24.07.2015

Dr. Doris Brandhuber vertraut auf Natur

Sie ist Less und More zugleich und das seit nunmehr 10 Jahre. Die Zeit ist reifer denn je für die reinen biologischen Naturprodukte aus Wien, die Doris Brandhuber und ihr Team in liebevoller Arbeit produzieren und vermarkten.

Zu Dr. Doris Brandhuber

Dr. der Chemie mit Spezialgebiet Biomimetik

Ausgebildete Aromatherapeutin

is more

Gründete 2002 gemeinsam mit Friseurunternehmer Hannes Trummer‚Less is more‘



imSalon: Doris, mit Less is more habt ihr eine wundervolle und nachhaltige Lifestyle-Marke entworfen. Was ist mittlerweile euer wichtigster Markt?
Doris Brandhuber: 75% von Less is more geht in den Export. Wir liefern in 20 Länder in Europa, nach Russland und Hong Kong. Unser wichtigster Markt in Europa ist Skandinavien, in Finnland haben wir sogar einen eigenen Distributeur.
 

"Finnische ECO-Friseure müssen INCIs lesen können ..."



imSalon.at: Warum gerade Finnland?
Doris B.: Die Skandinavier sind uns in Sachen Nachhaltigkeit bei Kosmetik um Längen voraus. In Finnland gehört ECO zur Grundausbildung Friseur und in einem Zusatzmodul kann man sich in einem Jahr als Eco-Friseur qualifizieren. Das heißt allerdings richtig pauken, denn diese Friseure müssen INCI Deklarationen lesen können, Pflanzenfarbe erlernen und sich auch mit Allergien auskennen. Da wird viel gefordert, INCIs werden wie Vokabeln gebüffelt. In Finnland stehen unsere Produkte in Schulen.
Aber auch in Schweden ist die Schule Vorreiter und baut Module in die öffentlichen Ausbildungskonzepte ein.

imSalon.at: Wie sieht es damit in Österreich und Deutschland aus?
Doris B.: In der Nahrungsmittelindustrie sind wir führend, nur für Friseure fehlt es noch an echten Zertifizierungen. Und in Österreich hat der Großteil der Friseure keine Ahnung von Inhaltsstoffen. Hier gibt es zwar viel Halbwissen, aber Endverbraucher will langfristig mehr.

imSalon.at: Und Hong Kong? 
Doris B.: Unser zweitwichtigster Markt und was für einer! Brenda Lee, eine ehemalige P&Glerin hat dort eine große Beautykette ‚BEYORG‘ http://www.beyorgbeauty.com (=Beyond Organic) aufgebaut und dort sind wir in sämtlichen Shops vertreten. 
Chinesen haben ein ganz anderes Einkaufsverhalten. Die weltweit umsatzstärksten Shops von Louis Vuitton stehen in den Hong Kong Malls. Familien fahren für ihren Großeinkauf in den Mall und kaufen dann gleich mal 20 Flaschen ‚Love is more‘ Shampoos.

imSalon: ‚Love is More‘?
Doris B.: Ja, so heißen wir in Hong Kong, da ‚Less is more‘ leider von einem Japaner als Marke registriert ist.
 

"Asien ist gesundheitsbewußt, Europa umweltbewußt ..."



imSalon: Was ist der größte Unterschied zwischen asiatischer und europäischer Nachhaltigkeit?
Doris B.: In Europa sind die Umweltaspekte wichtiger, wohingegen die Gesundheitsaspekte in Asien im Vordergrund stehen. Asiatinnen sind sehr gesundheitsbewusst.

imSalon: Wie sieht es mit E-Commerce in eurer Vertriebsstrategie aus?
Doris B.: 20% Web, 30 % Shopverkauf, 50% Friseure!

imSalon: Euer Produktsortiment?
Doris B.: Haircare 25, Body 2 und für Hunde 2 Produkte, zudem 5 Bürsten 

imSalon: Aromatherapie ist ein wichtiger Bestandteil bei der Produktentwicklung!
Doris B.: Die Beduftung der Produkte ist ganz wichtig und nicht nur der Duft, sondern das ätherische Öl, das den Duft ausmacht. Aroma-Öle dringen in den Blutkreislauf ein, können den Stoffwechsel beeinflussen und haben psychologischen Einfluss.
Viele Aromatherapeuten sind schon an uns herangetreten und über diese auch Friseure, die sich hier auskennen.

imSalon: Was sind deine nächsten Pläne?
Doris B.: Ich möchte unser Angebot für den Salon mit intelligenten Produkten ausbauen. Dazu gehören Handcremes, Flüssigseife und Raumduft.
Und eine Pflanzenfarbe ist in Entwicklung, nur bezüglich Blondierung überlegen wir noch, was wir hier machen werden.
Für den Männermarkt kommt 2016 Men’s grooming auf den Markt, ein Haarwuchskonzept mit biologischen Pflanzenstoffen, die sehr wirksam sind.
Und für den Hong Kong Markt arbeiten wir an einer Detox Serie, dort ein wichtiges Thema im ständigen Kampf gegen Umweltgifte. Dies wird auch in Finnland von Bedeutung sein, da Detox im Ausbildungskonzept Bestandteil ist.
Und natürlich gibt es immer wieder Verbesserungen in bestehenden Produkten, wie zum Beispiel unseren Shampoos, da erhalten wir immer wieder die Beschwerde, dass diese zu wenig schäumen und das kommt bald neu.

imSalon: Ist es einfach biologische Produkte zu entwickeln? 
Doris B.: Oh ja. Naturkosmetik ist ein großer Wachstumsmarkt während der Rest stagniert. Es kommen ständig neue Rohstoffe auf den Markt. Sobald etwas Neues kommt, experimentieren wir damit, wir haben ja keine langen Wege. Die Biotechnologie ermöglicht so viel. Es gibt zurzeit wundervolle Derivate aus dem Kokosöl oder aus Stammzellen von Äpfeln. Pflanzen geben so viel her, haben tolle Eigenschaften und führen zu ständig neu gefundenen Wirkweisen. 

imSalon: Wie sieht es aus mit Wettbewerbern?
Doris B.:Das ist schwer, denn es gibt soviele „Greenwashed“ Produkte, die vielleicht naturnah aber doch konventionell sind und sich nur über Claims verkaufen. 
Eigentlich ist jedes Produkt, welches im Salon steht unser Wettbewerber.
 

"Ein günstiger Massen-Naturkosmetik-Markt ist wichtig"



imSalon: Ist der gehobene Preis ein Thema?
Doris B.: Das ist sehr unterschiedlich. Aus Skandinavien kommt immer der Vorwurf wir seien zu billig. Wir sind im Premiumsegment und eigentlich kommt selten eine Beschwerde über den Preis. Ich bin froh, dass es günstige Massen-Naturkosmetik gibt. Das bedient junge Menschen und hilft schon denen ihr Bedürfnis zu decken und sie zu sensibilisieren.
Zum Preis: Es stehen wertvolle Rohstoffe, Handarbeit und große Prozesse dahinter. Biologische Landwirtschaft kostet und das spiegelt sich im Preis wider. Unsere Kunden verstehen das.

imSalon: Was ist dein persönliches Lieblingsprodukt?
Doris B.: Lindengloss, das ist mein Proteinspray und meine Bürste, ich praktiziere jeden Tag ein Bürstenritual mit den berühmten 100 Bürstenstrichen.
 

"Aerosol geht gar nicht ..."



imSalon: Gibt es Produkte, die fehlen. An welche Grenzen der Natur stoßt ihr?
Doris B.: Aerosol Produkte – die sind gar nicht erlaubt und das feine Vernebeln geht mit Pumpe einfach nicht.
Und der Trockenshampoo Trend des letzten Jahres, das konnten wir so nicht nachbauen und Sessionstylisten, die unsere Produkte lieben haben das echt vermisst. Unsere Antwort war das Elderflower Saltspray und es waren alle begeistert.
Ja die Natur gibt Grenzen vor, aber wir haben anderes geschaffen. Viele Stylisten sagen, dass unser Kieselgel das Beste ist, das es gäbe.

imSalon: Wie groß ist dein Team?
Doris B.: 17 Mitarbeiter in Produktion, Entwicklung und Marketing und eine Auszubildende.

imSalon: Was genießt du am Unternehmeralltag?
Doris B.: Wir leben mit vielen anderen tollen Kleinunternehmen Kooperationen. Michael Kohlhaas mit seinen Seifen, wir teilen uns Büro und Produktion. Oder ‚Said the Fox‘ produziert nachhaltige und handgemachte Accessoires und Taschen, die wir für Aktionen nutzen. Wir schaffen Synergien, präsentieren uns gemeinsam, inspirieren uns. Das ist schön! Auch Kunst fließt mit ein, wir bewegen uns in einer sehr freischaffenden Kultur. Solche Details kommen auch beim Kunden an. 

imSalon: Dein Wunschtraum?
Doris B.: Das noch mehr Menschen an unseren Produkten mitarbeiten und tolle Arbeitsplätze genießen. 
Und ein Markteintritt in der USA wäre toll – dort würde es wahrscheinlich auch ‚Love is more‘ – wir werden sehen!

imSalon: Doris, vielen Dank für das interessante Gespräch und von ganzem Herzen weiterhin viel Erfolg.