Yochai Mevirach 2017 als Redken Akteur für die Innung Steiermark | Credit: Cornelia Pail

30.04.2014

Yochai Mevorach: Haare spenden Charity & Academy

Yochai Mevorach ist Hairstylist und Make-up-Artist mit israelischen Wurzeln, geboren und aufgewachsen in Jerusalem. 2010 hat er seine zweite Heimat Amsterdam verlassen, um sich in Wien anzusiedeln. Yochai Mevorach ist Hairstylist, Make-up-Artist und Gründer des Vereins Haarfee. Er engagiert sich beim Haare spenden.

Yochai Mevorach ist Hairstylist und Make-up-Artist mit israelischen Wurzeln, geboren und aufgewachsen in Jerusalem. 2010 hat er seine zweite Heimat Amsterdam verlassen, um sich in Wien anzusiedeln.

Im 7. Wiener Bezirk arbeitet Yochai Mevorach als freier Stylist im Salon „folgeeins“ und hat 2013 gemeinsam mit Athena Wolph und Avi Malka die „Hair and Art Academy“ gegründet sowie den Non Profit Verein „Haarfee“ nach internationalem Vorbild in Österreich etabliert.

Als wir gerade im Salon "folgeeins" beim Interview zusammensitzen, kommt per Post ein Brief aus Kärnten mit einem in Zeitungspapier gewickelten Zopf: eine Haarspende für den Verein „Haarfee“ vom "Friseursalon ABO"in Klagenfurt …

Im Interview mit Katja Ottiger


imSalon.at: Yochai, beginnen wir mit deinem Herzensprojekt: Der Verein „Haarfee“ sammelt gespendete Haare, sprich Zöpfe, und lässt aus diesen Echthaar-Perücken für Kinder produzieren, die durch krankheitsbedingte Behandlungen ihre Haare vorübergehend oder, krankheitsbedingt, auch für immer verlieren. Du hast dieses Projekt nach Österreich gebracht. 
Yochai Mevorach: Ja, die „Haarfee“ ist für mich persönlich ein ganz emotionales Projekt. Als ich nach Wien kam, bin ich anfangs alle 4-6 Wochen nach Amsterdam gependelt, um dort meine Kunden zu betreuen. Per E-Mail habe ich meine Termine kommuniziert. Kiki, eine langjährige Kundin, hatte mir geantwortet, dass sie länger nicht kommen wird, weil sie ihr Haar wachsen lassen und für einen guten Zweck spenden möchte. Sie erzählte mir von dem Projekt „Haarwensen“, wie die „Haarfee“ in den Niederlanden heißt. Ich war sehr berührt und habe das meinen Kunden hier erzählt und hatte bereits in der ersten Woche zwei gespendete Zöpfe.

Daraufhin hab ich mich genauer mit dem Verein beschäftigt, mir in Holland bei „Haarwensen“ einen Termin geben lassen, mich dort über alle Details informiert und beschlossen: Das brauchen wir hier in Österreich. Und so hat sich das entwickelt. Ich hab über Monate Statute und Gesetzestexte gewälzt, Bürokratie durchforstet und eine Hompage gemacht: www.vereinhaarfee.at.
Seit Jänner 2013 gibt es uns also auch in Österreich.

"Unser großer Traum wäre es, in jedem Bundesland einen Salon zu haben, in dem man Haare spenden kann"

Wie sieht die Spendenpraxis aus? Du bietest einen Gratis Haarschnitt gegen eine Spende, und manchmal kommt die Spende, so wie jetzt, per Post?
YM:
Ja, zum Beispiel. Da kommt meistens ein ganz normaler Umschlag mit einem kurzen Brief oder einer Visitenkarte und einem oder mehreren Zöpfen. Ich bin immer wieder begeistert, wie gut sich das schon herumgesprochen hat. Unser großer Traum wäre es natürlich, in jedem Bundesland einen Salon zu haben, in dem man seine Haare gegen einen Gratis-, bzw. günstigeren Haarschnitt spenden kann. Ich bekomme immer wieder E-Mails mit Anfragen, von potenziellen Spendern, die einen Salon in ihrer Nähe suchen.

Und wir sammeln Geld. Bei uns hier im Salon „Folgeeins“ gibt es Spendenboxen. Und wir haben Kooperationen, z.B. mit einem Fashionstore, von dem wir Kleiderspenden der letzten Saison bekommen, und bei deren Verkauf wir 10 % für den Verein erhalten. Und eine große Aktion für uns war der Rosenball. Hier wurde für jedes Ticket ein Euro gespendet und mit Spendenboxen gesammelt. Das allein hat dem Verein „Haarfee“ 2.200,- Euro gebracht. Wir haben jetzt Geld für 10 Perücken!

Unsere Unterstützer werden immer mehr. Ganz wichtig auch: Der Wiener Friseur Thomas Möller! Es ist Wahnsinn, was er macht! Eigentlich müsste man sagen, er war es, der die „Haarfee“ in Österreich ins Leben gerufen hat. Er war familiär durch Krebs betroffen und hatte über einen längeren Zeitraum schon Haare gesammelt. Eines Tages stand er mit einer großen Box voller Zöpfe vor unserer Tür. Wow! Er hat die Facebookgruppe die „Haarspender“ gegründet und sammelt fast täglich Haare.

Du hast mir am Telefon schon gesagt, dass die erste Perücke fertig ist. In der nächsten Woche wird sie einem 15-jährigen Mädchen aus Wien übergeben.
YM:
Ja, das ist sehr emotional! Unsere erste Echthaar-Perücke ist fertig und sie sieht wirklich großartig aus! Es ist wichtig für Kinder, eine gut sitzende, natürlich aussehende Perücke zu haben. Und Kinder reagieren auf Kunsthaar öfters allergisch als Erwachsene. Ich bin so dankbar für die Spenden und die Unterstützung, z.B. durch die Wiener Innungsmeisterin Karin Dopplinger. Sie hat die Perücke abgemessen und produzieren lassen und wird auch bei der Übergabe dabei sein.

Wenn ich für mein Kind eine Gratis Echthaar Perücke möchte, wo bekomme ich sie her?
YM:
Über die Kinderkrebshilfe. Wir arbeiten hier eng zusammen. Man kann sich aber auch an mich, bzw. den Verein „Haarfee“ wenden.

Was kostete euch eine Perücke?
YM:
Die Kosten für Produktion, Schnitt, Logistik liegen bei ca. 500 Euro. Hier planen wir Gespräche mit der Wiener Gebietskrankenkasse, zwecks Kostenbeteiligung.

Wie lang sollte ein gespendeter Zopf sein, damit er sich für eine Perücke eignet?
YM:
Mindestens 25 cm.

Was war der längste gespendete Zopf?
YM:
Der war von einer Asiatin! Ich weiß noch genau, wie sie hier in den Salon kam, das Haar am Oberkopf zu einem Knoten gerollt. Als ich ihre Haare geöffnet habe, musste ich regelrecht schreien: Ihre Haare fielen ihr bis zu den Knöcheln hinab! Sie spendete 60 cm! Das war sehr emotional!

"Alles im Leben ist Teamarbeit. Man braucht andere Menschen zum Leben."

Du bist Liebhaber von Hochsteckfrisuren, tut dir das nicht manchmal leid, wenn die schönen langen Haare fallen?
YM: 
Nein, nicht unbedingt. Der gute Zweck zählt und außerdem mag ich Haare schneiden genauso gern wie Hochstecken!

Eine gute Überleitung zur „Hair and Art Academy“ - das sind Athena Wolph, Inhaberin des Salons "folgeeins" in Wien, Avi Malka aus Tel Aviv und du. Was kann eure Academy und was ist ihre Geschichte?
YM: 
Die „Hair and Art Academy“ bietet unterschiedlich aufgebaute Seminare für Friseure, für Anfänger und Profis an. Die Schulungen finden entweder hier bei uns in der „Folgeeins“ oder direkt im eigenen Salon vor Ort statt. Wir machen das gemeinsam mit Avi Malka. Er ist für mich und viele andere Friseure weltweit eine große Inspiration, wenn es um Aufsteckfrisuren geht. Mit ihm verbindet mich eine große Freundschaft.

Wir haben in Tel Aviv und bei verschiedenen Produktionen zusammengearbeitet, er war u.a. Topakteur und Trainer für L’Oreál, mit vielen Jahren Bühnenerfahrung und er entwickelt ständig neue Fotokollektionen. Ein begeisternder Hochsteckkünstler!

Die Academy hat sich eigentlich aus dem Gedanken entwickelt, dass ich dachte, Avi könnte doch mal einen Gig oder ein Seminar hier machen. Und ich habe das mit Athena weiter gesponnen und schon hatte ich eine Website entworfen und wir haben kurzerhand die „Hair and Art Academy“ gegründet. Und Athena ist eine großartige Unterstützerin!

Ich bin jemand, der anderen gegenüber sehr loyal und treu ist. Hier bei Athena und der „Folgeeins“ kann ich meine Ideen umsetzen. Wie sagt man doch: die „Chemie“ zwischen Athena und mir stimmt, mit ihr kann ich mich weiter entwickeln. Schließlich ist alles im Leben Teamarbeit. Mann kann gute Ideen nicht allein umsetzen. Das ist wie bei der „Haarfee“. Man braucht die anderen Menschen zum Leben.

Der Berufswunsch Hairstylist, wann kam der?
YM:
Eigentlich hatte ich den immer schon. Ich habe vier Schwestern und denen habe ich schon als kleiner Bub die Haare geföhnt. Ich habe noch Fotos von meinem ersten Fotoshooting! Da war ich zehn und meine kleine Schwester fünf Jahre alt. Sie war mein Modell. Ich habe ihre Haare toupiert, eine tolle Jacke von der Mama angezogen und Bilder davon gemacht. Das war auch ungefähr die Zeit, als das begann, dass meine Nachbarinnen immer von drüben riefen: „Yochai, komm mal wieder zu mir, meinen Ansatz färben!“

Du pendelst immer noch gelegentlich zwischen Amsterdam und Wien. Gibt es Trend-Unterschiede?
YM:
Ich finde, die österreichischen Leute sind stylisher als die Niederländer. In Wien fällt mir auf, wollen die Frauen trendigere Haarschnitte, mögen gute Frisuren und sind überhaupt mutiger. In Amsterdam wollen die Leute so natürlich wie möglich ausschauen, eher schlicht. Sie gehen alle 6 Wochen mal zum Spitzen schneiden oder Haare färben.

Wo holst du dir Inspirationen?
YM: 
Ich bin leidenschaftlich gern unterwegs. Fliegen ist meine Passion! Paris, Berlin, Ibiza, Brasilien. Ich mache gern überall in der Welt Urlaub. Ich komme dann zurück und bin voller Ideen für neue Schnitte und Styles. Das finde ich inspirierend. Jede Stadt hat ihre eigene Kultur und Architektur, Vergangenheit, Gegenwart, neue Technologien, die vielen News Magazines an den Flughäfen, die Personen in den Straßen ...

Und was ist mit Wien?
YM:
Wien begeistert mich total! Kulinarisch, kulturell, die vielen Bälle, die klassische Architektur. Hier lebt es sich gut.

Yochai, vielen Dank für deine Zeit!

Kontakt:
Yochai Mevorach | Tel: 0681 10700407
Mail to: yochai@hairandartacademy.com