Credit: Markus Wache

24.02.2020

Florian Ramspoth: Vom NATO-Pressesprecher zum Friseurumhang-Lieferanten

Friseurumhänge hängen in vielen Salons, obwohl sie oft nachrangig betrachtet werden. Wir sprachen mit Unternehmer Florian Ramspoth über den Stellenwert von Friseurumhängen, Kindergeschichten, Nachhaltigkeit, Corona Virus und das Produkt, das Kunden im Salon am längsten an sich haben.

Das Gespräch führte Raphaela Kirschnick

imSalon: Herr Ramspoth, seit 2017 sind Sie Geschäftsführer von Trend-Design, was haben Sie davor gemacht?
Florian Ramspoth:
Ich war Pressesprecher in einem NATO-Kommando!

Florian Ramspoth mit Raphaela Kirschnick

Wie bitte?
FR:
Ja, nach dem Abitur hatte ich eine Karriere als Offizier bei der Bundeswehr eingeschlagen und mich für 12 Jahre verpflichtet. Ich war in der Luftwaffe, habe Diplompädagogik studiert und bin dann  nach meiner Fachausbildung zur NATO gekommen. Dort wurde mir die Stelle des Pressesprechers angeboten, eine spannende Aufgabe. Die Zusammenarbeit mit Menschen aus 36 Nationen hat mich sehr geprägt. Man lernt in dieser Zeit sehr viel, am meisten über sich selbst.

Und jetzt verkaufen Sie Friseurumhänge?
FR:
Ja! (lacht) Ich weiß, das klingt jetzt nicht ganz so aufregend. Trend-Design ist ein Familienunternehmen, wurde von meinem Opa zusammen mit meinem Onkel gegründet. Mein Opa war freier Handelsvertreter (unter anderem für die Firma  Fripac-Medis). Irgendwann kamen beide auf die Idee, eigene Produkte entwickeln zu wollen. So entstand die Firma Trend-Design. Damals setzte man noch auf Poster, Banner und Bücher. Im Laufe der Zeit hat sich das verlagert auf Friseurtextilien, also Umhänge und Schürzen, mittlerweile 90% des Kerngeschäfts.

Wie haben Sie sich für den Umstieg entschieden?
FR:
Mein Onkel Albert Möller lud alle Kinder, Nichten und Neffen ein, um uns das Unternehmen vorzustellen und seine Nachfolge zu besprechen. Ein Familienunternehmen gibt man ja nicht einfach aus der Hand. Das war zuerst keine Option für mich, obwohl ich natürlich als Kind immer wieder auch im Lager herumgehüpft bin. Nach einem Praktikum kam mir die Idee: „Ja, hier kann ich viel weiterentwickeln“.

Wo produzieren Sie die Umhänge?
FR: In Fernost. Das Kunstfasergarn wird in Fernost hergestellt und dort wird es von Webern und Produzenten verarbeitet. Wir haben uns auch schon in der EU nach Partnern umgesehen, aber noch keine passenden Lieferanten gefunden.

Was macht die fernöstliche Qualität aus?
FR: Die Herstellung und Beschaffenheit der Kunstfaser und die Art zu weben, ist sehr engmaschig, so dass sich in den Fasern keine Haare festhaken.

Wirkt sich der Ausbruch des Corona Virus aktuell auf Lieferungen aus?
FR:
Ja, das tut er! Wir haben mittlerweile zwei Artikel mit sehr, sehr langen Lieferzeiten. Ich muss allerdings dazu sagen, wir gewährleisten durch entsprechende Lagerbestände die Lieferfähigkeit.

Wie geht man unternehmerisch damit um?
FR:
Da kann man nur ausharren und abwarten. Mein Hauptproblem ist, dass ich schon das Garn nicht bekomme, also der Anfang des Produktionsprozesses verzögert ist. Aber wir haben mit einigen unserer Lieferanten über zwanzigjährige Geschäftsbeziehungen, die mag ich jetzt nicht einfach aufgeben.

Ethische Nachhaltigkeit ist vor allem in fernöstlichen Produktionsketten immer wieder Thema, z.B. Ausbeutung der Mitarbeiter, auch für Sie?
FR:
Ja, ganz wichtig. Ich habe den Anspruch, Produkte mit voller Überzeugung anbieten zu können. So wie ich Verantwortung für meine Mitarbeiter trage, erwarte ich es auch von meinen Zulieferern und halte engen Kontakt Ich besuche unsere Lieferanten und möchte aktiv hinter die Kulissen schauen.

Wie kann ich mir den Friseurumhangmarkt vorstellen? Ist das ein einfacher oder schwieriger Markt? In der Chemie hat man einen guten Überblick, bei Friseurumhängen, hmmm?
FR:
Ich würde diese Frage gerne so beantworten, indem ich das Produkt im Salon einordne. Was wir ganz oft erleben, ein Salon wird neu eröffnet und der Inhaber macht sich unglaublich viel Gedanken über Konzept und Einrichtung, welches Kassensystem, welche Haarkosmetik, Personal und eine Woche vor Eröffnung kommt der Anruf „Oh, ich brauche noch Umhänge“ und am besten bestickt.

Ich meine das nicht als Vorwurf, aber dieses Produkt ist im Salon „nachrangig“ und da sortiere ich mich bewusst ein. Aber dann erhält das Produkt doch einen hohen Stellenwert, denn man wird sich bewusst, „ohne geht es nicht“, und ganz wichtig: Der Friseurumhang ist länger am Kunden als die Schere, der Kamm oder das Shampoo, er ist die ganze Zeit über am Körper des Kunden. In diesem Moment erhalten Umhänge eine Priorität.

„Der Friseurumhang ist länger am Kunden als die Schere, der Kamm oder das Shampoo,…

Es gibt sehr viele niedrigpreisige Anbieter, schwierig?

FR: Wir liefern hochwertige Qualität, und unsere Stärke ist, die volle Konzentration auf Umhänge und Schürzen, nahezu hundertprozentig. Das erlaubt uns so viel Detailliebe hinein zu stecken, was für andere eher schwierig ist. Wollen Sie das an einem Beispiel sehen?

Unbedingt!
FR: Handschlitze sind unser Markenzeichen. Wir haben festgestellt, dass sich in den Schlitzen dieser kleinen abgenähten Tasche immer wieder Haare festsetzten. Wir haben dann ganz simpel eine weitere Naht gesetzt, die verhindert, dass sich Härchen in die Ecke schieben. Solche Kleinigkeiten entwickeln wir permanent weiter.
Für viele ist es  nur ein Stück Stoff. Nicht für uns, für uns ist es wesentlich mehr. Ich bin sehr detailverliebt!

Credit: Markus Wache

Wir groß ist so ein Umhangsortiment?
FR:
Wir haben etwa 120 verschiedene Umhänge in unterschiedlichen Qualitäten. Wichtig dabei sind Form, Farbe, Verschluss und dies untereinander kombiniert.

Ich sehe fast immer nur schwarze Umhänge!
FR:
Das ist auch die Mehrheit, aber auch da gibt es viele Feinheiten, einige findet man nur bei uns. (Ich bekomme eine Oberfläche gezeigt: Winzige Luftpolster, die komplett Haare abweisen)

Wie breit ist ihr Vertrieb aufgestellt?
FR:
Wir sind international vertreten, aber hauptsächlich Europa.

Ich nehme an, Umhänge sind überall gleich?
FR: Ganz und gar nicht! Es gibt oft ganz eigene Anforderungen.

Zum Beispiel?
FR: Naja zum Beispiel wollen Niederländer nur Druckknöpfe, in Deutschland ist das genau umgekehrt, da verkaufen wir zu 90% Hakenverschlüsse. In Frankreich sind Umhänge mit Ärmeln beliebt. In Japan müssen Umhänge riesig sein, die hängen da bis zum Boden. Und in Österreich und Italien werden noch häufig Einwegumhänge genutzt.

Ich fasse es nicht, dass das in der heutigen Zeit noch immer ein Thema ist.
FR:
Noch ja, aber vieles verändert sich. Wir bieten Einwegumhänge aus Plastik nicht an, das sage ich aus voller Überzeugung, denn das muss nicht sein. Wir arbeiten derzeit an einer Idee, aber dazu möchte ich noch nichts sagen.

Ist Nachhaltigkeit im Unternehmen Thema?
FR: Ja, wir haben unser Rechnungswesen auf E-Mail umgestellt, beziehen Windstrom aus Paderborn und so viel Kleinigkeiten mehr. Aber das sollten Selbstverständlichkeiten sein. Ganz wichtig war uns vor Jahren bereits die Entwicklung von alternativen Materialien für Umhänge wie Garn aus Eukalyptusholz und recyceltem Plastik (RecYcape 12 Flaschen = 1 Umhang).

Sind Jahreszeiten bei der Auswahl wichtig und werden dann andere Farben gekauft?
FR:
Limette war im letzten Jahr die meistverkaufte Saison-Farbe. Mittlerweile sind viele Friseure sehr mutig. Aber Schwarz bleibt der Liebling in der Farbpalette.

Kauft man in der Regel alles gleichfarbig?
FR:
Es gibt Friseure, die nutzen alle Farben, so dass der Kunde wählen kann, aber das sind Ausnahmen. 60% unserer Kunden kaufen schwarz, gefolgt von grau und dann weiß, immer noch.

Wie häufig kauft ein Salon neue Umhänge?
FR:
Das ist sehr unterschiedlich. Es kommt auf die Abnutzung an, zum Beispiel durch häufiges Waschen. Es gibt Kunden, die verwenden ihre Umhänge viele Jahre. Der Tod eines jeden Umhanges ist die Schere!

Die Schere?
FR: Ja, es passiert schon, dass  man beim Haareschneiden in den Umhang schneidet. Neben Färbeflecken, ist das  der häufigste Grund, Umhänge nachzukaufen.

Credit: Markus Wache

Woher nehmen Sie die Ideen für neue Produkte?
FR:
Ich bin neugierig und das treibt mich an.

Gibt es Testsalons?  
FR:
Ja, wir arbeiten mit ausgewählten Salons zusammen und mein Team ist in die Entwicklung eingebunden. Wir haben jede Woche Teamsitzung und diese schließen wir ab mit der „WOW“ Frage: „Was waren die WOW Momente der Woche?“ Das ordne ich als Trend-Design DNA ein.

WOW als DNA!
FR:
Ja, denn unsere Kunden sollen WOW zu unseren Produkten sagen und erkennen, welche Liebe zum Detail zum Einsatz kommt.

Was ist denn Ihr persönliches Lieblingsprodukt?
FR:
Der Kinderumhang Kids World, denn diesen habe ich mit meinen Kindern entwickelt. Sie liebten es in Wimmelbüchern zu suchen, so kam die Idee ein Bilderbuch auf einen Umhang zu drucken. Unsere Grafikerin hat uns dann Inseln zu Ländern dieser Welt geschaffen, mit vielen Details. Manche Bilder stehen auf dem Kopf oder sind spiegelverkehrt, so dass man sie aus unterschiedlichen Perspektiven sieht.

Ich finde diesen Umhang extrem entzückend und wirklich detailreich durchdacht!
FR:
Genau das ist die Essenz von Trend-Design!

Lieber Florian Ramspoth, eine spannende Geschichte rund um ein nachrangiges wichtiges Produkt mit reichlichen Facetten. Ich wünsche weiterhin viel Erfolg.

FAKTEN

  • Gründung 1991 durch Günter Möller und seinen Sohn Albert Möller
  • Geschäftsführer seit 2017 Florian Ramspoth (Enkel von Günter/ Neffe von Albert Möller)
  • Standort Goebenstraße 66, 32051 Herford

Lernen Sie Florian Ramspoth persönlich kennen: Trend-Design wird auf der Top Hair Messe 2020 vertreten sein, Stand  17C48!