

13.05.2025
Jugendstudie: 7.331€ netto und ein Job, der für immer glücklich macht
Der IKW (Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel e.V.) hat 1.012 deutsche Jugendliche zwischen 16-24 Jahren zu ihren Vorstellungen von Job, Zukunft, Geld und Glück befragt. Was die Friseurbranche aus den Ergebnissen lernen kann...
Kurz zusammengefasst: Die meisten Jugendlichen fühlen sich in den multiplen Krisen "lost" und haben ein starkes Bedürfnis nach Kontrolle und Glück. Was nicht glücklich macht, kann weg - das gilt auch für den Job, dessen Potenzial als Glückslieferant kritisch hinterfragt wird.
Multiple Krisen und Kontrolle bestimmen Jugend
"Corona, Klimakrise und Krieg wie auch die Inflation führen zu ständiger Sorge, dass sie ihr Leben nicht selbstbestimmt und kontrolliert gestalten können. 59 Prozent empfinden die finanzielle Unsicherheit als extrem beängstigend, 55 Prozent die Inflation, 48 Prozent den Klimawandel und über 80 Prozent die Kriege." heißt es in der IKW Studie.
Das betonte auch Daniel Golz beim ► Ausbildungs-Talk am Zukunftskongress: Die Jugend heute hat nicht die Unbeschwertheit, die viele Friseurunternehmer in ihrer Kindheit genossen haben. Das sollte man im Umgang mit Jugendlichen mitdenken und kann versuchen, den eigenen Lehrlingen Sicherheit und Stabilität zu bieten.
"Hauptsache, du bist glücklich!"
hören 78% der Jugendlichen von ihren Eltern. Die Vorstellungen darüber, was Glück bedeutet, gehen jedoch auseinander. Die Eltern verstehen darunter eine Grundzufriedenheit mit dem Leben, die Jugendlichen sehen Glück als euphorisierenden Moment und Neues erleben.
- 55% der Jugendlichen sagt, sie möchten immer glücklich sein.
- 85% möchten einen Beruf finden, der sie glücklich macht.
- 65% wollen reisen, um sich weiterzubilden und Neues zu erleben.
- 62% geben an, in einem Job oder Studium nach wenigen Wochen zu wissen, ob der Beruf das richtige ist.
- 47% wollen noch viel ausprobieren, bevor sie sich festlegen.
Was heißt das fürs Friseurhandwerk? Im Friseurhandwerk gab es im Jahr 2023 in Deutschland eine ► Abbruchquote im 49,6%, mit 37% Abbrüchen in der Probezeit. Die Tendenz stimmt hier mit den Studienergebnissen überein, Lösungsansätze wären z.B. bessere Information vor dem Ausbildungsbeginn oder eine intensive Lehr-Startphase, in der möglichst viele Facetten des Berufs zu Beginn gezeigt werden. Langeweile ohne Glücksmomente in den ersten Wochen sind jedenfalls tödlich.
7.331€ netto - glücklich Geld verdienen mit dem Traumjob
Vor dem Hintergrund großer Unsicherheiten, wollen die Jugendlichen möglichst viel Geld verdienen, um ihr Sicherheitsgefühl zu steigern. Die Gehaltsvorstellungen sind dabei hoch:
Mädchen antworten auf die Frage nach dem "monatlichen Gehaltswunsch in der Zukunft" durchschnittlich 6.389€ netto, Jungen wünschen sich 8.231€ netto, im Durchschnitt aller Jugendlichen sind es 7.331€.
In der Realität sind die Ausbildungsvergütungen und viele Gehälter weit darunter angesiedelt: Ein Friseurlehrling in Österreich bekommt ► laut Kollektivvertrag zwischen 782€ und 1313€, je nach Lehrjahr.
Orientierung an Red Flags und Klischees
Der Wunsch nach althergebrachten Lebenszielen mit Haus, Familie und Hund, ist sehr präsent. Die Jugend orientiert sich am Weg dahin an "Abkürzungen zum Glück" - in drei Tagen zum Immobilienmakler und in 7 Sekunden erkennen, ob der Chef der richtige ist. "Red Flag Videos sind der neue Knigge der Jugend", heißt es in der IKW Studie.
Kosmetik als Kontrollorgan
In der Bearbeitung der Oberfläche und bei aufwendigen Beauty-Routinen zeigt die Jugend durchwegs viel Durchhaltevermögen. In vielen TikTok-Videos werden Pflegerituale mit Lifehacks kombiniert, sie geben das Gefühl, das Leben unter Kontrolle zu haben.
"Auffällig ist, dass die Jugendlichen inzwischen in fast allen Produktbereichen eine noch viel größere Vielfalt an Produkten verwenden. Seren, Toner, Bartshampoos, Concealer, Primer, Haaröle, Handcreme oder Mundspülungen sind nur einige Produkte, die an Relevanz gewonnen haben. Ebenfalls interessant: Auch Männer können sich dem Mega-Trend Routinen nicht entziehen und nutzen eine viel größere Bandbreite an Produkten", wird in der Studie bemerkt.
Infografiken aus der Studie
Was sagt die Studie den Friseur-Ausbildern?
Für manche Wünsche wird man in der Friseurbranche keine Erfüllung finden. In anderen Bereichen kann man aber durchaus aus dem Vollen schöpfen: Neues erleben und lernen, auch der Wunsch nach Reisen könnte der Jugend in Form von Auslandspraktika geboten werden. Verständnis für eine düstere, krisengeschüttelte Weltsicht und viel Stabilität und Angebote - im kleinen Rahmen - Kontrolle zu übernehmen.
Ein vorhandenes Interesse an aufwendigen Beauty-Routinen, sollte im Salon auf jeden Fall unterstützt werden - ob mit Kundinnen-Handpflege oder einer Zusatzausbildung Richtung Kosmetik! Wenn eurer Lehrling das gut und gerne macht - nutzt das!
7.331 € netto kann das Friseurhandwerk vielleicht noch nicht bieten – aber dafür echte Menschen, echte Kreativität und - wenn man es bis dahin durchhält - für viele den vielleicht glücklichsten Arbeitsplatz der Welt.