28.10.2016
Daniel Six im Fadenkreuz der Seminare
Er kann Helikopter auseinander bauen, hat BWL studiert, ist Marmeladinger und vor allem Friseur...
Und er weiß Bescheid über die offizielle „Piefke Connection“. Denn ja, die gibt es wirklich! Mehr gefällig über den neuen Education Managers von L‘Oréal Österreich?
Das Interview führte Katja Ottiger
Fakten
Geboren bei Köln, aufgewachsen am Bodensee
Friseurlehre bei Kertu (www.kertu.de) in Meersburg und bei Phillip Gassenbauer, Meersburg
10 Jahre „J.7 hairlounge“ in Konstanz, u.a. Salonleitung
Friseurmeister
BWL-Studium
seit August 2016 Education Manager L'Oréal Professionnel Österreich | 4 Mitarbeiter
imSalon: Daniel Six, willkommen in Österreich! Weil wir gerade beim Kaffee sitzen: Ist der Kaffee in Österreich wirklich besser?
Daniel Six: Ich bin kein klassischer Kaffeetrinker. Aber wenn, dann bin ich der Espresso-Typ. Filterkaffee? Nie, nie, nie!
„Hier ist mir jeder und alles neu.“
imSalon: Sie sind seit August Education Manager. Mit welchen Herausforderungen sehen Sie sich konfrontiert?
Österreichspezifisch ist es so, dass ich den Markt hier noch nicht besonders gut kenne. Bis auf Bertram K, den ich von Veranstaltungen bei J.7 kannte, ist mir hier jeder und alles neu. Ich bin dabei, mir einen Gesamtüberblick zu verschaffen und herauszufinden, ob die Friseure hier anders ticken als in Deutschland.
imSalon: Mit welcher besonderen Stärke begegnen Sie Ihren Aufgaben?
Ich weiß, was ich verändern und bewegen möchte. Da kann ich sehr ausdauernd sein. Ich bin sehr hartnäckig und zielstrebig und kann den Leuten damit schon mal ganz schön auf die Nerven gehen … im positiven Sinn natürlich! (lacht.)
„Ich habe mir meine Ausbildung nicht nach Berufsbildern ausgesucht, sondern nach Präferenzen.“
imSalon: Sind Sie als Friseur familiär vorbelastet?
Nein. Ich habe mir meine Ausbildung nicht nach Berufsbildern ausgesucht, sondern nach Präferenzen. Es musste kreativ und abwechslungsreich sein und mit Menschen zu tun haben. Da kamen zwei Dinge infrage: Werbung oder Friseur.
Ein Grund für die Entscheidung Friseur war, dass ich zum einen früher meinen Kumpels mit der Schneidemaschine immer mal die Haare geschnitten habe und zum anderen, dass ich in dem Geschäft, in dem ich meine Ausbildung gemacht habe, vorher Kunde gewesen bin. Nach einem Praktikum dort und ein Jahr später, nach der Bundeswehr, habe ich meine Ausbildung begonnen.
ImSalon: Haben Sie auch bei der Bundeswehr ihren Kameraden die Haare geschnitten?
Nein! Ich war Flugzeuggerätemechaniker. Ich kann Hubschrauber auseinander- und wieder zusammenbauen.
imSalon: Oh! Das kommt einem passionierten Ducati-Monster-Fahrer, wie Sie einer sind, natürlich entgegen!
(lacht) Ja, das stimmt.
ImSalon: Wie kam es zur Entscheidung in die Industrie zu wechseln?
Ich habe mich mit 30 Jahren gefragt, was ich in den nächsten zehn Jahren machen möchte? Ich habe die Selbstständigkeit abgewogen, und auch die Idee, einen neuen Weg einzuschlagen. Ich habe für mich persönlich festgestellt, dass mir das Administrative im Salon mehr Spaß gemacht hat, als das Arbeiten am Kunden. Und der finanzielle Aspekt hat natürlich auch eine Rolle gespielt.
„Wien? Ehrlich gesagt, war mir die Stadt total egal.“
imSalon: Warum Wien?
Ehrlich gesagt, war mir die Stadt total egal, ich wäre auch nach Abu Dhabi gegangen. Mir war es am Wichtigsten, dass ich in der Branche bleibe und primär bei L’Oréal. Mir war klar, dass es nach dem Studium ein Cut geben würde und ich vom Bodensee weggehen werde. Als dann Wien fiel, habe ich mich sehr gefreut, obwohl ich überhaupt kein Verhältnis zu der Stadt hatte, außer, dass ich viel Positives las und hörte. Da dachte ich mir, so viele können sich ja nicht täuschen.
imSalon: Und, schon das persönliche Lieblingsplätzchen in Wien gefunden?
Nein, noch nicht. Ich hatte bisher zu wenig Zeit, aber … vielleicht die Gloriette oberhalb von Schönbrunn!
Und, ich wohne draußen am Lainzer Tiergarten. Wenn ich mit meinem Hund spazieren gehe, habe ich einen guten Blick auf die Stadt.
„Ich bin in der „Piefke-Connection.“
imSalon: Haben Sie schon Bekanntschaft mit der Bezeichnung „Piefke“ gemacht?
Nein, noch nicht. Aber ehrlich gesagt, bin ich darauf vorbereit!
imSalon: Ach, wie das?
Durch die „Piefke-Connection“! Die wurde von einem Deutschen gegründet, der mittlerweile mit der Wirtschaftskammer zusammenarbeitet. Ich war einmal bei einem der regelmäßig stattfindenden Expertenabende dabei. Da geht es z.B. um bürokratische Hilfestellungen oder einfach darum, sich zu connecten. Da sind dann u.a. auch ein Steuerberater, jemand von der Wirtschaftskammer und der Deutschen Botschaft zugegen. Eine gute Sache, um sich zu informieren. Aber ein Wort, das ich schon gehört habe, ist "Marmeladinger"! (lacht.)
imSalon: Auch schön! Was vermissen Sie aus der Heimat?
Hm… vielleicht einige Lieblingsprodukte beim Einkaufen und den schönen Bodensee.
imSalon: Sie waren 10 Jahre mit J.7 eng verbunden. Wie sind Sie damit umgegangen, diesem Unternehmen den Rücken zu kehren?
Ich hatte zu Thomas Wormser, meinem Chef bei J.7, einen guten Draht. Als mein Entschluss feststand, habe ich das im Vorhinein offen kommuniziert und mit ihm gemeinsam einen Plan erstellt. Es war klar, dass es dauern würde, den Meister zu machen und das Studium zu absolvieren. Ich habe während der Zeit des Meisters halbtags gearbeitet.
Bei J.7 ist es so, dass sie persönliche Weiterentwicklungen verstehen und unterstützen. Ich habe ein positives Feedback bekommen, auch wenn aus unternehmerischer Sicht nicht optimal war.
„Ich weiß nicht, wie viele Seminare ich in den Jahren gemacht habe … Die gelebte Kultur von J.7 ist hier der einzig richtige Weg.“
imSalon: Waren Sie selbst ein neugieriger, weiterbildungswütiger Friseur?
Ja. Genau das war ich und das ist natürlich das Konzept von J.7! Ich weiß nicht, wie viele Seminare ich in den Jahren zu Colorationen, Schnittführung, Rhetorik, NLP usw. gemacht habe. Hinzu kamen Pflichtseminare zur Auffrischung. Das ist die gelebte Kultur von J.7, die im Nachhinein, und von meiner jetzigen Position aus betrachtet, der einzig richtige Weg ist. Weil es so wahnsinnig viel für die Mitarbeiter und letztendlich für das Geschäft bringt.
imSalon: Wie war Ihre Zeit bei J.7? Wen schätzen Sie besonders?
Durch die lange Zusammenarbeit schätze ich Thomas sehr. Wir haben immer offen und ehrlich kommuniziert, haben komplette Teamwechsel miteinander durchgemacht. Er hat mir den Rücken freigehalten, auch, wenn ich mal gegen die Richtlinien meinen Kopf durchsetzen wollte.
An Achim (Rothenbühler, schätze ich sehr, dass er ein lockerer und bodenständiger Typ ist und trotz seiner internationalen Bekanntheit immer ein offenes Ohr für seine Angestellten hat. Wir hatten beruflich nicht so viel direkt miteinander zu tun, eher bei den privaten Aktivitäten, wie Motorrad fahren, Skifahren …
imSalon: Haben Sie Erfahrungen mit anderen Marken gemacht?
Während der Meisterschule halb L’Oréal, halb Wella und später drei Jahre lang mit La Biosthetique .
imSalon: auf welches Projekt freuen Sie sich jetzt am meisten?
Auf 2017! Und darauf, alle Herausforderungen zu bewältigen, die anstehen, z.B. unseren neu überarbeiteten Seminarkatalog bestmöglich zu vermarkten und dem Thema Education mehr Wichtigkeit zuzusprechen. Bewusstzumachen, dass alles ein großer Kreislauf ist: Wenn ich den Kunden nicht richtig berate, fühlt er sich bei mir nicht gut aufgehoben und das wirkt sich negativ auf den Verkauf von Zusatzdienstleistungen sowie auf die Farbanwendungen aus… usw. Der Punkt ist, aufzuzeigen, dass man die Ausgabe für ein Seminar durch den Mehrumsatz und die Kundengewinnung, die es bringen wird, spätestens in einem halben Jahr wieder drin hat und damit einen zusätzlichen, großen Mehrwert erzielen kann. Eine einmalige Investition, die man als Unternehmer zudem auch noch steuerlich absetzen kann.
imSalon: Abschließende Frage. Was wünschen Sie sich? Von der Branche?
Ich wünsche mir, dass offen, ehrlich und bewusst kommuniziert wird, und sich diese offene und ehrliche Kommunikation auf den Umgang mit dem Kunden überträgt.
Credits: Martin Steiger für imSalon
November 2016