10.08.2012

Sven König: FriseurDesigner mit Salonambition

Fashion- und Hairstyles sind seine Leidenschaft, ob als Wella-Topakteur oder Designer funktionaler Handtaschen. Seinen Lebensmittelpunkt hat der im deutschen Rheinland Geborene mittlerweile nach Wien verlegt. Neben seinen Aktivitäten für Wella und regelmäßigen Gastspielen in einem Münchener Salon ist Sven König gern gebuchter Stylist internationaler Stars und begleitet diese tageweise auf Events. 2009 gründete er die Firma "Cosy People", mit der er eigens designte Handtaschen auf den Markt bringt. [i]Fakten:[/i] - Meisterschule - Wella Trainer und Teamleiter München, Wella Studiomanager Hamburg - Art Director Lippert´s Friseure München - Nationale und Internationale Fashionshootings & TV Produktionen - Wella Shows & Seminare

Du bis Stylist & Topakteur, Designer & Unternehmer. Wie beantwortest du die Frage, was du beruflich machst?
Das war am Anfang für mich auch schwierig zu beantworten, denn wenn ich erzählt habe, das ich als Friseur arbeite und Kunden dann meine Homepage angesehen haben und die Taschenkollektionen gesehen haben, gab’s natürlich Verwirrungen.
Im Laufe der Zeit hat sich das gut eingependelt. Es gibt sozusagen zwei Parallelwelten, die des Designers und die das Friseurs.
Allerdings schlägt das Friseurherz dann doch stärker und die Abstände bei den Kollektionen werden immer größer. Alles unter einen Hut zu bekommen ist dann doch nicht so einfach!

Als Stylist begleitest du immer wieder auch Prominente, bestens bekannt: Terry Hatcher, bei ihren Veranstaltungen und öffentlichen Auftritten. Wie bist du zu diesem Job gekommen und wie können Stars dich buchen?
Das fing in meiner Zeit bei Lippert´s Friseure München an. Mein Tätigkeitsfeld umfasste alles, was mit der Kommunikation nach außen zu tun hatte. Wie die Betreuung von TV und Presse, aber auch die Betreuung kleinerer und größerer Persönlichkeiten.
Diesen Bereich der persönlichen Betreuung habe ich in meiner Selbstständigkeit weiter ausgebaut und ähnlich wie im normalen Tagesgeschäft, hat auch dieser Job viel mit Empfehlungen zu tun und die Agenturen, die die Stars betreuen, kommen auf mich zu, oder die Kunden buchen mich direkt.

Was umfasst solch ein Prominentenservice und wirst du hier von Mitarbeitern begleitet?
Der Service umfasst alles, was der Kunde sich für einen perfekten Auftritt wünscht.
Das geht meist über die normale Friseurbehandlung hinaus.
Ich betreue meine Kunden meist den ganzen Tag oder Abend und kümmere mich auch bei den Events darum, dass keine Styling-Eskapaden passieren. Es ist auch schon vorgekommen, dass ich vor einem Pressetermin noch schnell das Kleid einer Kundin im Dekolleté enger genäht habe, damit der Einblick nicht zu gewagt wird.

Ist es anders, den Ansprüchen eines viel gestylten Stars gerecht werden zu müssen und wie gehst du dabei mit möglichen Berührungsängsten um?
Bei den ersten Terminen hatte ich schon „Lampenfieber“, das hat sich aber schnell gelegt. Denn die meisten kennt man nur aus dem Fernseher, oder aus der Presse und oft macht man sich ein Bild von der Person, welches im Nachhinein mit der realen Person nicht übereinstimmt.
Im Grunde haben sie die gleichen Bedürfnisse, wie alle meine Kunden. Sie möchten hübsch und attraktiv sein und ich soll sie dabei unterstützen. Starallüren erlebe ich selten.

Dein Berufsleben erfordert sprachliche Gewandtheit und außerordentlich gute Umgangsformen. Alles „learning by doing“ oder hast du dich hier speziell „weitergebildet“?
Ich habe zum einen Werte wie Respekt, Verlässlichkeit und Höflichkeit in meiner Erziehung genossen und zum anderen, in meiner Zeit bei Wella, das Glück gehabt in den Bereichen Präsentationen, Rhetorik und Persönlichkeitsbildung besonders gefördert zu werden.
Und „Knigge“ wurde auch manchmal gezückt, wenn ich zum Beispiel auf einem Staatsempfang zu Gast war.

2009 hast du in Wien das Unternehmen Cosy People GmbH gegründet und entwirfst und produzierst seitdem Handtaschen in funktionalem Design. Was waren die Gründe und wie vollzieht sich solch eine Entwicklung vom Friseur zum Designer und Unternehmer?
Angefangen hat alles mit einer anderen Idee. Ich wollte für die Friseurbranche Taschen entwerfen. Allerdings ist eine der größten Herausforderungen eine geeignete Produktion zu finden. Meine Modelle waren zu speziell und nach den ersten Prototypen wollte ich die Idee mit dem designen verwerfen. Dann war ich allerdings schon so in dem Thema drinnen und die Lust daran weiterzuarbeiten war so groß, dass ich mich auf Mode mit Funktion spezialisiert habe.

Wie vertreibst du deine Designerstücke?
Meine Kollektionen werden in Boutiquen in München und Umgebung vertrieben, ebenso in Internetshops.

Viele Jahre bist du als Fachtrainer für Wella Deutschland im Einsatz gewesen, warst Studioleiter in Hamburg. Nun gibst du verstärkt in Österreich Wella - Seminare und Salonschulungen. Was ist der Reiz an diesem Job?
Ich finde den Austausch mit Kollegen sehr spannend. Zum einen gebe ich gerne mein Wissen weiter, zum anderen bekomme ich auch immer Informationen, die mich weiterbringen.

Parallel dazu eröffnest du demnächst einen eigenen Salon. Warum noch ein Friseurgeschäft?
Die letzten Jahre war ich eher wie ein beruflicher Vagabund und bin es bis heute geblieben. Jetzt kommt die Zeit, was Neues anzugehen und sich auch etwas mehr zu verwurzeln.
Im Moment befinde ich mich noch in der Planungsphase. Aber Platz für mein Reiseherz wir es auch in dem Konzept geben. Ganz ohne geht dann wohl doch nicht!

Wie sieht dein üblicher Arbeitstag aus?
Den üblichen Arbeitstag gibt es nicht. Jeder Tag ist anders aufgebaut. Je nachdem, was mein Kalender gerade sagt.
Nur die Tasse Milchkaffee ist ein tägliches Muss.

Wie schaffst du deine persönliche Work-Live-Balance?
So viel Sport wie möglich. Entweder im Studio oder draußen beim Laufen.
Und, wie ein Kollege von mir sagt: Arbeiten im Extrakt und Leben im Extrakt!
Soll heißen, dass man ruhig Gas geben kann, wenn die Belohnung danach dementsprechend ausfällt.

Du bist Wahlösterreicher, hast deinen Lebensmittelpunkt nach Wien verlegt. Was magst du an Österreich besonders?
Da ich mich oft in großen Metropolen aufhalte, genieße ich das Leben in Österreich, da es mich entschleunigt ohne fad zu sein.

Dein nächstes Projekt?
Mein Ladenkonzept steht erst mal in Fokus, dann schaue ich mal.
 

August 2012

Interview:Katja Ottiger