsdurchläufen diskutieren wir Juroren immer ganz heftig Ideen und Bilder, unterschiedliche Ansichten und Geschmäcker machen den Bewerb somit spannend. 

Zu Beginn der ersten Bewertungsrunde werden alle eingereichten Kollektionen angeschaut und auf Erfüllungskriterien hin untersucht. (PS: es ist alles anonym, selbstverständlich wissen wir nicht, von wem jeweilige Kollektion stammt, es gibt lediglich Nummern). Jedes Jahr gibt es Bilder die disqualifiziert werden, zum Beispiel weil Haarteile verwendet wurden, die man nicht verwenden darf (bei den Damen Kategorien). 
Die gesamte Jury bespricht den Vorwurf und entscheidet dann über die Qualifikation des Bildes. Das tut manchmal weh, denn es sind mitunter wunderschöne Einsendungen. In diesem Jahr gab es über eine Kollektion eine sehr hitzige Diskussion. Denn in einer Männerkollektion wurde eine Dame gezeigt. Regel besagt: Keine Frauen in einem Männerbild. Man mag die Regel nun mögen oder nicht, aber sie steht nun mal geschrieben und wenn sich alle daran halten, was soll ich sagen.

Heuer hat es mir persönlich sehr leid getan, denn das Bild fand ich richtig gut. 
Zufällig flatterte vor wenigen Tagen genau diese Kollektion in meinen Posteingang – danke Steven Woollard. Ich war so happy, denn jetzt wusste ich endlich, wer der kreative Kopf hinter den Fotos war.  
Ironischerweise heißt die Kollektion Intolerance – Tolerance und stammt von Flamur Sopjani aus dem Innsbrucker Salon Greta Kahn.

Wir stellen die Kollektion heute vor, denn das Konzept ist in Conchita & Co Zeiten, in welchen Grenzen zwischen Mann und Frau neu ausgelotet werden, ein Volltreffer. Immerhin nahm Conchita als Frau am Song-Contest teil, eine Grundsatzdiskussion. Die Entscheidung der Jury war korrekt, jetzt wurde zumindest ein Anstoß gegeben, die Regeln neu zu überdenken. 

Flamur deine Kollektion ist großartig und erhält den „imSalon.at Favorite 2015-Award“!

Raphaela Kirschnick