01.12.2014

Mario Gutmanns neue Wege - Interview

Seine Tochter ist seine schärfste Kritikerin, Nachhaltigkeit seine neue Salonphilosophie und wie viel Gutmann in ihm wirklich steckt - wir fragten nach ...

Das Schwarzkopf@workteam und Great Lengths waren seine Leidenschaft und Fundament, durch seine Arbeit hat er die Welt bereist. Nun geht er andere Wege, widmet sich voll und ganz dem Familiengeschäft, das er auch im 30. Jahr mit neuem Branding auf Erfolgskurs halten möchte.
 

Fakten

Seit wann SalonChef: 2012

1 Salon in Feldbach | 9 Mitarbeiter | 2 Lehrlinge

7 Tomorrow´s Look Kollektionen | 80 Shows | 100 Seminare für Great Lengths

6 Jahre Great Lengths (Art Director)

10 Jahre Schwarzkopf@workteam (Akteur und Trainer)




imSalon: Du bist im wahrsten Sinne weg von der Bühne, soll heißen, du fokussierst dich seit der Geschäftsübernahme von deiner Mutter vor zwei Jahren komplett auf deinen Salon. Fehlt dir die Bühne?
Ich war Akteur bei Schwarzkopf, war als Creative Director bei Great Lengths für die Entwicklung der Tomorrow´s Look Kollektionen verantwortlich. Es war eine tolle Zeit, ich war viel unterwegs und habe viel gesehen. Aber jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, mich komplett dem Geschäft zu widmen. Ich mache immer noch Seminare und Schulungen für Friseure. Trends, Haarschnitte und Extensions, aber unter meinem Namen.

imSalon: Du hast ein neues Logo entwickeln lassen, ein Familienwappen mit gekreuzter Schere im Hintergrund. Das gefällt mir gut.
Wir sind ein Familienbetrieb, Mutter, Schwester, Freundin – wir alle arbeiten hier. Deshalb wollten wir beim Design auch in diese Richtung gehen. Es ist ein Zeichen von Beständigkeit mit einem Hauch Purismus.

imSalon: Neues Logo, neues Design, neues Konzept? Du gehst auch da zum Teil neue Wege mit neuen Produkten. Du hast O´right in dein Sortiment genommen?
Ja, stimmt. Ich hab die Marke durch Gerhard Macher kennengelernt, den ich schon aus meinen Anfängen als Friseur kenne und sehr schätze. Er hat mich von Anfang an von den Produkten und deren Philosophie überzeugen können. Ich habe auch noch meine anderen Produkte im Geschäft, aber ich kann mich für O´right begeistern und das gebe ich gern weiter, auch an meine Kunden und Mitarbeiter.
 

"Ich finde es einfach spannend, dass da aus jedem Shampoo oder Conditioner eine neue Pflanze entstehen kann."



imSalon: O´right positioniert sich als gesunde, grüne Marke. Wie passte das in dein bestehendes Konzept?
Ich habe in den letzten Jahren immer mehr in die Richtung Nachhaltigkeit gedacht. Friseur Gutmann feiert heuer 30 Jahre! Das ist nicht selbstverständlich, dafür sind wir dankbar. Wir möchten der Natur etwas zurückgeben, im Geschäft mehr darauf achten, was wir in den Abfluss spülen. Und ich finde es einfach spannend, dass aus jedem O´right Shampoo oder Conditioner eine neue Pflanze entstehen kann, wenn ich sie in der Erde vergrabe. Die Verpackungen sind abbaubar und in jeder „true in a bottle“ Flasche steckt ein Samenkorn, aus dem ein Baum werden kann. Beim Conditioner sind es Blätter, auf denen 3 Samenkörner sind. Ich habe im Salon schon herrlichsten Basilikum stehen - kein Scherz!
Und ich erreiche gerade mit solchen Sachen die jungen Leute, die viel schneller und flexibler im Umdenken sind. Meine Tochter ist jetzt 10 Jahre alt. Umweltschutz ist bei uns zu Hause immer mehr Thema. Ich habe ihr von den Produkten erzählt, sie ist natürlich total begeistert. Wir duschen nur noch mit diesen natürlichen Shampoos, sind bestens als Duschgel geeignet.

imSalon: Nun gut, man könnte mit jedem Shampoo duschen…
Das stimmt schon. Aber mein Gefühl ist wegen der natürlichen Zusammensetzung ein besseres. Schließlich nehmen wir über die Haut, unserem größten Organ, alles auf und da sollten wir uns schon überlegen, wie viel Parfüme und Silikone wir da drauf schütten wollen. Ich möchte kein Moralapostel sein. O´right ist eine frische, junge Marke und dafür brauch ich kein „Öko“ mit Birkenstockschuhen zu sein.

imSalon: Siehst du Imageprobleme?
Ich denke, da gibt es bei uns eine Schere die in beide Richtungen auseinander geht. Ich hatte jetzt mit der neuen Salonpositionierung ein spannendes Jahr, wir werden von den Kunden angenommen, wir bleiben nicht stehen, auch nicht in der Art, wie wir unsere Kunden behandeln. Das bleiben wir immer in Bewegung. Ich erkenne da kein Imageproblem. Ich habe einen Salon in der Steiermark, in Feldbach, das ist nicht sehr groß, aber unsere Kunden kommen aus Graz, Wien, Salzburg, zum Teil aus Deutschland.
 

"Ich hab viel gesehen und erlebt – und das alles, weil ich Friseur geworden bin."



imSalon: Worauf führst du das zurück?
Sicherlich auch auf meine Präsenz bei Fashionweeks und als Bühnenakteur ebenso die Kollektionen, unter denen mein Name steht, haben meinen Bekanntheitsgrad erhöht. Ich habe z.B. einen Kunden, der solche Kollektionen gesehen hat und jetzt 4x jährlich mit der ganzen Familie aus Deutschland anreist. Die sitzen jedes mal 9 Stunden im Auto, um zu mir zu kommen. Das ist doch Wahnsinn. Dessen Frau ist sogar selbst
Friseurin!

imSalon: Setzt dich so etwas unter Druck?
Der Druck ist anfangs schon da. Ich gehe damit ernst und respektvoll um, bereite mich jeden einzelnen Tag auf mein Business vor. Wenn die Kunden lange Anfahrten in Kauf nehmen, um hier zu sein, dann möchte ich ihnen etwas Ehrliches, Überraschendes bieten. Es gefällt mir, was ich alles im Salon erleben kann. Ich denke mir oft, wenn ich auf dem Parkplatz vor unserer Tür die unterschiedlichen Kennzeichen sehe. Da kommen Kunden, die sitzen 3 Stunden im Auto, um hier zu sein. Und was mir gefällt: Ich erlebe die Kunden in Österreich als bewusst und kritisch.

imSalon: Was machst du wenn du mal keine Lust zum Arbeiten hast?
Dann verbringe ich gerne Zeit mit meiner Tochter. Sie ist mein allerbester Ausgleich. Und ist meine ärgste Kritikerin, wenn ich ihr morgens die Haare flechte und eine Strähne nicht richtig sitzt, dann höre ich: "Hey, Papa! Schön arbeiten, so wie bei deinen Shows!".
Sie kennt alle meine Shows. Die hat sie sich immer gern auf DVD angesehen, wenn ich unterwegs war. Sie hat einen Puppenkopf zu Hause und macht jetzt schon tolle Flechtfrisuren, hat ein gutes Händchen, besser als manche, die sich bei uns im Salon vorstellen kommen.
 

"Uns muss bewusst sein, dass wir den jungen Leuten heute etwas bieten müssen."



imSalon: Wie schaut es aus mit dem Nachwuchs bei euch?
Eigentlich ganz gut. Das eine ist, ich kann jammern. Das andere, ich setze mich damit auseinander. Uns muss bewusst sein, dass wir den jungen Leuten heute etwas bieten müssen. Dafür habe ich im Salon Schwarzkopf Professional als starken Partner in Sachen Weiterbildung an meiner Seite und ich fahre auch zu den Schulen, stelle den jungen Leuten das Berufsbild vor, zeige ihnen, was kann man alles werden, wenn man Friseur ist, erzähle von meinem Job. Ich komme aus einer kleinen Stadt und ich habe mit Fleiß viel erreichen können, so kommt man weiter. Auch ich stand vor der Frage, werd ich Friseur oder doch lieber ich Tennisprofi? Ich bin froh, dass ich mich für ersteres entschieden habe. Ich hab viel gesehen und erlebt – und das alles, weil ich Friseur geworden bin!

imSalon: Weihnachten steht vor der Tür, Zeit für Charity. Erlaube mir das aufgelegte Wortspiel: Wie viel Gutmann steckt in dir?
Wir haben über das Jahr immer wieder kleinere Aktionen, sensibilisieren hier auch unsere Kunden. Jetzt zu Weihnachten ist geplant, Gelder aus dem Weihnachtsgeschäft an eine Organisation in der Steiermark zu geben. Entweder zugunsten der Kinderkrebshilfe oder an eine Einzelperson, die es gerade dringend braucht.