Christian Sturmayr eröffnet eine Teststraße in Salzburg | C: Markus Schmidt

11.02.2021

Sturmayr schafft Corona-Teststraße und nimmt KundInnen Stolpersteine

Friseurunternehmer Christian Sturmayr fackelt nicht lange mit den neuen Anforderungen und öffnet im Salzburger Flagship-Salon am Hanusch-Platz eine Corona Teststraße für KundInnen…

Raphaela Kirschnick im Gespräch mit Christian Sturmayr

Christian, vier Tage in der aktuellen Situation, wie geht es euch?
Christian Sturmayr:
Gott sei Dank geht es uns den Umständen entsprechend gut. Wir wirtschaften konservativ und haben rechtzeitig zu Beginn mit VermieterInnen und PartnerInnen verhandelt. Aber natürlich – je länger sich das Ganze hinzieht, umso länger und ungewisser wird es und das schmerzt.

Ihr führt sehr hochwertige Konzept-Salons, zum Teil in Einkaufszentren zum Teil in Lauflagen. Welche Unterschiede stellt man da fest?
CS:
Also wir erkennen starke Unterschiede. Wir profitieren sehr stark von unserer Stammkundschaft. In Einkaufzentren ist es natürlich sehr von spontanen Besuchen abhängig, die sind weggefallen. In Einkaufszentren haben wir teilweise einen Kundenverlust von 20% zu verzeichnen.

Wie könnt ihr die wieder einfangen?
CS: Ja, das ist schon spannend. Ich bin verblüfft, wenn ich teilweise höre, welche Kollegen da doch in die Häuser fahren. Und damit meine ich nicht die Mobilfriseure. Das sind häufig FriseurInnen, die selbst einen Salon haben. Die werden doppelt draufzahlen.

Was befürchtest du?
CS: Ich befürchte, dass es ein letztes Aufbäumen von Salons gibt, die nicht richtig gewirtschaftet haben, da werden viele nicht überleben.. Ich find’s nur traurig, dass es auch Traditionsunternehmen trifft, die viel für die Branche geleistet haben, wie Bundy Bundy, das hat mich sehr betrübt.

Mit welcher Prognose schaust du nach vorne?
CS: Naja, in ein paar Jahren werden wir nur noch Ein-Mann- und halb legale Betriebe haben. Die große Frage, die sich da stellt, ist doch, wer macht dann die Ausbildung? Das bereitet mir echt Kopfzerbrechen.

"Meine Bemühung ist, den KundInnen die Stolpersteine zu nehmen."

Wie bist du in die Öffnung nach dem dritten Lockdown gestartet?
CS: Die Anforderungen wurden benannt und für mich war schon am ersten Tag absehbar, was passieren wird. Bei uns in Salzburg ist das Freitesten in der Tat holprig gelöst und auch ein Hindernis für die KundInnen. Viele bekommen einfach keine kurzfristigen Termine. Natürlich kommen diese Woche viele Kundinnen, nach 6 Wochen ist die Not groß. Aber was ist danach? Meine Bemühung ist, den KundInnen die Stolpersteine zu nehmen.

"Für mich war schnell klar, dass ich einfach eine eigene Test-Station aufmache."

Und wie nimmst du diese Stolpersteine?
CS: Wir haben in Salzburg 12 Filialen, damit haben wir einen sehr großen Bedarf an Testungen. Für mich war es schnell klar, dass ich einfach eine eigene Test-Station aufmache. Als Ministerin Schrammböck verkündete, dass das unterstützt wird, habe ich mich direkt draufgestürzt. Ab nächstem Dienstag (16.2.) starten wir damit bei Sturmayr.

Wie kann ich mir das vorstellen? Wie wird das umgesetzt?
CS: Wir haben einen gesonderten Raum am Hanusch Platz, den wir normalerweise für Privat- oder VIP-KundInnen nutzen. Den rüsten wir gerade zum Corona-Testraum um.

Das muss doch aber professionell geschultes Personal machen. Woher kommen die?
CS: Wir haben von einem geschulten Mediziner Personal. Von Montag bis Freitag von 8:30 bis 15:00 Uhr wird immer eine Person vor Ort sein. Im Moment testen wir erst mal exklusiv unsere KundInnen für einen Friseurbesuch in einer unserer Filialen.

Alle Kundinnen?
CS: 
Unsere KundInnen kommen ja nicht nur aus Salzburg, sondern aus innergebirglichen Regionen, da gibt es nur begrenzte Möglichkeiten zum Testen. Weißt du, es ist absurd, dass wir höhere Auflagen haben als Zahnärzte. Das ärgert mich am meisten. Aber dennoch, Jammern hilft nichts. Ich muss mich halt fragen, wie ich das am besten für meine KundInnen und mein Unternehmen gestalten kann. Ich will, dass sie wieder kommen und ich möchte nach vorne schauen. Daher die Lösung einer eigenen Corona-Teststraße.

Wie viele KundInnen werden das in Anspruch nehmen? Habt ihr da schon Anfragen?
CS: Das läuft sensationell. Es sind ab Dienstag pro Stunde bereits 30 KundInnen angemeldet. Wir schauen uns das jetzt an, aktuell ist der Raum mit einer Person besetzt. Das heißt, wir sind für die erste Woche ausgebucht, haben aber die Möglichkeit mit weiterem medizinischen Personal aufzustocken.

Und ihr bietet das gratis an?
CS: Jawohl, das ist gratis. Wir werden das natürlich entsprechend abrechnen und kalkulieren das momentan noch. Entscheidend ist, dass es für KundInnen gratis ist.

Dürfen sich dort auch MitarbeiterInnen testen lassen?
CS: Ja, unsere MitarbeiterInnen können sich dann ebenfalls dort testen lassen. Aber das bleibt freiwillig.

Und die KundInnen nehmen das gut an?
CS: Ja, die KundInnen sind sehr, sehr glücklich, dass wir diese Möglichkeit geschaffen haben. Wir haben ja auch sehr viele KundInnen, die wöchentlich kommen. Hier stellt sich halt noch die Frage, wie oft pro Monat darf ein Kunde eigentlich zum gratistesten kommen. Da haben wir noch keine klare Antwort erhalten. (imSalon hat angefragt - Coronatestungen sind nicht begrenzt)

Lieber Christian, wir werden das recherchieren und hoffentlich schon bald eine Antwort bekommen!