Credit: Zur Verfügung gestellt von Karin Ekengren

20.12.2016

Karin Ekengren ist Öko auf High Heels

Auch wenn nicht alle Kund*innen Ökomenschen sind, versucht die Leiterin der KM Hair Academy, darauf zu sensibilisieren. Ein Talk über Nachhaltiges, über Friseur-Image in anderen Ländern und Endverbraucherseminare.

Im Interview mit Katriina Janhunen 
 

Du bist keine Friseurin - wie bist Du zur Friseurbranche gekommen?
Karin Ekengren: Ich wollte immer Friseurin werden, das war mein echter Traumberuf. Meine Eltern haben mir davon abgeraten, aber die Branche hat mich dennoch immer interessiert. Ich habe nach meinem Studium in Grossbritannien für Hairdreams und nach meiner Karenz im Außendienst für Revlon gearbeitet. Nach Österreich kam ich auf Auslandssemester - das ist jetzt zwölf Jahre her und ich bin geblieben.

Sind die Friseure in Deiner Heimat Schweden anders?
KE:
In Österreich ist Friseur ein bisschen ein ausgestorbener Beruf - die Passion fehlt oft. In Schweden ist Friseur ein sehr angesehener, erfolgreicher Beruf und man verdient auch besser. In Grossbritannien verdient man sogar extrem gut, die arbeiten sehr hart dafür. Mir kommt vor, hier werden viele Friseur, weil sie nicht wissen, was sie sonst machen sollen - aber der Job ist nicht locker, man braucht ein hohes Stresslevel.

"In Schweden fängt die Lehre erst mit 19 an"

imSalon: Was machen die Schweden anders?
KE: Vielleicht liegt das Image an der Ausbildung dort. Die Lehre fängt erst mit 19 an, weil wirklich alle Matura machen. Die Leute werden später Friseur und haben es sich vielleicht besser überlegt und auch schon anderes versucht. Mit 14 weiss man nicht, was man machen soll. Vielleicht sind aber auch die Leute dort, wo ich herkomme anders - das ist eine kleine Insel und man muss mehr kämpfen.

Saloninhaberin, Seminarveranstalterin, Markendistributeurin - wie viel bist Du was?
KE:
Selbstständige Vertreterin bin ich Vollzeit - ich arbeite Tag und Nacht. Inhaberin ist meine Leidenschaft und das richtige Tool für mich, um interessierte Friseure einzuladen - hier kann man alles live ausprobieren und sehen wie es funktioniert. Nur reiner Verkauf ist nicht das Richtige, weil die Vertreter oft nicht wissen, wie es ist, im Salon Produkte verkaufen zu müssen.

Wie sehr spielen die drei Bereiche zusammen?
KE:
Das ist so eine Symbiose und dadurch können wir auch so ein tolles Seminarprogramm anbieten, weil wir sehen, wo die Interessen liegen und was die Leute brauchen. Dadurch sieht man immer mehrere Seiten.

"Man muss top ausgebildet sein, auch was Inhaltsstoffe betrifft..."

Wie wichtig sind euch die Marken dabei?
KE: Wir leben unsere Marken und legen da sehr viel Wert darauf. Die meisten Friseure sagen, sie verkaufen eh nix und versuchen es gar nicht. Kunden schätzen es aber extrem, wenn sie eine gute Beratung bekommen, man muss top ausgebildet sein, auch was Inhaltsstoffe betrifft. Das alles kannst du als Vertreterin nur wissen, wenn du siehst, wie die Produkte im Salonalltag funktionieren.
Wir wollen natürlich Trendsetter sein und immer Fashion und Öko kombinieren. Die Produktauswahl ist wichtig, wenn man als Friseur und Visagist arbeitet, man muss wirklich hinter einer Marke stehen - und wenn man das tut, macht das Arbeiten mehr Spass.

Wonach wählt ihr eure Marken aus?
KE:
Sie müssen ganz klar tierversuchsfrei und nachhaltig sein. Aber trotzdem cool. Ich sage immer "Öko auf High Heels". Wir trennen im Salon streng den Müll und die Produkte haben nur Inhaltsstoffe ohne Sulphate, Erdöle und Parabene. Unsere Welt geht wirklich in eine Richtung, dass wir versuchen müssen, unsere Umwelt - so gut es geht - zu schützen. Auch wenn nicht alle Ökomenschen sind, ist das in den Köpfen drinnen und unsere Kunden schätzen das sehr.

Wer hat sich das Konzept und die Einrichtung für den Salon überlegt?
KE:
Ich liebe Einrichtung und diese alt-neu Kombis mit Industrial finde ich genial. Meine Kollegin Michaela Trippl hat auch noch einen klassischen Friseursalon im 14ten Bezirk - hier wollten wir aber keinen Salon, sondern mehr ein Wohnzimmer. Künstler können hier ausstellen und zahlen nichts dafür. Dadurch sind unsere Wände immer anders. Die Möbel sind alle aus dem Altwarenhandel, die Waschplätze sind vom Friseureinrichter und ein wenig Ikea - so von allem ein bisschen.

Ist es schwierig, sich als neuer Seminaranbieter zu etablieren?
KE:
Wir haben sehr kleine Gruppen, dafür höhere Qualität. Das ist natürlich nicht einfach, aber wir mieten immer Trainer z.B. für Make-up. Dieses Jahr haben wir auch eine Kooperation mit Saco und haben Schneideseminare angeboten, die extrem gut angekommen sind. Das war etwas ganz besonderes und nicht 0815.
Ab 2017 werden wir ein ganz großes KM Hair Academy Seminarangebot anbieten. Dazu gehören auch Verkaufscoachings, also nicht auf eine Marke bezogen, sondern wie man wirkt und verkauft. Wir möchten auch Module mit Schnitt, Farbe & Styling in einem anbieten.

Woher nehmt ihr Ideen für neue Seminare?
KE:
Ich bin viel im Ausland, reise viel und bin ständig im Kontakt mit Friseuren. Da höre ich, was wichtig ist und vor allem sehe ich, was die Kunden brauchen (lacht). Auch durch unsere Zusammenarbeit mit Saco und Kevin Murphy sehen wir, wie andere Länder arbeiten und nehmen uns ein Beispiel. Österreich wird von den großen Firmen oft vergessen, was schade ist - es ist immer nur Deutschland, Deutschland.

Wie steht ihr zu Endverbraucherseminaren?
KE:
Da sind wir fast immer ausgebucht. Wir schulen auch Friseure, wie sie das ihren Kunden anbieten können. Die Leute kriegen eine Gesichtskarte, wir erklären warme und kalte Farben, den Fokus auf Lippen oder Augen. Oft kommen die Frauen mit Freundinnen, wir trinken Sekt und bieten Snacks. Die Frauen kaufen dann immer, was empfohlen wird und haben eine Freude daran, dass sie in den Salon gehen und alles dort bekommen.

Wie wichtig ist das Thema Visagistik bei Seminaren? KE: Sehr wichtig! Auch allgemein für unsere Salonkunden! Die kriegen ihre Haare schön, aber auch immer was auf die Lippen oder auf die Augen, um als Gesamtes toll aussehen. So machen wir auch unsere Seminare, dass alles komplett sein muss. Wir haben auch viele Make-up Schwerpunkte, z.B. Smokey Eyes und Ball-Make-up. Wir finden, auch Friseure, die nicht Visagisten sind, sollen schminken können, das gehört einfach zum Look dazu. Es ist auch einfach umzusetzen, z.B. während die Farbe einwirkt - und alle Frauen finden das sehr toll.

"Als Chef könnte man viel einfacher seine Mitarbeiter unterstützen"

Zum Abschluss - was sollte jeder Friseur über euch wissen?
KE:
Dass das AMS unsere Seminare unterstützt und der Rest auch steuerlich absetzbar ist. Das weiss fast keiner, aber es ist wichtig - als Chef könnte man so viel einfacher seine Mitarbeiter unterstützen. Sonntags-Seminare sind da auch ein Thema, die Weiterbildungen sind ja alle in der Freizeit, für den Salonchef ist das sonst ein doppelter Verlust. Sie sollten wissen, dass man viele Förderungen bekommen kann.

Fakten

  • Leitung der KM Hair Academy mit Michaela Trippl
  • Seminarraum und Salon in einem
  • Seit Februar 2016 in Wien 9.