Marcus Eisinger, Landesinnungsmeister der Friseure Wien | Credit: Martin Steiger

06.12.2019

Recap: Die Stammtische der Wiener Innung und was Friseure bewegt

In den letzten Monaten haben über 250 Wiener Friseurunternehmer an den Bezirks-Stammtischen der Wiener Friseurinnung teilgenommen. Sie möchten ein Zeichen setzen, zeigen, dass sie es gut finden, dass die Dinge, die sie bewegen, angesprochen werden und dass etwas passiert.

Initiator Marcus Eisinger, Landesinnungsmeister Wien, geht es darum, nahbar zu sein (hier im Interview: Auf ein Wort beim Wirtn). Wir waren beim Stammtisch der Bezirke 3 und 4 dabei. Der Innungsmeister bilanzierte die Arbeiten der letzten Monate und stand für Fragen und Anregungen bereit. Es gab viele Themen, hier die wichtigsten:

Hauptthema Bezirksoffensiven
LIM Eisinger hat parallel zu den Stammtischen die Bezirksvorsteherinnen und Bezirksvorsteher jedes Bezirks zu regionalen Bezirksgipfeln mit Kontrollbehörden und Grätzlpolizei eingeladen. Ziel war (und ist weiterhin) bei den zuständigen Behörden Bewusstsein für die Problemstellungen in der Friseurbranche zu schaffen. In unserem Beitrag Die Machenschaften der 10 Euro Betriebe vertiefen wir dieses Thema und beleuchten den "ewigen Putztag", Whatsapp-Warngruppen und mehr!

Bezirksgipfel

  • Die Bezirksgipfel wurden in Zusammenarbeit mit allen Bezirksvorsteherinnen und Bezirksvorstehern für alle Bezirke durchgeführt. Insgesamt waren Behördenvertreter aller relevanten Behörden und Abteilungen mit an Bord: u.a. WGKK, Finanzpolizei, regionale Büroleiter, für die Wirtschaft zuständige Bezirksräte bzw. Betreuer, Grätzlpolizei, AMS, WGKK, Marktamt, Arbeitsinspektorat, WKW, …
  • Derzeit hat die Wiener Friseurinnung 1.800 gemeldete Mitglieder - es gibt auch nicht gemeldete Betriebe, wie bei den Kontrollen festgestellt wurde, diese werden umgehend geschlossen.

Kontrollen
230 Betriebe in Wien wurden geprüft und Übertretungen zu ca. 80 Prozent ausgemacht.

Kontrollorgane in Wien und Ihre Unterstützung
Vielen sind die Kontrollen in der Steiermark und Kärnten noch bewusst. Im Gegensatz zu diesen Bundesländern ist Wien stark unterproportional mit Kontrollorganen besetzt, in den einzelnen Wiener Bezirken gibt es teilweise mehr Friseure als in den Bundeshauptstädten Graz und Klagenfurt. 

Die Kontrollbehörden sind auf Hinweise angewiesen und bitten ausdrücklich um Informationen. Die Innung und auch der Innungsmeister persönlich nehmen, z.B. über Facebook oder per mail: friseure@wkw.at Hinweise entgegen.

Geiz ist nicht immer geil
Die Innung verstärkt die Aktionen der Friseurbranche in den Medien der Endverbraucher, um zu zeigen, dass Friseure aktiv etwas gegen unfairen Wettbewerb tun, denn die Kunden sollen sensibilisiert werden. Motto: Geiz ist nicht immer geil und schadet allen.  

Öffnungszeiten- und Feiertagsregelung
Dauerbrenner.Viele dieser „10 Euro Friseurgeschäfte“ haben an Sonntagen und Feiertagen geöffnet. Für die Polizei gibt es dazu zwar keine direkte Kontrollkompetenz, aber wenn die Polizisten Sonn- oder Feiertagsübertretungen wahrnehmen, werden diese - wie auch andere Auffälligkeiten - dem jeweils zuständigen Magistratischen Bezirksamt als Verwaltungsstrafbehörde gemeldet.

Stuhlvermietung
Das ist und bleibt Individualkonzept. Zu beachten ist: Jeder Stuhlmieter ist eine örtlich kleinere Einheit der Selbstständigkeit und muss die Auflagen der Selbstständigkeit erfüllen in puncto Versicherung, Nachweis, Meldepflicht etc.

Jeder Stuhlbesitzer muss außerdem in der Auslage seinen Namen und den Gegenstand des Gewerbes veröffentlichen. Über einen Jahresumsatz von 15.000 Euro (Kleinunternehmerregelung ohne MwSt.) ist eine eigene Registrierkasse verpflichtend. Das gilt auch für mobile Friseure (Haus- / Krankenbesuche)

Änderungen in der Kammerumlage
Die sind positiv angekommen. Kurz: der Standortanteil wurde von 120 Euro auf 180 Euro erhöht und damit nach 10 Jahren der Inflationsrate angeglichen. Der Mitarbeiteranteil parallel von 1,98 % auf 1% gesenkt, das ergibt für Betriebe mit Personal eine Reduzierung der Grundumlage. Diese Neuausrichtung entspricht der Entwicklung der Friseurbranche (mehr EPUs mit weniger Mitarbeitern)

Verpflichtende Preisausschreibung der Unisexpreise
Seit 2008 verpflichtend, aber schleißig gehandhabt – vom kleinen Salon bis zum Filialisten!

WICHTIG: Hier wird in Zukunft bei Prüfungen der Bezirksverwaltungsbehörden verstärkt Augenmerk daraufgelegt, es empfiehlt sich, dringend nachzurüsten! Online bei der WKO gibt´s ein Gratis-Downloadformular auf dem aktuellen gesetzlichen Stand! Wem die Optik der Kammer nicht gefällt, darf sie gerne umbasteln. Zu unserem Unisexpreise-Guide!

Neues Kompetenzzentrum in der Mollardgasse
Falls es sich noch nicht herumgesprochen hat, wurde in der Mollardgasse ein – auch für jedes Mitglied zu mietendes - Kompetenzzentrum geschaffen, das u.a. auch Weiterbildungsseminare für rund 40 Teilnehmer anbietet. Neues Innungshaus in Wien.

Reklamationen vonseiten der Endverbraucher
Gut zu wissen: Sämtliche Reklamationen, die bei der Innung in den letzten Monaten eingegangen sind, waren zu 100% von individuell Befähigten. Eine Schattenseite der Liberalisierung der Gewerbeordnung.

Ordentliches Zertifikat
Eine Meisterplakette am Geschäft ist vielen Kunden leider oft egal. Die Innung denkt hier über die Einführung eines Zertifikates für ordentliche Betriebe nach. Etwas, das beim Stammtisch gut angekommen ist.

Unser Fazit
Die Stammtische vertiefen den Kontakt zur Innung und stärken den Konsens auf beiden Seiten. Die Innung hat sich vorgenommen die Zukunft, die Qualität und den Nachwuchs in der Branche zu sichern, denn „Minus 30 Prozent bei den Lehrlingen - das spornt an, den anderen Branchen gegenüber wettbewerbsfähig zu sein", so Marcus Eisinger.

Ob es im nächsten Jahr ein Revival der Bezirksstammtische geben wird? Marcus Eisinger lässt keinen Zweifel an einem Stammtisch-Revival: „Das Feedback und meine persönliche Erfahrung waren so positiv, dass ich im nächsten Jahr sicher wieder zu Stammtischen einladen werde! Ich freue mich schon!“ – wir bleiben dran und berichten.

Von der Friseurinnung Wien anwesend waren:
Dr. Kurt Schebesta, Geschäftsführer der Landesinnung Wien der Friseure
Marcus Eisinger, Wiener Landesinnungsmeister der Friseure
Gülten Karagöz und Michael Musek, Wiener Innungsmeister – Stellvertreter der Friseure