30.11.2012

Martha Norz aktiv

Auslandsaufenthalt, Visagistin für Modefotografie, Schwarzkopf@work-team, aktive Innungsarbeit, Lehrlingsausbildung mit Passion. Seit 6 Jahren führt Martha Norz ihren exklusiven Salon "Looksus" im Innsbrucker Villenviertel. Ihr hoher Qualitätsanspruch an sich selbst und ihr Team garantieren ihren Unternehmenserfolg. [i]Fakten:[/i] - 1 Salon: "Looksus" in Innsbruck - 9 Mitarbeiter | 5 Lehrlinge 2 Hairdressing Awards "Damen West" 2011, 2012

imSalon: Sie waren ein Jahr in London, haben sich dort auch zur Visagistin ausbilden lassen und als Selbstständige Make-Up‘s für Modefotografie gemacht. Zurück in Österreich und nach ein paar Jahren als festangestellte Friseurin dann wieder der Schritt in die Selbstständigkeit, diesmal als Salonunternehmerin. Eine wiedergewonnene Freiheit?
„Freiheit“ klingt gut. Ich wollte mich immer schon selbsständig machen und in der Zeit als angestellte Friseurin wurde mir klar, das ist mir zu wenig. Ich musste mich verändern. Hinzu kommt, dass ich als Mensch ziemlich eigen und dickköpfig bin. Also dachte ich, es wäre besser, meinen eigenen Salon zu machen. Da wäre ich flexibler in der Zeiteinteilung, hätte mehr Zeit für meine Kinder, wäre finanziell unabhängiger … dachte ich. In den eigenen Salon musste ich natürlich erst hinein wachsen, zumal mir das Kaufmännische überhaupt nicht liegt. Aber ich konnte immer auf Unterstützung zählen. Gerade von meinem @workTeam-Kollegen und mittlerweile Lebensgefährten Andreas Innfeld hab ich jede Menge Hilfe bekommen und viel gelernt.

imSalon: Das ist jetzt gerademal 6 Jahre her und Ihr Salon ist sehr erfolgreich. Sie persönlich nehmen keine Neukunden mehr an. Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?
Imageaufbau. Die ersten 3 Jahre habe ich persönlich auf vieles verzichtet und vor allem viel dafür getan, dass die Leute uns und den Salon kennen lernen. Im ersten Jahr hab ich weit über 20.000 Euro in die Werbung investiert. Du brauchst ein gutes Image, gerade wenn dich keiner kennt und musst ständig präsent sein. Ich bin stolz, dass wir einen guten Namen haben und einen festen Kundenstamm. Mir sind meine Stammkunden extrem wichtig. Würde ich persönlich Neukunden aufnehmen, wäre ich für meine Stammkundschaft unflexibel. Was aber nicht heißt, dass wir keine Kunden mehr annehmen! Ich bin ja nicht alleine. Und damit die Kunden auch meine Mitarbeiter näher kennen lernen und sich ganz gezielt für jemanden entscheiden können, sind wir z.B. auch regelmäßig im „UP-Magazin“ präsent - das ist hier bei uns ein Magazin, in dem sich luxuriöse und exklusive Unternehmen, Boutiquen, Restaurants ect. vorstellen - und präsentieren dort unsere Mitarbeiter ganz persönlich.

imSalon: Die „Looksus“ Philosophie?
Ich biete nur an, was ich wirklich gut kann. Wir machen ausschließlich Schnitt, Farbe, Pflege. Das ist die grundlegende Basis, die ich als Fachtrainerin gelernt habe und auch an meine Lehrlinge und Mitarbeiter weiter gebe.

imSalon: Sie haben eine tolle Homepage, auf der Sie alle relevanten Themen rund ums Unternehmen kommunizieren. Wie wichtig ist heute eine starke Internetpräsenz, auch über Facebook oder Twitter?
Extrem wichtig! Wenn du dabei sein willst, musst du findbar sein im Internet! Ich selbst hab mich lang dagegen gewehrt, auch gegen Facebook. Aber meine Marketing-Spezialistin hat darauf bestanden. Eine Homepage ist ein wichtiges Instrument zur Kundenbindung und –Gewinnung. Und auch vor Facebook kannst du dich nicht mehr drücken. Da passiert so viel.
Kunden unterhalten sich doch und fragen eben auch mal: Bei welchem Friseur bist du? Und dann ist es das einfachste im Internet zu surfen, am besten gleich mit dem Handy, und zu zeigen, schau, das ist meine Friseurin und das ist der Salon, da geh ich hin.
Wichtig ist nur, du brauchst jemanden, der das Ganze im Hintergrund wartet. Ich hab zum Glück eine Mitarbeiterin, die sich gern darum kümmert.

imSalon: Bleiben wir noch beim Thema Internet: Seit kurzem gibt es die Schulungsplattform Video2Hair (www.video2hair.com), durch die Friseure jederzeit anhand von Video´s Techniken und Trends erlernen können. Auch Sie arbeiten dort mit. Was erwarten Sie sich davon?
Gute Mitarbeiter. Ich liebe es Lehrlinge auszubilden! Ich habe derzeit 5 Lehrlinge, die das Training mit video2hair machen. Das ist auch für mich einfach und effektiv. So kannst du du 5 Lehrlingen 5 Steckfrisuren beibringen und musst dich dabei nicht ständig wiederholen.

imSalon: Warum engagieren Sie sich in der Tiroler Landesinnung, was möchten Sie bewegen?
Ich habe ein Problem mit unserem Image als Friseure. Ich denke, wir stehen in einem komplett falschen Licht da. Eine Umfrage der Innung sagt zwar, dass dem nicht so wäre, aber möglicherweise ist das nur die Meinung der Kunden in Bezug auf ihren eigenen Friseur, den sie eben persönlich kennen. Nur allgemein gesehen ist das Image des Friseurs eben kein besonders gutes. Und das tut mir weh, weil ich diesen Beruf so gern mach. Also müssen die Leute spüren, dass die Qualität in den Salons besser wird und damit das so wird, müssen wir selbst etwas dazu beitragen. Und ich tu das u.a. auch, indem ich für die Innung Tirol Trainings und Vorbereitungskurse für die Meisterprüfungen mache. So wie andere tolle Kollegen das auch tun, z.B. Wolfgang Aichbauer oder Horst Hohenauer.

imSalon: Wie sollte ein Mitarbeiter oder Lehrling beschaffen sein, der sich für einen Job bei Ihnen interessiert?
Ich mag besonders gern die ganz jungen Mitarbeiter, am besten kurz nach der Lehre. Ich kann sie ausbilden, zu Seminaren schicken und sehen, was aus ihnen wird. Meine längste Mitarbeiterin hab ich jetzt 4 Jahre und es ist immer wieder toll, ihr zuzusehen, wie sie arbeitet und wie sie sich in dieser Zeit entwickelt hat.
Bei neuen Mitarbeitern ist mir wichtig, dass sie mit mir mitarbeiten. Ich schau nicht so sehr aufs Zeugnis. Wichtig sind mir da lediglich Zeichnen, Werken, Kommunikation. Aber ich muss spüren, dass da ein Mensch ist.

imSalon: Wünsche an die Branche?
Die Überlegung: Warum ist unser Handwerk nicht mehr interessant?
Es ist ein gesellschaftliches Problem, dass Handwerker allgemein einen schlechten Stellenwert in der Gesellschaft haben. Die einen sind extrem gut und haben volle Terminkalender, die anderen zu wenige Aufträge. Das ist in unserer Branche nicht anders. Deshalb sag ich auch immer zu meinen jungen: Wenn ihr richtig gut seid, könnt ihr euch die Jobs später aussuchen. Aber da heißt es auch, unsere Branche muss innovativer werden, stilsicher sein und schneller reagieren lernen.
Und schauen wir uns das Preisfrisieren und die Lehrlingswettbewerbe an: Was der Friseur dort macht und was der Kunde will, sind doch komplett verschiedene Sachen. Aber das sollte Hand in Hand gehen!
Oder die Meisterprüfung: Man hat das Gefühl da lernt man bestimmte Sachen, nur damit die Prüfer zufrieden sind. Dabei kann man doch die Qualität des Handwerks auch an einem aktuellen und angesagten Trend erkennen. Da braucht es dringend neue Ansätze.
Natürlich ist letztendlich alles Geschmackssache, wie auch in der Mode. Es wird immer Kollegen geben, denen egal ist, oder nicht bewusst, was Trend ist. Und auch die haben ihre Kunden. Nur unsere Branche braucht eben mehr innovative „Aushängeschilder“!

imSalon: Um kurz bei neuen Ansätzen einzuhaken. Welche könnten das sein?
Hier finde ich erstens eine Idee von Christian Edinger überlegenswert: Bei den Wettbewerben wirklich Wert auf praxisnahe Basistechniken zu legen, z.B. schneidet das gesamte 1. Lehrjahr einen kompakten Pagenkopf. Daran kann man die Technik erkennen und hat einen direkten Vergleich. Und den Schnitt kann der Lehrling 3 Monate lang trainieren und auch im Salon anwenden. Das macht Sinn.
Oder zweitens: zeitgemäße Beratung der Kunden. Wir machen bei uns im Salon Beratung übers I-Pad. Da können wir den Kunden tragbare und zeitgemäße Trends zeigen und nicht irgendwelche Bilder aus irgendwelchen Look-Books von irgendwann.
Da kann jeder etwas für unser Image tun.
Und ich wünsche mir, dass sich mehr Frauen in unserer Branche behaupten!!!
Immer stehen bei uns die Männer in erster Reihe. Das ärgert mich. Es gibt so viele tolle Friseurinnen bei uns! Als handwerklich gute Frau musst du doppelt so gut sein wie ein Mann.

imSalon: Vielleicht mögen die vielen Frauen im Publikum lieber einen Mann auf der Bühne?
Klar, als Frau trittst du mit all den Frauen im Publikum in Konkurrenz. Und machen wir uns nichts vor: Die sitzen da und denken, na schau, die hat aber auch ein bisschen zugenommen, hihi. Frauen tun andere Frauen gern ab.
Und die Männer stehen auf der Bühne und machen manchmal Sachen, wo ich mir im Publikum denke: Entschuldige bitte, was machst du da? Was soll das werden? Und trotzdem sind sie häufiger am Zug. Vielleicht liegt es aber auch daran: in der Regel hat die Frau den Job, die Kinder, das Haus und muss sich für jeden einzelne Schulung erst mal freischaufeln, während das für einen Mann normal ist, ist ja schließlich sein Job.
 

Februar 2013


Interview:Katja Ottiger