Dietmar Koschitz will die Innungsarbeit in jüngere Hände legen | C: Markus Lach

24.03.2021

Dietmar Koschitz: Bei uns wurde schon zweimal kontrolliert!

Polizeikontrollen am Land und eine hinterfragungswürdige Teststrategie lässt die Stammkunden ausbleiben, es ist Zeit die Covid-19 Auflagen bei den Friseuren zu lockern…

Wie geht es Dir in der aktuellen Corona Situation?
Dietmar Koschitz:
Auch wenn ich mich als Funktionär in der Innung Kärnten zurückgezogen habe, brennt mein Herz. Die Friseurbranche steht nach nun mehr als einem Jahr schwierigster Herausforderungen an einem Abgrund. Wir in Kärnten durchleben einen Umsatzrückgang von 30 bis 50%! Es fehlen Wochenkunden (Waschen Föhnen oder Legen) und Spontanbesuche, egal ob Männer oder Frauen! Vor allem sind wir als stationäre Geschäfte im Nachteil zu den Mobilen, das gehört sofort beendet.

Sendest Du deine MitarbeiterInnen zu Kunden nach Hause?
DK:
Nein, ich möchte meine Mitarbeiterinnen keinem Risiko auszusetzen.

Was ist die Herausforderung für die Menschen auf dem Land?
DK:
Viele ältere Menschen haben keine Smartphones, können sich kinen Testtermin organisieren. Dienstleistungen für diese Menschen sind uns komplett weggebrochen, ich spreche von wöchentlich Waschen, Föhnen aber auch der regelmäßigen Farbe. Vielen ist es einfach zu viel mit dem Testen, die wollen sich dann nur ihre Haarfarben holen. Und durch den allgemeinen Lockdown fehlt der Zusatznutzen. Es fallen Feiertage, Feste ja noch immer weg. Wir hängen da mit an der Gastronomie und Kultur.

Außerdem sollten die Tests von Schulen und Betrieben auch für den Friseurbesuch Gültigkeit behalten.

Was wäre eine einfache Lösung?
DK:
Es würde schon helfen, wenn wir Selbsttests vor allem unserer älteren Kundschaft anbieten können. Außerdem sollten die Tests von Schulen und Betrieben auch für den Friseurbesuch Gültigkeit behalten. Lehrer sind getestet und das Ergebnis gilt nicht für den Friseur. Strabag testet täglich ihre Mitarbeiter, warum dürfen die damit nicht am Nachmittag zum Friseur, das ist unverständlich.

Halten sich denn alle am Land an die Auflagen?
DK:
  Ich wurde schon zweimal von der Behörde (Polizei) kontrolliert. Ich weiß auch, dass diese dem Innenministerium Bericht erstatten, wie viele körpernahe Dienstleister pro Woche kontrolliert wurden.

Also halten sich wohl alle and die Regeln!
DK:
Ich denke schon, aber uns fehlt halt der nächste Schritt für die Unternehmer, die sich an alle Regeln halten und die nicht Jammern wollen. Wir beweisen doch als Friseure, dass Eigenverantwortung hervorragend funktioniert.

Du bist nicht mehr in der Innung aktiv, ist das jetzt schlecht?
DK:
Ziel meines Ausscheidens ist die Innungsarbeit in jüngere Hände zu legen. Unser umsichtiger Innungsmeister hat nun ein super motiviertes Innungsteam geformt. Die Mischung - Erfahrung mit jungem Elan- stimmt.

Und funktioniert das?
DK:
Ja, wir haben jetzt einige junge Leute im Ausschuss, genau das wollten wir erreichen.

Kann die Innung aktuell überhaupt noch etwas bewegen?
DK:
Jein! Ich finde, dass die Bundesinnung einen guten Job macht. Nur beim Ministerium finden wir Friseure kein Gehör. Wir brauchen aber endlich Perspektiven, da hilft das Jammern nicht weiter, aber wir brauchen etwas, auch um unsere Mitarbeiter wieder zu motivieren, frei und selbständig arbeiten zu können.

Zu den Selbsttests! Viele haben Angst davor, dass ein Kunde im Salon positiv testet. Wie siehst du das?
DK:
Naja, wenn der in die Apotheke um die Ecke geht, dann haben die doch das gleiche Problem und die machen das mit einer Maske und Sicherheitskonzept. Das ist bei uns genauso vorhanden. Da finden sich Lösungen, ein Zelt vorm Salon, ein separater Raum nebenan. Wenn man will findet man Lösungen.

Es gibt einen Kollegen in Villach der hat seine eigene Teststrecke, in einem Nebenraum in seinem Geschäft  installiert. Eine diplomierte Krankenschwester testet zweimal die Woche seine Kunden und auch andere Personen die einen Test benötigen. 

Natürlich muss man die Angst nehmen. Es könnten sich auch Friseurunternehmer zusammenschließen. Aber das muss und kann man organisieren.

Also was sollte der nächste Schritt sein?
DK:
Nun ist die Zeit gekommen, wo alle 6000 Salon gemeinsam auftreten und den Regierungsmitgliedern die rote Karte zeigen sollten, wenn Sie nicht den Mut haben uns mit weiteren Öffnungsschritten entgegen zu kommen!

Lieber Dietmar, vielen Dank und weiterhin viel Erfolg und gesund bleiben.

Dietmar Koschitz

Salon Koschitz / Spittal/Drau