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30.12.2021

Friseursalon wird angefeindet, durch 2G-Kontrollen Menschenrechte zu missachten

Stellt euch vor, ihr kommt nach ein paar entspannten Weihnachtstagen zu eurem Geschäft und das Erste, was ihr seht, ist ein Aufkleber mit den Worten: „Dieser Betrieb missachtet die Menschenrechte“. Angebracht auf Tür und Schaufenster ...

So geschehen bei den KollegInnen in Altmünster. Was tut man dann? Kann man sich wehren? Wir haben mit Friseur Reiter gesprochen. 

Im Interview mit Katja Ottiger

Was genau ist passiert und wann?
Friseur Reiter:
Gestern, am Montag, sind uns an der Fensterscheibe des Geschäftes zwei kreisrunde Pickerl mit dem Wortlaut: „Dieser Betrieb missachtet Menschenrechte. Geprüft: Anonym“ aufgefallen. Eines klebte direkt über unserem Hinweis, den 2G Nachweis bereitzuhalten, und ein anderes auf der zweiten Scheibe daneben. Von Kunden wissen wir, dass diese Aufkleber bereits am Sonntag da waren.

„Dieser Betrieb missachtet Menschenrechte. Geprüft: Anonym.“

Habt ihr mit der Polizei gesprochen?
FR:
Ja, haben wir. Wir wollten das zur Anzeige zu bringen, aber man sagte uns, dass das nicht ginge, da es sich nicht um eine direkte Bedrohung handle.
Unsere Innung meinte, es ginge auch um Sachbeschädigung und wir sollen uns an die Polizei wenden. Die Fensterscheiben waren ja nicht nur durch den Kleber, der sich schwer ablösen ließ, verunreinigt, sondern es wurde auch gegen die Scheiben gespuckt. Für uns schaut es so aus, als hätte da jemand seiner ganzen Wut Ausdruck verliehen.

Gibt es andere Geschäfte mit den gleichen Aufklebern?
FR: Unseres Wissens nach sind wir die einzigen. Wir haben uns in der Gegend umgeschaut, aber derartige Aufkleber weder bei der Kosmetikerin nebenan noch bei einem Wirtn sehen können. Auch in unserer örtlichen Friseurgruppe wissen wir von niemand Weiterem. Da scheint die Frage auf, ob es eine persönliche Sache ist. Das belastet uns natürlich.

Könnte es denn persönlich sein?
FR:
Das können wir uns nicht vorstellen. Es geht um die Überprüfung der 2G Regelung und diese kontrollieren wir so, wie das von uns derzeit verlangt wird, nicht mehr und nicht weniger. Wir hatten letzte Woche jemanden, der behauptete, dass es aus Datenschutzgründen nicht rechtens sei, Kunden zu kontrollieren und dass wir das nicht dürften. Diese Person beharrte mehrmals auf diesem Standpunkt. Anders zu handeln ist für uns als Unternehmen nicht möglich, denn die Strafen, die wir bei Nichteinhaltung der Corona-Maßnahmen zu zahlen hätten, hätten wir allein zu tragen.

Neben den Aufklebern gibt es außerdem mehrere Zettel mit „Rechtauslegungen“ gegen das Impfen sowie Auszüge aus der Corona-Verordnung, die die Ausnahmen von der Maskenpflicht thematisieren.

Credit: privat

Was hat es damit auf sich?
FR:
Von diesen Zetteln haben wir durch Zufall erfahren. Ein Kunde hatte sie am Sonntagabend aufgesammelt. Die Zettel lagen vor unserem Salon und weil er nicht wollte, dass die überall herumfliegen, hat er sie zu Hause im Müll entsorgt. Er hat uns später einige davon übergeben. Diese Zettel sind eindeutig hausgemacht. Ich habe im Internet geschaut, ob es diese dort beschriebenen rechtlichen Auslegungen überhaupt gibt, bin aber nicht fündig geworden.

Bestünde nicht die Möglichkeit, Anzeige gegen Unbekannt zu erstatten?
FR:
Die Polizei kennt die Pickerl und weiß von den Zetteln. Sie haben unsere Daten und melden sich wieder, sollten es weitere Hinweise geben bzw. es mehr werden und zu einer „richtigen“ Bedrohung kommen. Dann könnte man dem nachgehen. Wir denken, der Aufwand war ihnen zu groß. Anzeige aufnehmen, Berichte schreiben ect..

 

Vielen Dank, dass ihr euch an uns gewandt habt. Wir wünschen euch einen gesunden Start ins neue Jahr und hoffen, dass das eine einmalige Aktion bleibt.
 

Ist euch so etwas auch passiert, oder wisst ihr von KollegInnen mit ähnlichen Problemen, dann erzählt uns davon: pr@imSalon.at