02.02.2014

May-Britt Alróe-Fischer: headWorking

... im Interview. Wir sprachen mit ihr über Ausbildungsinnovationen, Entscheidungsfreiheit und Trennungsschmerz.

Die geprüfte Kommunikationstrainerin ist Mitbegründerin der „headQuarters Academy for make up and hair". Seit dem Jahr 2000 ist die Kaderschmiede im 4. Wiener Bezirk aus der heimischen Friseurbranche nicht mehr weg zudenken. Dem anfänglichen Ringen um Anerkennung folgten Kooperationen mit namhaften Unternehmern und Trainern, Austausch und Zusammenarbeit mit der Wiener Innung, Auszeichnungen, Bühnenshows und Fotokollektionen.

Fakten
7 Trainer | 3 Office-Mitarbeiter | 380 m2 Academy
Auszeichnungen, u.a.:
- Austrian Hairdressing Award 2013, Kategorie Newcomer
- Jugendfotowettbewerb Intercoiffure Mondial


headQuarters ist seit über 13 Jahren wichtiger Bestandteil unserer Ausbildungslandschaft. Nach Umstrukturierungen innerhalb der Academy, was hat sich geändert?
Im fachlichen Bereich steht jetzt das Team im Vordergrund. Die Leute hatten in den letzten Jahren die Möglichkeit zu wachsen und sich weiter zu entwickeln. Außerdem holen wir uns regelmäßige Inputs von außen, indem wir nationale und internationale Gasttrainer kommen lassen, sowohl für unsere Seminare, als auch für unsere Trainer.

Heißt es jetzt headQuarters NEU?
Nun, die headQuarters Academy besteht aus zwei Teilwelten: Hier haben wir auf der einen Seite den Academy Alltag und auf der anderen die Seminare und Specials, die der persönlichen und individuellen Weiterbildung von Friseuren dienen.
NEU ist jetzt, dass wir seit letztem Jahr verstärkt „raus“ in die Bundesländer gehen. Hier hab ich einen Kollegen an meiner Seite, der die Organisation managt, das Team vor Ort betreut und die Modelle besorgt. Und NEU ist unser neuer Ausbildungsplan mit maßgefertigten Hairstylist-Ausbildungen.
Unsere studente befinden sich ja im zweiten Bildungsweg und haben mitunter einen Job. Sie können nicht die ganze Woche in der Schule sein. Also war Umdenken angesagt. Wir bieten jetzt Ausbildungen in verschiedenen Längen und Modulen an. Jeder greift auf das zurück, das ihm behagt. Entweder volle 17 Monate in einem Stück oder in Teilzeitkarenz gehen und 3 Tage die Woche hier seine Ausbildung machen. Oder, wenn jemand schon Praxiserfahrung hat, seine Kompetenzen einfach im 3 Monate Kurs erweitern.
 

"Wieder- und Quereinsteiger im zweiten Bildungsweg setzen sich zumeist über die Imagegeschichte hinweg und werden das, was sie eigentlich werden wollten. Friseur."



...der älteste Student?
55 Jahre...
Erwachsene Menschen - das ist es auch, was unsere Kooperationspartner, Unternehmer wie Katharina Strassl oder Bundy Bundy, zu schätzen wissen. Wir vermitteln ihnen Leute, die sie im Unternehmen schneller einsetzen können. Jemandem, der in einer Bank am Schalter arbeitet oder gearbeitet hat, dem muss ich nicht beibringen, wie er kommuniziert. Und zwischen Friseurunternehmer und Academy findet ständiger Austausch statt, es wird gegenseitiges Feedback gegeben und angesprochen, was wirklich gebraucht wird.

Wie findet ihr eure students?
Über das AMS, Internet und Facebook, aber auch über klassische Inserate in Printmedien und über Flyerkampagnen.

Thema Finanzen: Gibt es Förderungen?
Ja, Teilfinanzierungen übers AMS und in Wien auch über das waff.
 

"Wo steht geschrieben, dass Ausbildung von Montag bis Freitag stattfinden muss? Ausbildung sollte individuell aufs Leben abgestimmt sein."



Du selbst bist keine Frisörin, kommst aber aus einer Friseurfamilie. Wie bist su auf die Idee gekommen, eine Friseurakademie mit zugründen?
Ich habe mich 1997 mit Seminaren für Frisöre selbstständig gemacht, dort hab ich eben immer wieder auch Wieder- bzw. Quereinsteiger getroffen, die eine fundierte Ausbildung machen wollten. Und in dem Bereich erkannte ich eine Marktlücke und schon war die Idee geboren.

Macht ihr Eignungstests?
Ja, wir haben ein exakt ausgearbeitetes Aufnahmeverfahren, wo sowohl soziale Kompetenz, Kreativität und Allgemeinwissen, aber auch die Auseinandersetzung mit der Friseurbranche – auch im Hinblick auf die gesellschaftliche Entwicklung – getestet und beurteilt werden.

Was sind die größten Fehler, die Schüler während der Ausbildung machen können?
Wenn jemand nicht bereit ist, Hürden zu nehmen, sondern ihnen einfach ausweicht – da verliert man leicht den „Biss“.

… und wenn der Biss verloren gegangen ist… wann muss ein zahlender Schüler die Ausbildung beenden, bzw. darf er sie gar nicht erst antreten?
Wenn wir sehen, dass einem Menschen die Eigenmotivation fehlt kann er bei uns nicht erfolgreich sein.

Welche Eigenschaften versucht ihr zu fördern, um die Schüler auf die spätere Profession vorzubereiten?
Die Entwicklung der eigenen, individuellen Persönlichkeit und somit der Fähigkeit, anderen immer einen Schritt voraus zu sein. Der Erfolg gibt uns Recht.
 

"Die Wege sind kürzer geworden, wenn man allein entscheidet. Die Dinge, die laufen, die lässt man einfacher laufen."



Rückblickend: Wie siehst du die 13 gemeinsamen Jahre mit Christine Wegscheider – und die Trennung?
Es verhält sich wohl so, wie mit jeder guten Partnerschaft, die auseinander geht. Du wächst zusammen, hast gemeinsame Erlebnisse und Ideen, versuchst Dinge zu bewegen und bewegst auch einiges. Und wenn du dich dann trennst, weil die Ideen und Vorstellungen nicht mehr zusammen gehen, dann tut das wahnsinnig weh. Da schließen sich im ersten Moment die Türen und du weißt nicht, wie es weitergehen soll. Doch dann öffnest du deinen Kopf und deinen Blick und beginnst wieder zu sehen. Du entwickelst neue Gedanken und siehst neue Möglichkeiten. Und mit neuen Ideen öffnen sich plötzlich neue Türen. Und es geht weiter - nur anders.
Und die Wege sind kürzer geworden, wenn man allein entscheidet. Die Dinge, die laufen, die lässt man einfacher laufen.

Vielen Dank für deine Zeit!

Interview: Katja Ottiger

Februar 2014