

07.03.2025
Was ist Nihongami? Japanische Frisurenshow erklärt's
Eine Show der besonderen Art widmete sich in Wien der traditionellen, kunstvollen "Nihongami" Frisierkunst. Was das ist und welche Looks dahinter stehen ...
Die Österreichisch-Japanische Gesellschaft (ÖJG), vertreten durch Präsident Dr. Alexander T. Scheuwimmer, lud anlässlich der Wiener Ballsaison Großmeisterinnen und Großmeister der japanischen Frisierkunst nach Wien ein. Bei einer Haar-Show in der Lugner City, die mit Unterstützung von Gabriele und Robert Schwenk sowie Thomas Maresch stattfand, konnten Berufsschüler*innen sowie neugieriges Publikum Einblicke in die Fertigung und Bedeutung der traditionellen „Nihongami“ Haarkunst bekommen. Gelehrt werden diese Techniken traditionell von "Japanese classical hairstyle hairdressers" in Japan, was diese Veranstaltung in Wien zu etwas Besonderem machte.
Japanische Tradition von Nihongami bis Kimono
Zu sehen waren kunstvolle Volumenfrisuren aus der Edo-Zeit (Erklärung, s. unten) mit komplexen Formen, aufwendigen Knoten und Bögen sowie kunstvollem Haarschmuck und Make-up. Um die Frisuren zu formen, werden Kämme, Nadeln (Kanzashi) und Bintsuke-Abura (eine traditionelle japanische Pomade aus Wachs und gehärtetem Kamillenöl) verwendet sowie Verstärkungen aus Papier oder Draht.
Erklärt wurden zudem Bedeutung und sozialer Status, Beruf oder die Lebensphase der Trägerin. Die Stoffe, Muster und Farbenpracht der kunstvollen Kimons waren beeindruckend! Diese bestehen zumeist aus zwölf oder mehreren einzelnen Stücken und müssen auf bestimmte Weise angelegt werden - etwas, das der Trägerin ohne Hilfe nicht gelingen kann.
Nihongami Frisuren der Edo-Zeit und ihre Bedeutung
Historischer Kontext der Frisuren
In Historiendramen und historischen Mangas sind Nihongami-Frisuren oft zu sehen, sie beeinflussten über Jahrhunderte hinweg japanische Schönheitsideale, getragen vor allem von Geishas, Maikos (Geisha-Schülerinnen), Kabuki-Darstellern und bei traditionellen Zeremonien.
Nihongami bedeutet „japanisches Haar“ und ist eine besondere, kunstvolle Art, Haare zu stylen. Sie ist tief in der japanischen Kultur verwurzelt und spielt bis heute bei traditionellen Anlässen eine wichtige Rolle. Die traditionellen Frisuren stammen aus der Kofun-Zeit (250–538) bis zur frühen Showa-Zeit (1926–1989) und entwickelten sich im Laufe verschiedener Epochen als Spiegelbild kultureller und gesellschaftlicher Veränderungen weiter. Ihren Höhepunkt hatten sie in der Edo-Zeit (1603–1868), in der die Frisuren aufwendiger wurden und deren Modetrends von Kaufleuten und ihren Frauen vorgegeben wurden.
Alle Frisuren, die bei der Show in Wien gezeigt wurden, stammen aus der Edo Zeit, einer Epoche der japanischen Geschichte, die nach der Stadt Edo, dem heutigen Tokio, benannt wurde.
Diese Zeit war geprägt von japanischer Isolation, einem strengen Kastensystem (Krieger, Bauern, Handwerker, Kaufleute), aber auch von Kunst und Kultur sowie wirtschaftlichem und technologischem Fortschritt.
Die Edo-Zeit war eine lange Phase der Stabilität, wirtschaftlichen Entwicklung und kulturellen Blüte, die den Grundstein für das moderne Japan legte.
Ist Nihongami heute noch wichtig?
Auch wenn moderne Frisuren in der japanischen Gesellschaft überwiegen, wird Nihongami weiterhin in der Geisha-Kultur, im traditionellen Theater (Kabuki, Nō) und bei Festen oder Hochzeiten in Japan gepflegt. Allerdings werden heute, da das tägliche Frisieren sehr zeitaufwendig ist, zumeist Perücken verwendet.
Bekannte Nihongami-Frisuren sind
- Shimada: Eine elegante Frisur für junge Frauen, oft mit einem hohen Knoten.
- Taka-Shimada: Eine besonders hohe Version für formelle Anlässe.
- Wareshinobu: Eine Frisur für Maikos (Geisha-Schülerinnen), mit einem auffälligen Knoten am Hinterkopf.
- Marumage: Eine schlichte, aber edle Frisur für verheiratete Frauen.