18.10.2012

Andrea Fuchs: Lehrlinge à la carte

Seit 28 Jahren gehört sie dem Salzburger Traditionsunternehmen Sturmayr Coiffeure an. Mittlerweile ist sie Sturmayr-Geschäftspartnerin der Filiale in Altenmarkt und bringt sich mit ihrem Können als Topstylistin immer wieder bei Shootings oder Veranstaltungen wie dem Lifeball ins Spiel. Seit einigen Jahren liegt ihr Hauptaugenmerk auf der Lehrlingsausbildung und ist somit als Resortchefin an der aktiven und langfristigen Qualitätssicherung der Marke Sturmayr Coiffeure maßgeblich beteiligt.

Vor 28 Jahren hast du bei Sturmayr angefangen und dich im und mit dem Unternehmen weiterentwickelt, Was ist das Unternehmen Sturmayr für dich?
Ja, ich bin vor 28 Jahren nach meiner 3-jährigen Lehrzeit zu Sturmayr gekommen. War am Hanuschplatz im Flagshipstore tätig, ging dann nach Linz, wo Herr Sturmayr eine Filiale an der Mozartkreuzung eröffnete. War eine echte Herausforderung mit 19 Jahren. Nach ungefähr 1 Jahr in Linz wollte ich unbedingt eine Veränderung, die mich am Arlberg verschlug! So arbeitete ich 4 Wintersaisonen in St. Anton und 4 Sommersaisonen am Wörthersee in Pörtschach.
Auf die Frage „Was ist Sturmayr für mich“ fallen mir sofort folgende Stichwörter ein: Sicherheit, Kompetenz, Geborgenheit, Verlässlichkeit, Motor, Neues, innovativ, Vertrauen!!!

… und trotzdem hat es dich eine zeitlang ins Ausland verschlagen. Wo bist du gewesen und was hast du dir von dort mitgenommen?
Ich bin für ein halbes Jahr nach Australien, wo ich aber nur zeitweise arbeitete, ich habe mir hauptsächlich das Land angesehen. Bin anschließend nach Deutschland, wo ich einige Zeit blieb, bis ich wieder zu Sturmayr zurückkam.
Es ist immer sehr spannend, wenn man vieles ausprobiert, trotzdem bin ich sehr froh wieder bei Sturmayr zu sein.

Wenn ein Mitarbeiter in deinem Team mit der Idee auf dich zukommt, auch Erfahrungen im Ausland sammeln zu wollen, welche Unterstützung könntest du ihm anbieten?
Ausland ist immer eine eigene Sache, es muss gut bedacht sein. Wir hatten schon Mitarbeiter, die sich zuviel erwartet hatten und enttäuscht vom Ausland zurückkamen. Ich denke, wir können intern unseren Mitarbeitern viel bieten, durch unsere Filialen in ganz Österreich. Wir sind auch immer bei den internationalen Wettbewerben sehr erfolgreich und unterstützen unser Mitarbeiter mit vollem Herzblut! Jedes Jahr veranstalten wir zudem einen internen Wettbewerb, unseren „Sturmayr Award“ - heuer bereits zum 5. Mal, wo Lehrlinge vom 1. Lehrjahres bis hin zum TopStylisten mitmachen und tolle Preise gewinnen können. Also, warum ins Ausland!!!

Du zeichnest bei Sturmayr für die Lehrlingsausbildung und für die Einstellung von Lehrlingen verantwortlich. Was sind die wichtigsten Kriterien, um zum Bewerbungsgespräch eingeladen zu werden?
Wir bekommen viele Bewerbungen. Ich versuche immer sehr fair zu sein, das heißt, ich schaue mir jede Bewerbung genau an!
Natürlich ist das positive Zeugnis in gewisser Weise wichtig, auch für mich. Der Unterschied ist, ich schaue sehr auf die Lernfächer wie z.B. Biologie, Geographie, Physik, usw. Ich denke, daran kann ich gut erkennen, ob ein Schüler faul ist, denn in diesen Fächern, hat man, wenn man lernt, eine gute Note. Weiters ist für mich das erste Telefongespräch sehr wichtig, da muss ich ehrlich sagen, passieren viele Fehler, die bei mir schon den ersten Eindruck hinterlassen! Natürlich gebe ich jedem die Chance für ein persönliches Vorstellungsgespräch zu uns zu kommen, mit oder ohne Eltern!

Was wäre z.B. solch ein "Hoppala" beim Erstgespräch am Telefon?
Ein „Hoppala" ist z.B., wenn die Lehrlinge beim Abheben keinen Namen nennen, oder mich am Telefon mit „DU" ansprechen!
Lustig war auch, als ich einen Lehrling anrief, und dieser hob während des Unterrichtes ab und sagte zu mir „du ich hab gerade Unterricht, ich ruf dich dann an"!

Und worin siehst du die größten Fehler beim Bewerben?
Mir gefallen Texte, die der Bewerber selber schreibt, immer besser und nicht die vorgegebenen Internet-Texte! Der erste Kontakt am Telefon ist für mich sehr einschneidend, da passieren leider immer wieder fürchterliche Dinge! Manchmal fehlen auch die Telefon-Nummer oder Email-Adresse auf dem Bewerbungsschreiben!

In der Sturmayr-Academie werden alle Lehrlinge, bevor sie mit ihrer Ausbildung beginnen, einen Monat lang von dir und deinen Mitarbeitern „eingeschult“. Was sind die klaren Vorteile und die Inhalte dieser Vorbereitungszeit?
Ein ganz großer Vorteil ist, die Jugendlichen auf ihre neuen Aufgaben richtig vorzubereiten! Manche hatten ja noch nie wirklich mit Kunden zu tun! Wie begrüßt man einen Kunden usw.
Es ist für uns auch sehr von Bedeutung, dass die Lehrlinge mit einer Sicherheit in die Salons kommen, d.h. sie können bereits nach diesen ersten 4 Wochen einige Dienstleistungen durchführen. Wir haben auch verschiedene Produktlinien, wo wir die Referenten der Firmen zu uns holen, und den Lehrlingen ganz tolle hochwertige Produktschulungen anbieten, und sie sich dadurch ein großes Fachwissen bereits in den ersten Wochen aneignen können.
Und wir haben uns ein ganz aufregendes Erlebnis für unsere Lehrlinge nach diesen 4 Wochen ausgedacht: Wir veranstalten zum Abschluss einen Catwalk, wo sich die Lehrlinge gegenseitig Styling - Make up - Kleidung selbst ausdenken und diese Kreationen am Abend, im Beisein von Eltern und Freunden, vorführen!!!

Dein persönlich härtestes Training?
Vorbereitung zur Lehrabschlussprüfung!!
Schneideschulung mit Christian Sturmayr!!!!

Beim alljährlichen Lifeball bist du im Sturmayr Team immer mit dabei, was jedesmal wieder neu, inspirierend aber auch sehr anstrengend sein muss. Wie bereitet ihr euch darauf vor?
Sobald Thema und Team feststehen, machen wir uns Gedanken über sämtliche Materialien, die wir benötigen! Wir kreieren verschiedene Stylings, die wir dann beim wöchentlichen Training mit unseren Mitarbeitern perfektionieren!!
Wir sind dort immer mit 40 Mitarbeitern vertreten, das bedeutet sehr viel Organisation im Vorfeld!!! Aber da helfen wir alle zusammen, und das ist das Schöne daran!! Gemeinsamer Erfolg!!

Wie oft stehst du noch im Salon?
Da mein Hauptfokus die Academy ist, bin ich 1 Tag in der Woche in der Filiale in Altenmarkt, um dort meine Stammkunden zu bedienen!!

Wie können wir junge Leute für eine Karriere in der Friseurbranche begeistern?
Ich denke, man muss die Vielfalt, aber auch die Sicherheit, die dieser Beruf bietet erkennen und verbreiten!! Ich bin jetzt 31 Jahre in diesem Beruf tätig, und es war kein Tag bis jetzt gleich, für kreative Menschen also unglaublich aufregend!!

Was erfüllt dich in unserer Branche mit Stolz?
Mit Stolz erfüllt mich, dass wir sehr gute junge Stylisten haben, die international unterwegs sind! Dass sich immer was verändert, Farben, Stylings… es gibt ständig was Neues!


November 2012


Interview:Katja Ottiger