Thomas Sturn ist Friseurunternehmer und Schnapsbrenner aus Leidenschaft | C: thomasgmeinerPHOTOGRAPHY

05.08.2021

Thomas Sturn brennt Barbers Gin unter seinem Friseursalon

Vier Friseure aus Vorarlberg machen ihren eigenen Barber Gin - für die Kundschaft und sich selbst. Brennmeister Thomas Sturn ist derjenige, der schaut, dass Wasser, edle Botanicals und Alkohol sich vereinen und zum edlen BARBER’s GIN werden.

Thomas Sturn und seine Vorarlberger Friseurfreunde Gerhard Ölz, Günther Plaickner und Christoph Schobel sind branchenintern keine Unbekannten. In einem dunklen Kellergewölbe haben sie gemeinsam den Plan geschmiedet, ihren eigenen Gin zu brennen und in ihren Salons an Kunden auszuschenken – entstanden ist der BARBER’s GIN. Wir sprachen mit Brennmeister Thomas Sturn („Sturn Friseure“) über das Warum und das Wie…
 

Im Gespräch mit Katja Ottiger

Thomas, wie kommt man auf die Idee, einen ►friseureigenen Barber-Gin zu brennen?
Thomas Sturn:
Ich bin begeisterter Hobby Schnapsbrenner und wollte immer schon einen Gin brennen. In einer gemütlichen Runde mit der Clique (Gerhard Ölz, Günther Plaickner, Christoph Schobl und Thomas' Sohn Fabian) haben wir dann beschlossen, unseren eigenen Barber Gin zu entwickeln.

Frischer Zitrusduft und eine verspielt grasige Wacholdernote - der BARBERS GIN | Credit: thomasgmeinerPHOTOGRAPHY

Das klingt jetzt einfach, aber Gin ist kein Schnaps...
TS:
Wir haben uns hier Unterstützung geholt. Artur Nägele (https://arthur.naegele.name/) ist österreichischer Spirituosen-Sommelier, reist weltweit herum und weiß alles, was mit Rum, Whisky, Likören oder Gin zu tun hat. Christoph (Schobel, Anm.) konnte uns einen Kontakt herstellen, da er ein Jahrgänger von Arthur ist und in der Nachbargemeinde wohnt. Er hat uns nach Vorgabe unserer zehn Wunschkräuter wie Koriander, Ingwer, Lavendel und natürlich Wacholder ein Muster gebrannt. Nach der Verkostung haben wir uns für dieses Rezept entschieden und so entstand der BARBER’s GIN.

Und den brennst du direkt unter deinem Friseursalon?
TS: Ja. Das Haus, in dem sich das Friseurgeschäft befindet, ist aus dem 17. Jahrhundert und besitzt einen eigenen Weinkeller. In diesen habe ich vor zwei Jahren eine eigene, hochmoderne Schnapsbrennerei errichtet.

Gebrannt wird nach Bedarf?
TS:
 Sozusagen. Gin hat keine Lagerung, den kannst du brennen und trinken, der verändert sich nicht so wie ein Obstbrand. Schnaps wird erst wirklich gut, wenn er lange liegt. Um den Gin zu verschneiden, hole ich mir das edle, kalkfreie Wasser aus den Montafoner Bergen. Das Quellwasser hat eine unglaubliche Schwingung, und behält sehr lange seine hohe Qalität.

Woher kommt deine Brenn-Leidenschaft? Du hast einige Medaillen gewonnen, z.B. bei „Destilata“ in Silber und Bronze ...
TS: Ich bin in der dritten Generation Friseur und Schnapsbrenner. Wir hatten immer schon eigene Obstbäume, das Schnapsbrennen war das Hobby von meinem Vater und meinem Großvater, ich bin da hineingewachsen. Als Junge habe ich immer helfen müssen, wenn auch anfangs mit weniger Begeisterung. Später dann habe ich gemeinsam mit meinem Vater gebrannt, vor dem Umbau aber noch mit der fahrbaren Brennerei.

Was bitte ist eine fahrbare Brennerei?
TS: Ich glaube, das kennt man in der Stadt nicht, so etwas gibt es nur am Land. Als Mitglied vom Obst und Gartenbauverein hast du die Möglichkeit, diese fahrbare Brennerei zu nutzen.

In der BARBER’s GIN Clique gibt es auch einen „Nicht-Friseur“, deinen Sohn?
TS: Ja, meinen Junior haben wir mit aufgenommen. Er ist zwar gelernter Schlosser, hat aber die Barber Prüfung aber bestanden.

Die Barber-Prüfung? Wie?
TS: Er musste an einem Trainingskopf Wasserwellen machen, Papilotten eindrehen und mit einer Gartenschere einen Haarschnitt machen (lacht). Und er war für Essen und Trinken zuständig...

…und das, während ihr Gin verkostet habt?
TS: Nein, da waren wir noch beim Bier (lacht).

Gibt es Ambitionen zu einem eigenen Barber-Bier?
TS: Ja, es gibt tatsächlich schon Pläne. Es könnte gut sein, dass wir im nächsten Jahr mit einem Barber Craft Bier daherkommen, man muss sich ja weiterentwickeln.

„Den Gin gibt es in der 0,5 Liter Flasche, mit 47 Prozent Alkohol.“

Ihr habt einen BARBER’s GIN Verein gegründet. Muss ich Mitglied sein, um eure friseurexklusiven Barber-Spirituosen ordern zu können?
TS: Nein. Nicht zwingend. Im Verein kann jeder den Gin beziehen. Am besten einfach über die Website (www.barbers-gin.com).

Wer hat das Design des Gins entworfen?
TS: Ein Kollege von mir, der in Wien die Grafikschule gemacht hat. Er hat das Design und das Logo entwickelt, wir haben es abgesegnet und fertig

Ihr habt eine tolle Website mit Infos zum Gin allgemein aber auch Rezeptvorschläge …
TS:
Ja, Christoph hat praktisch über Nacht die Website gemacht, Texte erstellt und Rezeptvorschläge gesammelt. Die ist wirklich toll geworden!

Den Gin gibt es jetzt seit einem halben Jahr und eigentlich haben wir den Gin nur für uns gemacht, aber irgendwie wurde das immer größer. Das Schöne ist die Gemeinsamkeit, das Miteinander, und wenn etwas übrigbleibt, machen wir einen Vereinsausflug oder neue Forschungsprojekte (und lacht). ...