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09.02.2024

Marcel Aberle: "Fragt doch mal nach dem Besten im Team - ihr könntet überrascht werden"

Im Zukunftskongress-Vortrag von Marcel Aberle kam ein Thema besonders gut an: Das Mitarbeiter-Feedbackgespräch, das dem Chef neue Einblicke ins Team und damit einen Blick in die Zukunft gibt...

Das Konzept ähnelt einem ganz normalen Mitarbeiter-Gespräch, in dem Chefin*Chef und Mitarbeiterin*Mitarbeiter über die Arbeitssituation sprechen. Das Konzept wurde von Trendforscher Marcel Aberle um ein paar Grundsätze und Fragen erweitert.

Mit Fragen wie "Was sind deine aktuellen Herausforderungen" oder "Wie glücklich bist du von 1-10?" geht man der Stimmung im Team auf den Grund und erarbeitet sich damit Schritt für Schritt seine Salon-Zukunftsprognose. Am Ende dieses Artikels finden Sie seine Fragen zum Download!

Die Grundsätze der Mitarbeiter-Feedbackschleife

  • Regelmäßiger Zeitraum, z.B. 1x Monat oder 1x im Quartal
  • Dauer des Gesprächs: Etwa 45 Minuten
  • Immer „One on One“, also nur Mitarbeiter*in und Chef*in
  • Fragen bleiben immer gleich, um Vergleiche ziehen zu können (z.B. „Glücks-Index“)
  • Fragebogen kann ausgedruckt oder im Excel-Sheet mitgeschrieben werden (siehe Download)
  • Das Gespräch ersetzt nicht das jährliche Mitarbeiter-Gespräch, sondern ergänzt es

Aktives Zuhören statt Rechtfertigung

Es können im Gespräch Themen aufkommen, in denen man das Gefühl hat, sich als Chefin rechtfertigen zu müssen. Stattdessen sollte aktives Zuhören geübt werden, aktives Nachfragen – das wird manches Mal zu Schlucken geben, das Ziel ist aber, dass die Mitarbeiter frei reden dürfen, ohne Bewertung und ohne sich rechtfertigen zu müssen.

Der Dialog könnte so aussehen:
Mitarbeiterin: „Ich fühle mich nicht gewertschätzt“
Chefin: „Was bedeutet für dich Wertschätzung?“ oder „In welchen Situationen hast du dieses Gefühl“

Die Vorteile des Feedbacks

Mit diesem aktiven Nachfragen kommt man viel eher auf den Grund des Problems, als mit Vorwürfen á la „Aber wieso, ich mache doch so viel, dass du dich hier wohlfühlst“.

Es geht in dem Moment nicht um die Leistungen der Chefin, sondern darum, die Mitarbeiterin zu verstehen. Man neigt dazu, Antworten oder Lösungen anzubieten - hier soll zugehört werden, selbst wenn man ganz anderer Meinung ist.

Wenn im Gespräch Lösungen auf der Hand liegen, kann man diese anbieten, z.B. "Würde dir das helfen, wenn wir folgendes machen würden...." Anderes muss man erstmal mitnehmen, verdauen und eine Nacht darüber schlafen, das ist auch ok.

Die Vorteile

  • Man bekommt ein gutes Gespür für die Mitarbeiterinnen
  • Man entdeckt Potentiale und Ideen schneller
  • Es hilft, Themen aufzudecken, die das Team beschäftigt, die man sonst gar nicht mitbekommt.
  • Man spart sich viel Energie, wenn man frühzeitig erkennt, wenn es mit einer Mitarbeiterin nicht klappen wird.
  • Mitarbeiterinnen spüren die Wertschätzung für die eigenen Gefühle, das schweißt Menschen zusammen.

Was haben Mitarbeitergespräche mit der Zukunft zu tun?

Das Thema Fachkräfte ist eines der Zukunftsthemen der Friseurbranche und bereitet vielen Unternehmerinnen Bauchschmerzen. Um zu sehen, wie sich das Team weiterentwickeln kann, muss man sehen, wie es jetzt dasteht. Ohne zufriedene Mitarbeiter kann es nicht funktionieren, daher rät Trendforscher Marcel Aberle, mit dieser Methode zukunftsfit zu bleiben und Entwicklungen schneller zu erkennen.

„Meine Lieblingsfrage ist jene, nach dem Besten im Team. Man bekommt eine ganz andere Sichtweise und kann soziale Strukturen aufdecken. Manchmal halten einzelne Mitarbeiterinnen das ganze Team zusammen – das ist in der Kunden- und Verkaufsstatistik nicht messbar. Wenn derjenige geht, hat man als Teamleiter ein echtes Problem!“, prognostiziert Marcel Aberle. 

Eure Publikumsfragen zum Zukunfts-Feedback-Konzept

Während des Vortrages von Marcel Aberle am Zukunftskongress hatten die Zuseherinen die Möglichkeit, Live-Fragen zu stellen. Hier Marcel Aberles Antworten auf die Fragen: 

Publikumsfrage: Wie sollen diese Fragen gestellt werden? Spontan im Gespräch oder soll der Mitarbeiter diese vorab als Hausaufgabe bekommen um sich vorzubereiten?
Marcel Aberle: Beim ersten Gespräch können die Fragen eine Überraschung sein. Viele raten dazu, die Fragen vorab zu schicken, aber ich denke, auch Spontanität in den Antworten hat einen Wert. Nach dem ersten Mal wissen die Mitarbeiterinnen die Fragen dann eh schon, die bleiben gleich.

Publikumsfrage: Wie soll man das mit 25+ MitarbeiterInnen machen?
Marcel Aberle: Wenn es Teamführer oder Salonleitungen gibt, kann man es an diese auslagern – allerdings, je näher man am Team dran ist, desto weniger „Filter“ gibt es. Ansonsten einfach, indem man sich die Zeit dafür nimmt oder einen längeren Zeitraum zwischen den Gesprächen macht. Die Erkenntnisse aus den Gesprächen sind die Zeitinvestition wert.

Publikumsfrage: Bekommt der Chef*in diesen Fragebogen auch?
Marcel Aberle: Nein, man arbeitet mit dem Feedback, das man von den Mitarbeiterinnen bekommt.

Publikumsfrage: Wie lange soll man die Mitarbeiter die gleichen Fragen stellen?
Marcel Aberle: Es gibt kein Ende. Es werden, auch bei gleichen Fragen, immer wieder neue Themen aufkommen. Neue Mitarbeiterinnen, neue Konstellationen geben wieder neuen Input. Wenn Fragen nichts mehr hergeben, kann man sie auch überspringen oder ersetzen.

Downloads

Das .pdf können Sie ausdrucken um händisch während des Gesprächs mitzuschreiben, das Excel-Dokument können Sie beliebig um Termine (Spalten) und Mitarbeiterinnen (Reiter) erweitern und digital führen.