26.11.2013

Sandra Eckl: Trendupdates sind Must-haves

Mit ihrem Sebastian Salon in Vöcklabruck ist sie in bester Gesellschaft, tummeln sich doch hier noch andere Friseursalons mit selbiger Produktlinie auf hohem Niveau. Sandra Eckl punktet mit Qualität und Kreativität, mit regelmäßigen Updates im Ausland und mit eigens produzierten Fotokollektionen im halbjährlichen Abstand. Das Know-how dafür sammelte sie zu Beginn ihrer Karriere bei TONI&GUY und backstage bei den Fashion Weeks, in der Sassoon Academy in London und später dann als Education Trainerin bei Sebastian und Sassoon. Ihre Trend-Updates im Ausland sind absolutes Must-have, dafür ordert sie gern Tickets für sich und ihr Team nach London, Dublin, Berlin, München, Zürich… Wir baten sie zum Gespräch. [i]Fakten:[/i] 3 Mitarbeiter | 1 Lehrling | 1 Salon in Vöcklabruck

imSalon: Bevor Sie vor 1 ½ Jahren Ihren eigenen Salon eröffneten, waren Sie eine zeitlang in London bei TONI&GUY, später dann in der Sassoon Academy. Was haben Sie sich von dort mitgenommen?
Viele Inputs und viel Kraft. In London bin ich an mir selbst gewachsen, weil ich dort für mich allein verantwortlich und vollkommen auf mich allein gestelltwar.

imSalon: Nach London sind Sie gegangen, um für TONI&GUY zu arbeiten. Wie war es zu diesem Zeitpunkt eigentlich um Ihre englische Sprache bestellt?
Naja, sagen wir mal so: die Grundkenntnisse aus der Schule – es war natürlich klar, dass das nicht ausreichen würde. Also hab ich im Vorfeld in eine Native Speakerin investiert, um mich bestmöglich auf das TONI&GUY Bewerbungsinterview vorzubereiten und um zu lernen, wie man in England eine Vita erstellt. Das kann man mit unseren Lebensläufen hier nicht vergleichen. Aber so richtig englisch sprechen hab ich vor Ort gelernt, als ich einfach drauf los reden musste. Die Engländer sind diesbezüglich sehr nett und zeigen sich beeindruckt, wenn man sich traut, einfach in ein fremdes Land zu gehen und eine fremde Sprache zu lernen.
 

"Social Media wie Facebook und Twitter sind mittlerweile wichtiger, als im Telefonbuch zu stehen."



imSalon: Ihre Eltern waren anfangs gegen den Beruf Friseurin. Wie haben Sie sich durchgesetzt?
Da meine Eltern anfangs dagegen waren, hab ich die pädagogische Kindergartenschule besucht, aber dort ist mir einfach das Kreative abgegangen. Ein Idol von mir war meine Schwägerin, die auch als Friseurin gearbeitet und ihren Job immer mit voller Leidenschaft ausgeübt hat. Das hat mich sehr beeindruckt und hat mir die Entscheidung, nach einem Jahr doch in die Friseurlehre umzuschwenken, leicht gemacht.

imSalon: Friseurin oder Stylistin – welche Bezeichnung ist Ihnen lieber?
Wenn man mich fragt, dann sage ich, ich bin Friseurin, denn das ist der bodenständige Ausdruck für das, was wir tun. Den Begriff Stylistin verwende ich persönlich seltener, zumal er für mich neben dem Hairstyling auch Fashion & Mode beinhaltet.

imSalon: Sie nutzen das Internet als Informationsplattform rund um den Salon. Wie wichtig ist Ihnen ein professioneller Webauftritt?
Sehr, sehr wichtig und nicht ignorierbar. Das betrifft die Homepage, aber auch Social Media, wie Facebook und Twitter. Das alles ist mittlerweile wichtiger, als im Telefonbuch vertreten zu sein. Wir aktualisieren unsere Homepage regelmäßig, das letzte Update liegt gerade zurück. Wir haben umgestellt, um Tablet-und Smartphone tauglich zu sein.

imSalon: Wenn Sie sagen: regelmäßig, heißt das, dass Internetpräsenz auch im Budget einkalkuliert ist?
Ja. Wir arbeiten eng mit einer Marketingagentur zusammen und haben hier ein Marketingkonzept mit Budgetvorgabe. Die Website wird beispielsweise 2x jährlich upgedated, d.h. mit der jeweils neuen Kollektion, neuen Fotos von uns, und aktuellen Informationen. Alles ändert sich so schnell, da müssen gerade wir Friseure immer mit der Zeit gehen und am Puls bleiben.

imSalon: Am Puls bleiben: Sie entwickeln regelmäßig Fotokollektionen...
Ja, 2x im Jahr: Frühjahr/Sommer und Herbst/Winter. Auch das ist im Budget fix verankert. Die Fotografen, die Bearbeitung, der Druck der Poster… Die Kollektionen sind uns sehr wichtig, die müssen sich einfach immer ausgehen.

imSalon: Warum?
Das ist direkte Werbung beim Kunden! Wir haben bei uns im Salon große flexible Wände, auf denen wir unsere Sujets anbringen, die auf 3m großen Postern foliert und halbjährlich ausgetauscht werden. Mit diesen Kollektionsfotos sind wir auch vertreten in den Printmedien, z.B. in der „Vöcklabruckerin“, die Bilder sind auf unserer Homepage und auf Facebook online und sie fahren nicht zuletzt auf meinem Auto spazieren.
Infolge reagieren die Kunden positiv auf unsere Präsenz und genau damit können wir nicht nur unsere Leistungen, sondern auch unsere Preise argumentieren.

 

"Wir müssen über alles Neue Bescheid wissen. Unsere Kunden sind selbst so gut informiert, da müssen wir Friseure einfach top sein!"




imSalon: Sind Sie hochpreisig?
Für Vöcklabruck eher schon. Aber wir haben unsere treuen Stammkunden, die Klientel bewegt sich hier geschätzt zwischen 30 und 50 Jahren.

imSalon: Bei Ihren Kollektionen fallen sogleich auch die Outfits ins Auge. Arbeiten Sie hier mit Designern zusammen?
Mit Designern leider noch nicht, das ist bei uns hier eher schwierig, da gibt es wenige freischaffende. Meistens kaufe ich die Sachen in London, entweder vor Ort oder übers Internet. Nach den Shootings verkaufe ich die Teile manchmal weiter oder behalte sie gleich selbst.

imSalon: Woher kommen die Impulse für Kollektionen?
Ich bereite mich intensiv auf die Kollektionen vor – mit der nächsten Frühjahr/Sommer Kollektion werde ich im Jänner beginnen. Inputs haben mein Team und ich uns erst im Oktober auf der Salon International geholt, bei Sassoon, TONI&GUY und Patrick Cameron und natürlich bei der Alternative Hair Show. Die Kollektionen sind immer ein Gemeinschaftsprojekt und mein Team ist ein ehrgeiziges. Ich kann hier immer auf ihre Unterstützung zählen, sie recherchieren genauso gern neue Trends wie ich und arbeiten begeistert an den Kollektionen mit - und das, ohne dabei auf die Uhr zu schauen! Sie betrachten diese Mitarbeit als Lernprozess, denn hier können sie Sachen machen, die im Salon nicht immer möglich sind.

imSalon: Wie halten Sie es intern mit Schulungen?
Alle 2 Wochen trainieren wir abwechselnd mit unserem Lehrling, unser Update für alle findet einmal im Monat statt. Hier trainieren wir nach ausgewählten Themen und ich spendiere für jeden eine Stunde seiner Arbeitszeit.
Absolutes Must-have sind auch unsere gemeinsamen Messebesuche ( z.B. Sebastian in Berlin, hair@work in Mannheim, TopHair in Düsseldorf, Salon International London) und auch die Hands on Sessions mit den Academies von TONI&GUY oder Sassoon in München.

imSalon: …und wer zahlt das?
Na ich. Wie gesagt, das muss sich ausgehen. Wir müssen über alles Neue Bescheid wissen. Unsere Kunden sind selbst so gut informiert aus Zeitschriften und Internet, da müssen wir top sein!

imSalon: Worin sehen Sie die Herausforderung der Zukunft für den Friseur?
Gerade in Zeiten der Wirtschaftskrise: das Level zu behalten und am Ball zu bleiben.

imSalon: Was erwarten Sie sich von Innung, Berufsschulen, Unternehmern zur Imagesteigerung und Nachwuchsgewinnung?
Es wird mit dem Nachwuchs immer schwieriger, der Trend bei den Jugendlichen geht zu höherer Bildung, zum Studium, und weg von einer Lehre. Hinzu kommt, dass die junge Generation teilweise eine schlechte Einstellung zur Arbeit hat. Die Vorteile unseres Berufes und die Karrieremöglichkeiten müssen besser und zeitgemäßer beworben werden und gute Konzepte zur Imagesteigerung erstellt werden. Hier braucht es in der Innung auch jünger denkende Menschen, das, wie jetzt beworben wird, empfinde ich als veraltet. Ich wünschte mir, dass gerade in den Innungen noch mehr passiert, dass mehr junge außenstehende Leute die Möglichkeit haben, in den Innungen aktiv zu werden. Ich weiß, das ist schwierig, weil wir Unternehmer die Initiative selten selbst übernehmen wollen und lieber die Energien in unsere jeweiligen Unternehmen investieren.
Aber frischen Wind hinein bringen, das wär gut!

 

Interview: Katja Ottiger

Dezember 2013