Aaron Leufen | Credit: Michael Landl

04.04.2025

„Wieder neu anzufangen, musst du im Kopf zusammenbringen“

Das eigene Unternehmen aufzugeben, ist eine Zäsur und fühlt sich nach Identitätsverlust an. Aaron Leufen über Abschied, Fusion statt Frust und Branchenvisionen – von der Absetzbarkeit der Friseurdienstleistung bis zu privaten Akademien.

Im Gespräch mit Katja Ottiger

Von dir gibt es Neues zu berichten: H-Unity löst sich auf, Lutz Leufen Friseurtraining bleibt und Michael Ginner wird dein neuer Partner. Wie kam es dazu?
Aaron Leufen:
Durch Zufall. Der Mietvertrag meines Salons wird wegen Umbauplänen nicht verlängert. Mike Ginner und ich kennen und schätzen uns seit 25 Jahren. Die Idee, uns zusammenzutun, kam letztlich von ihm.

"Wieder neu anzufangen, musst du irgendwie im Kopf zusammenbringen."

Damit gibst du ein Unternehmen auf, das du 10 Jahre geführt hast?
AL:
Ja, und ich musste mich erst an diesen Gedanken gewöhnen. H-Unity ist Teil meiner Identität und diese Veränderung, die mir aufoktroyiert wurde, ist eine richtige Zäsur! Wieder neu anzufangen, musst du irgendwie im Kopf zusammenbringen. Jetzt finde ich es cool, ich nehme meine Mitarbeiter und ziehe zwei Häuser weiter.

Ab Mai gehts los! Wie werdet ihr künftig gemeinsam auftreten?
AL:
Wir übernehmen den Namen von Mike Ginners „Haarwerkstatt“ und nennen uns Haarwkst. Ginner, Leufen. Mike behält seinen zweiten Salon in Urfahr als Ginner Coiffeur.

Was ist mit deiner Friseurschule?
AL:
Die Schule bleibt, auch unter dem bestehenden Namen Lutz Leufen Friseurtraining. Bei den dann 20 Mitarbeitenden haben wir jede Menge Lehrlinge und junge Leute, die mit Schulungen versorgt werden wollen - und im besten Fall auch alle anderen, die interessiert sind (►Alle Infos). Wir bündeln unsere Kompetenzen und heben uns auf das nächste Level. Neu für Leufen ist, dass wir jetzt mit Schwarzkopf Professional zusammenarbeiten, wie Mike Ginner schon seit vielen Jahren.

Welche Herausforderungen beschäftigen dich in der Branche derzeit am meisten?
AL:
Auch wenn es mich gerade nicht betrifft, sehe ich die Mitarbeiter-Thematik als sehr kritisch und die ►Trinkgeld-Problematik, auf welche wir aktuell zusteuern. Von der Gastronomie wird auf die Dienstleister geschlossen und ich gehe davon aus, dass sie unsere Pauschale erhöhen werden. Zach wird es, wenn das rückwirkend daherkommt, nämlich dann für den Unternehmer mit höheren Sozialabgaben. Natürlich verfolge ich auch die Diskussion über die Senkung der Mehrwertsteuer für Friseure.

"Mehrwertsteuersenkung: Man fordert da etwas, nur, weil man sich nicht traut, den Preis zu verlangen, den man verlangen müsste." Stattdessen: "Absetzbarkeit der Friseurdienstleistung!"

Was denkst du darüber?
AL:
Nun ja, man fordert da etwas, nur, weil man sich nicht traut, den Preis zu verlangen, den man verlangen müsste. Diese Senkung wird nie passieren, diese Forderung weckt Begehrlichkeiten auch bei anderen Dienstleistern. 

Welche Forderungen hättest du?
AL: Die nach der Absetzbarkeit der Friseurdienstleistung! Sagen wir, vier Besuche im Jahr können mit Rechnung bei der Finanz oder der Gebietskrankenkasse geltend gemacht werden und sind steuerlich rückholbar. Begründen ließe sich das zum einen mit dem Thema Körperpflege und auch gesunder Psyche bzw. mit dem Kampf gegen die Schwarzarbeit.

Warum vier? Warum nicht alle?
AL:
Vier sind genug, um in eine Verhandlung zu gehen, rauskommen werden wahrscheinlich zwei. Ich glaube schon, dass das Leute anlockt, die sich beim Friseurbesuch 20% sparen können. Vielleicht werden dann auch Rechnungen verlangt und Rechnungen ausgegeben. Für mich wäre das eine realistischere Forderung als die nach Senkung der Mehrwertsteuer.

Hast du die Wirtschaftskammerwahlen verfolgt?
AL:
Ja, die habe ich verfolgt und ich war auch wählen. Das Ergebnis war erwartbar. Leider kommt mir allgemein zu wenig von den Kammern. Ich kann nicht erkennen, dass deren Arbeit uns nach vorn bringt. Ich sehe den Lehrlingswettbewerb und mal eine „Show“, aber wo sind die wichtigen Veranstaltungen, auf der wir Friseure und Unternehmer zusammenkommen können? Die Kammern müssen am Image arbeiten sowie an ihrer digitalen Präsenz.

"Es muss das Gemeinschafts-Gefühl ausgearbeitet werden! (...) Wir haben in Österreich genug Potenzial bei 9 Millionen Köpfen!"

Was brauchst du als Unternehmer?
AL:
Es muss das Gemeinschafts-Gefühl ausgearbeitet werden! Wir sind keine Kontrahenten, die um ein paar Menschen konkurrieren! Wir haben genug Potenzial in Österreich bei 9 Millionen Köpfen, die wir zu behandeln haben. Wir müssen uns gegenseitig kein Hackl ins Kreuz hauen, weil der eine besser ist als der andere. Und wir müssen das duale Ausbildungssystem unbedingt modernisieren und aufbrechen!

… ein dir wichtiges Thema, über das wir bereits in einem Interview gesprochen haben (►"Das Festhalten an der dualen Ausbildung ist wie ein Beißreflex").
AL: Ja, wir sollten die Schulpflicht auf ein Minimum heruntersetzen und dafür auslagern: Bei den Kammern gibt es viele Förderungen und jede Menge Geld, das auf der “hohen Kante” liegt. Sie sollten es mit privaten Akademien ausprobieren und schauen, was passiert.  Unsere Kollegen im Ausland, z.B. Großbritannien, haben keine duale Ausbildung und kein Problem damit, entsprechend Kohle für ihren Haarschnitt zu verlangen. In London gehst du aus einem Salon, der auf unserem Niveau in Österreich arbeitet, nicht unter 100 Pfund hinaus! Wir haben ein hohes Niveau mit unserer Ausbildung, wenn wir es denn wollen. Wir müssen die Chance ergreifen und uns trauen, neue Wege zu gehen.

"Wir haben ein hohes Niveau mit unserer Ausbildung. (...) Wir müssen die Chance ergreifen und uns trauen, neue Wege zu gehen."

Ich tu mir schwer damit: Ist die duale Ausbildung schlecht?
AL: Nein, aber sie ist zum Teil schlechter, weil wir durch diese Betriebsverkleinerungen einfach gar nicht mehr die Möglichkeiten haben, die Leute auszubilden und dual zu schulen. Und wenn man dann in der Schule noch Inhalte hat, die einfach 100 Jahre alt sind … man muss das besser verpacken, damit das junge Leute anspricht. Denn je mehr von den Jungen wir hochziehen, umso besser geht es uns allen dann am Ende des Tages.

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