26.05.2011

Andrea & Gabriele Kronlachner: Die Zeit vergeht, der Stil bleibt

Vor 20 Jahren übernahm Andrea Kronlachner als Friseurunternehmerin den elterlichen Salon in Attnang-Puchheim und baute diesen zu einem stilvoll, architektonisch gut durchdachten Salon um, Philip Starck-Möbel inkl. Gemeinsam mit ihrer Schwester, der Modeunternehmerin Gabriele Kronlachner, entwickelte sich daraus das erfolgreiche Konzept Boutique und Frisiersalon in Einem. Seit zwei Jahren besteht eine Partnerschaft mit Rossano Ferretti und infolge dessen entstand ein weiterer Salon im Herzen Wiens. Das Geschwisterpaar produziert exklusive Hair- & Fashionshows in ausgesuchtem Ambiente und unterstützt regelmäßig verschiedenste Kunstprojekte und Veranstaltungen. Fakten: 15 Mitarbeiter | 2 Salons

Wie beschreiben Sie Ihre Unternehmensphilosophie?
Verrückt ist, wenn man immer das Gleiche tut und dabei andere Ergebnisse erwartet“ (Albert Einstein)

Wie kam es zur Partnterschaft mit Rossano Ferretti, der u.a. durch seine Kreationen für Armani und unzähliger Hollywoodstars bekannt wurde?
Rossano Ferretti ist neben Vidal Sassoon der einzige Friseur mit einem eigenen Patent auf eine Schneidetechnik und weltweiter Repräsentant von L‘Oréal im Luxusfriseurbereich. Er führt mittlerweile gemeinsam mit seinen Partnern 17 Salons, darunter in Paris, Venedig, New York und L.A., in Indien und natürlich in Parma, wo er mit seiner Schwester Lorenza die Rossano Ferretti Schule betreibt. Von L’Oréal haben wir erfahren, dass er in Wien auf der Suche nach einem Partner für einen neuen Rossano Ferretti Salon ist. Wir waren neugierig, haben Rossano kennen gelernt und uns sehr spontan für eine Partnerschaft entschlossen. Uns gefiel sein Konzept, sein Stil und seine Eigenschaft über den Tellerrand hinaus zuschauen.

Sind Sie immer so spontan?
Wir gehen gern offen auf Dinge zu, ohne dabei naiv oder blauäugig zu sein. Wir stellen uns neuen Aufgaben und wachsen mit jeder Hürde!
Es war bis dahin nie geplant einen zweiten Salon zu eröffnen, ohne Rossano gäbe es diesen Salon in Wien ganz sicher nicht. Er wurde von Null aufgebaut, vom Anmieten der Immobilie, bis zum Einrichten des Salons. Außerdem ist Wien eine tolle Stadt, mit einer hohen Lebensqualität. Wir sind in der Regel 1-2mal in der Woche hier und bringen etwas oberösterreichische Seele nach Wien, ohne dabei provinziell zu wirken.

Wie unterscheiden sich Ihre Salons in Attnang Puchheim und Wien konzeptionell?
In Attnang Puchheim haben wir einen von Wien unabhängigen Konzeptstore, einen Salon, in den wir Mode integriert haben.
In Wien ist es ein exklusiver Rossano Ferretti Salon. Diese Salons sind in allen Städten konzeptionell gleich aufgebaut, befinden sich meist im 1.Stock, haben keine klassische Auslage, sondern eher Appartement-Charakter, und sind ähnlich eingerichtet.

Ihre Salons zeichnen sich durch moderne Architektur und stilvolles Design aus. Was bedeutet Ihnen Architektur, Salondesign?
Architektur hat für uns sehr viel mit Gefühl zu tun. Der Kunde spürt intuitiv ob eine Harmonie besteht. Reduktion ist für uns in der heutigen Zeit sehr wichtig, da jeder Mensch mit zu vielen Reizen überschüttet wird. Dies drückt sich auch im Salondesign der beiden Salons aus. Echtes Design erkennt man an der hohen Qualität und unterscheidet sich sehr von effektvoller Dekoration.
Qualität zeichnet sich auch in der entsprechenden Nachhaltigkeit aus.

Wie muss man sich Ihre Kundschaften vorstellen?
Der klassische Rossano Ferretti–Kunde ist keine Laufkundschaft, sondern der informierte Kunde, der genau weiß, warum er da ist und natürlich auch entsprechend kaufkräftig ist.
Unsere Kundschaft in Attnang-Puchheim ist Generationsübergreifend und eine ähnliche Klientel wie in Wien. Unsere Kunden halten uns dort teilweise schon in 4. Generation die Treue. Unsere Kunden schätzen unsere Modernität und den internationalen Einfluss, den Rossano Ferretti auch in unserem Salon in Attnang-Puchheim hat.

Was schätzen Sie an der „Metodo Rossano Ferretti“, den patentierten Schnitttechniken, die sich nach dem Wuchs des Haares richten und wie schulen Sie Ihre Mitarbeiter entsprechend?
Diese Haarschnitte sind exklusive unkomplizierte Schnitte, bei denen später nicht künstlich nachgeholfen werden muss. In Wien haben wir 3 Mitarbeiter, die bereits nach der Methode arbeiten, und demnächst wird eine junge Stylistin ebenfalls für 3 Monate nach Parma gehen und dort direkt bei Lorenza Ferretti die Technik erlernen. Rossanos Schwester Lorenza schult dort immer nur 2-3 Leute auf einmal, auch das ist exklusiv.

Sie sind auch Kunstschaffende: Sie veranstalten Lesungen, unterstützen die Gmundner Festwochen, sind präsent auf den unterschiedlichsten Events. Was bedeutet Kunst in Ihrem (Friseur-)Leben?
Kunst ist Begleitung und Faszination. Kunst inspiriert uns und beeinflusst unsere Kreativität. Kunstdesign, Kunstwerke und Künstler befruchten uns, lassen uns in andere Welten eintauchen.
Andrea: Mein Beruf ist mein künstlerisches Betätigungsfeld. Hier lebe ich Kunst und Kreativität aus und gebe dies auch an meine Mitarbeiter weiter.

Ihre Trendkollektionen sind stets eine Symbiose aus Hairstyle, Mode und Kunst. Shootings werden regelrecht inszeniert. Wie entstehen die Ideen zu Ihren Arbeiten, wie integrieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Wir entwickeln Kollektionen immer nur für spezielle Events und immer nur, wenn alles passt. Wir haben den Anspruch nichts zweimal zu machen, und entwickeln und trainieren gemeinsam mit unseren Mitarbeitern, das ist inspirierend fürs Team.

Hand aufs Herz: Sie arbeiten als Schwestern eng miteinander zusammen. Haben Sie gelegentlich Differenzen und wenn ja, wie gehen Sie mit diesen um?
Wir haben eigentlich keine Differenzen. Wir haben das große Glück sehr ähnliches Empfinden, ähnliche Ziele und ein gutes Gespür füreinander zu haben. Wenn wir nicht einer Meinung sind, diskutieren wir darüber.
Aber klar ist: die Kronlachners gibt es nur im Doppelpack! Und hier sind die Aufgabenbereiche auch klar definiert: Andrea, als Friseurin, ist verantwortlich für Personal, Handwerk und Kundenkontakte. Gabriele (sie studierte Sportwissenschaften und Psychologie, und ist für den Bereich Mode zuständig, Anm. d. Red.) ist für die gesamte Administration verantwortlich.

Was sollte ein Mitarbeiter mitbringen, der sich für einen Job bei den Kronlachners interessiert?
Leidenschaft und Kreativität.

Wünsche an die Branche?
Die Branche sollte höhere Qualitätsansprüche haben und ganz klar zu seinem Handwerk stehen: Luxus sollte nicht nur etwas für Reiche sein. Die Menschen sollten sich schöner Dinge wieder bewusst sein, wieder Wert auf Qualität legen. Nach dem Motto: Kauf die Hälfte, aber doppelt so teuer! Unsere Haarschnitte müssen was kosten! Wenn junge Leute, beispielsweise, sich etwas leisten wollen, das neueste Handy, die neueste Playstation…, dann tun sie es einfach. Warum tun sie dies aber nicht auch beim Haarschnitt? Wir müssen dringend an unserem fachlichen Personal arbeiten und die Kommunikation besser schulen.
Und die Wünsche an unsere Kunden: Sie sollten sich mehr Zeit nehmen, ihrem Friseur genügend Wertschätzung entgegen bringen. Ich kann nur einen guten Schnitt abliefern, wenn ich ausreichend Zeit dafür habe. Bei uns zahlen die Kunden für einen Schnitt 95 Euro. Da muss die Leistung passen, und ich muss auch die Möglichkeit haben, diese entsprechend erbringen zu können.

 


Juni 2011


Interview: Katja Ottiger