Bundesinnungsmeister Friseure Wolfgang Eder | Credit: Wildbild

23.09.2020

Wolfgang Eder: Lobbying? Ich mag mich nicht ständig anbatzen lassen…

Gratistests kommen, die Umsatzsteuersenkung auf 10% ist großes Thema und Lobbying wird sehr wohl betrieben. Eine neue Studie der Friseurinnung zeigt wie zufrieden Österreichs Unternehmer sind…

Raphaela Kirschnick im Gespräch mit Bundesinnungsmeister der Friseure Wolfgang Eder

Wolfgang, wie geht es der Branche?
Wolfgang Eder: Den Umständen entsprechend gut. Wir haben eine Marktumfrage gemacht (-> Zu den Umfrage-Ergebnissen) und das Ergebnis sagt viel aus, denn 2/3 der Friseure sind aktuell mit ihrer wirtschaftlichen Situation zufrieden.

Was heißt zufrieden? Womit zufrieden?
WE:
Mit der Umsatzentwicklung im Salon.

Aber was heißt das? Zufrieden, weil nur geringer Umsatzverlust oder zufrieden, weil Umsatzplus?
WE:
Wir haben zwei Gruppen identifiziert. Die, die wirklich Minus schreiben, das sind vor allem Filialisten, aufgrund ihrer Strukturen und den Laufkunden.
Dann gibt es Friseure mit Stammkunden und einer Klientel, die bereit ist, mehr auszugeben. In Summe sind diese Unternehmen die Mehrheit.

Wie sieht es wirtschaftlich bei dir im Salon in Salzburg aus?
WE:
Wenn ich im Gesamten auf Vorjahresniveau liege, dann bin ich zufrieden. Man darf auch nicht vergessen, man hat viele Ausgaben im Lockdown gespart.

Gibt es eigentlich ein Stadt-Land-Gefälle?
WE:
Dazu haben wir keine klare Aussage. Die Studie ist auch nicht so in die Tiefe gegangen.

An welchen aktuellen Projekten arbeitet die Bundesinnung aktuell?
WE:
Es gibt einiges, am wichtigsten ist aktuell das Thema Gratis-Corona-Tests für Friseure. Das läuft ja so, ich muss erstmal zur Sparte in der Wirtschaftskammer gehen.

„Am Papier für die Gratis Schnelltests habe ich sicher 20 Stunden gesessen…“

Was heißt Sparte?
WE:
Es gibt die Landesinnungen und die Bundesinnung der Friseure und darüber ist die Sparte für Gewerbe-Handwerk, zu der wir gehören und über die alles laufen muss. Der Spartenobmann entscheidet dann über Forderungen. Genau deswegen muss ein Antrag sauber vorbereitet werden, du kannst da ja nicht einfach daher kommen und sagen, wir brauchen jetzt, macht mal. An dem Papier für die Gratistests habe ich bestimmt 20 Stunden gesessen, um alle Vorteile, Nachteile, Fakten, Kosten etc. zusammenzutragen und ein Argumentationspapier erstellt. ( Link zum Antrag der Gratis-Corontests für Friseure  )

Was passiert dann?
WE:
Der Spartenobmann schaut sich das an, wir sprechen darüber, verfeinern und dann leitet er es weiter. In diesem Fall geht es an Frau Dr. Kühnel im WKO Präsidium.

„Wer zahlt die Gratis Tests?“

Also das Schreiben liegt nun bei der WKO und jetzt?
WE:
Naja, jetzt ist die Diskussion, wer zahlt die Gratis Tests.

Die WKO hat doch viel Geld, oder?
WE:
Nein, und warum sollen wir das zahlen, das käme ja aus den Grundumlagen, also von uns. Das sehe ich nicht ein, alle anderen werden ja auch vom Staat finanziert. 

„Gesundheitsministerium oder Wirtschaftsministerium…“

Also wo käme das Geld denn dann her?
WE:
Die Ministerien haben ihre Budgets und Fonds. Wir müssen schauen, ob wir das Geld vom Gesundheits- oder vom Wirtschaftsministerium erhalten. Und da wiederum ist Frau Kühnel die, die für uns kämpft.

Ok, es ist in Arbeit, bis wann wird es eine Entscheidung geben?
WE:
Ich wünsche es mir bis Ende September, real ist Mitte Oktober. Aber mir ist wichtig, bis dahin eine klare, eindeutige Aussage von jemandem zu haben. Und das ist sehr schwer und hochpolitisch.

Was aber, wenn der Weg zu lange dauert?
WE:
Dann werde ich andere Wege suchen, zum Beispiel eine Pressekonferenz einberufen und die Medien nutzen, um den Forderungen Nachdruck zu verleihen.

Klingt mühsam!
WE:
Naja, man muss jedesmal für sich selbst die Entscheidung treffen, was macht Sinn und wofür setze ich meine Energien ein. Nimm das Thema Umsatzsteuersenkung, die haben alle als erstes gefordert. Ich will aber keine zeitlich begrenzte Senkung. Dieser hohe Aufwand, der für einen kurzen Zeitraum notwendig wäre, steht gar nicht dafür…

"Wir fordern... dauerhafte Senkung der Umsatzsteuer auf 10%..."

Was fordert ihr bzgl. Umsatzsteuer?
WE:
Daran arbeiten wir bereits seit 3 Jahren, der dauerhaften Senkung der Umsatzsteuer auf 10%. Aber da wurde mir klar von oben signalisiert, dass das ein dickes Brett sei, dass ich durchbohren will. Im Übrigen bin ich der 3. Bundesinnungsmeister, der sich dafür einsetzt.  
Und jetzt muss ich mich in euren Interviews von Kollegen anbatzen lassen mit Aussagen es gäbe kein Lobbying.  Wir haben ein großes Lobbying, nur ich kann mich nicht für jeden Pups einsetzen.

Es sind halt viele frustriert, weil auch teilweise einfach die Informationslage nicht eindeutig ist. So wie aktuell „Strafbarkeit von Nichtumsetzung der Hygienemaßnahmen im Salon“.
WE:
 Ich bin froh, dass sich die absolute Mehrheit vorbildlich daranhält. Bezüglich derer, die sich nicht daran halten, überlegen wir, diese Friseure zu klagen wegen unlauteren Wettbewerbs. Da gibt es dann Strafen bis zu 30.000 € Aber darüber sprechen wir in ein paar Wochen.

Was ist denn eigentlich aus der Causa Servus TV und Josef Winkler geworden (imSalon berichtete)?
WE:
Das läuft noch und ist noch nicht abgeschlossen.

Zurück zum Lobbying. Was würdest du sagen sind eure wichtigsten Errungenschaften in Corona-Zeiten?
WE:
Wir haben es geschafft, dass am 1.5. aufgesperrt wird. Die Hygieneauflagen sind bei weitem nicht so hart wie in Nachbarländern. Und auch in der Umsetzung von Fixkostenzuschuss und Härtefallfonds, da haben wir uns ganz stark eingesetzt.

"Haarmania im September 2021..."

Lass uns noch positiv nach vorne schauen, wie nähert ihr euch 2021 – Plant ihr überhaupt irgendetwas?
WE:
Ja, im Januar finden die Euroskills in Graz statt und die Haarmania ist für September 2021 angesetzt. Wie die Lehrlingswettbewerbe aussehen werden, das weiß ich noch nicht, aber wir arbeiten daran. Ich sehe positiv nach vorne und wahrscheinlich wird es auch weiterhin Einschränkungen geben. Jeder wird seinen Obulus zahlen müssen, auch ich.

Vor allem mit viel zeitlicher Investition, wie man sieht.
WE:
Korrekt, meine Einsatz ist immens und viel davon ehrenamtlich. Ich lade aber jeden ein uns zu unterstützen. Das ist mir lieber als immer nur jammern und draufhauen.

Lieber Wolfgang, danke für deinen großartigen Einsatz für die Branche. Mir ist absolut bewusst, dass ihr hart arbeitet und das auf sehr unstetem Terrain und das Politische ist auch nicht zu unterschätzen.