Alexander Geisbauer | Credit: Werner Redl

18.11.2016

Alexander Geisbauer vernetzt Mitarbeiter

Im Gespräch mit Katriina Janhunen

imSalon: Die Geschichte deines Salons - in kurzen Worten?
Alexander Geisbauer: Haircutters gibt es nun schon seit zehn Jahren, davor war es das Unternehmen meines Vaters. Ich kam von L'Oréal zurück ins Familienunternehmen, habe den zweiten Salon eröffnet und wir wachsen immer weiter. Meine große Bühnenzeit ist vorbei und meine Schwerpunkte liegen jetzt bei Wirtschaft und Ausbildung.

imSalon: Wie war deine Lehrzeit?
AG: Sehr intensiv! Auch aufgrund des Vater-Sohn-Verhältnisses, das ja nicht immer einfach ist. Ich habe von klein an mitgearbeitet und mir war immer klar: Wenn ich eine Lehre mache, dann sicherlich Friseur. Ich bin aber auf eine Chemie-HTL gegangen, weil ich dachte, das wird finanziell mehr bringen. Schnell allerdings habe ich bemerkt, dass man auch als Friseur super verdient und habe die Lehre begonnen.

imSalon: Ihr seid schon viele Jahre auf den Trauner Hochzeitstagen - wie wichtig sind Hochzeiten bei euch im Salon?
AG: Wir hatten heuer schon 55 Hochzeiten, also bis zu drei am Tag. Der Grossteil der Kundinnen kommt dabei von der Hochzeitsmesse. Wir bringen jedes Jahr eine Brautfrisurenkollektion heraus und in Traun stylen wir auch die Modenschau. Bei Hochzeiten ist es wichtig, Service grosszuschreiben, individuell zu beraten, Service zuhause anzubieten. Verlässliche Kostenvoranschläge sind hier genauso ein Thema wie ein "Braut-Notfallset". Darin ist eine Haarnadel, Pflaster, Haarspray, Spiegel und Lipgloss. Das kostet uns nicht viel, kommt aber sehr gut an.

imSalon: Welche Vorbilder gibt es in Sachen Brautfrisur und Hochstecken?
AG: Natürlich Patrick Cameron, aber auch Marco Arena - mit ihm hatten wir auch schon eine Weiterbildung. Es ist toll, wie er Red Carpet Styles vom Foto auf ein Modell umsetzt und zeigt, wie die Frisur auch am Kunden funktioniert.

"Geht's dem Mitarbeiter gut, geht's dem Kunden gut, geht's dem Chef gut"

imSalon: Was ist deine Philosophie als Salonchef?
AG: Ich möchte eine andere Art von Arbeitnehmer-Arbeitgeber-Beziehung schaffen, weil man mit Partnerschaften viel mehr erreicht. Bei mir steht nicht der Kunde im Mittelpunkt, sondern der Mitarbeiter, denn geht's dem Mitarbeiter gut, geht's dem Kunden gut, geht's dem Chef gut. In Zeiten von Fachkräftemangel muss man Konzepte entwickeln, um dem entgegenzuwirken.

imSalon: Was müsste man in Sachen Lehrlingen verbessern?
AG: Da ist die ganze Branche gefordert. Es gehört ein Statement her, wie es ist, bleibt und sein wird - nicht dieses ständige Hin und Her von Gewerbeberechtigung etc, wodurch viele Leute in der Luft hängengelassen werden.

"Es ist schwieriger am Land Personal zu finden, dafür ist die Qualität höher"

imSalon: Wie siehst du die Unterschiede zwischen Stadt & Land?
AG: Ich kenne große Unternehmen, die gerne vom Land in die Stadt ziehen würden, es aber wegen der Lehrlinge nicht wagen. Die sind am Land einfach verlässlicher, motivierter und fleißiger als Jugendliche in der Stadt. Dieses Anonyme, Schnellebige tut vielen jungen Leuten nicht gut. Am Land ist auch das Verantwortungsgefühl höher. Es ist vielleicht schwieriger am Land Personal zu finden, aber dafür ist die Qualität dann höher.

"Ich biete meinen Lehrlingen echte Erlebnisse in der Lehrzeit..."

imSalon: Was tust du selbst für deine Lehrlinge?
AG: Ich möchte meinen Lehrlingen etwas bieten können. Das bedeutet für mich z.B. auch einen Lehrlingsaustausch mit Friseurkollegen, dass die Lehrlinge eine Woche lang etwas anderes sehen, anders arbeiten und echte Erlebnisse in der Lehrzeit bieten. An dem muss man echt arbeiten und den Lehrlingen etwas bieten. Bei mir gibt es auch schon im ersten Monat interne und externe Ausbildungen, damit die Lehrlinge richtig reinschnuppern können und gleich wissen, was im Beruf auf sie zukommt. Dafür haben wir von der WKO den "Ineo Award" für Lehrlingsausbildung bekommen.

imSalon: Was hältst du von der Modeschule Hallein?
AG: Ich finde es super, wenn auf anderen Wegen junge Leute gefunden werden, die Fachkräfte werden möchten. Auch die L'Oréal "Beautyschool" in Deutschland finde ich toll (Anmerkung der Red.: Das deutsche L'Oréal-Beautyschool Projekt ist aufgrund von Streitigkeiten mit dem Innungsverband gestoppt worden). Bei uns gibt es zwar das bfi, aber da ist die Qualität noch erweiterbar.

imSalon: Du hast sehr fortschrittliche Ideen, das Internet für dich zu nutzen...
AG: Ja! Ein Projekt, das nun fertig geworden ist, ist meine Mitarbeiter-Webseite mit eigener App. Es gibt immer wieder Tage, da hat man nichts miteinander geredet, aber man muss sich trotzdem koordinieren. Ich habe darum einen eigenen Mitarbeiter-Bereich auf unserer Webseite, in den man sich einloggt, z.B. für die Urlaubsplanung oder wo man alle Infos zu den Weiterbildungen findet.
Ausserdem habe ich damit die Möglichkeit, die Mitarbeiter anonym zu Themen zu befragen, wie z.B. Öffnungszeiten oder Werbemaßnahmen. Das Internet spielt bei den Lehrlingen eine immense Rolle - in den letzten Jahren fällt auf, dass immer weniger direkt kommuniziert wird. Darum ist auch soziale Ausbildung sehr wichtig.

imSalon: Wie sind die Pläne für Haircutters in den nächsten Jahren?
AG: Wir werden auch in Zukunft immer gerne Kooperationen eingehen - nicht nur mit Unternehmen, sondern auch mit Kunden und Mitarbeitern. Im Linzer Zentrum wird im nächsten Jahr ein neuer Salon eröffnen, bei dem wir noch mehr auf Service setzen - also auch mit einer privaten Stylinglounge. Es wird mehr Platz geben und rundherum ist ein sehr prominenter Platz mit Veranstaltungszentrum, dadurch sind viele Kundenevents möglich und auch ein Schulungsstandort mit L'Oréal wird integriert.

Über Alexander Geisbauer:

  • Lehre im Familienunternehmen
  • 14 Mitarbeiter
  • 2 Salons in Traun und Oed, dritter Salon in Linz in Planung
  • Salon Haircutters seit 1980 und 2005