07.11.2017
Strassl – Schaider: Trennung ohne Hindernisse
Peter Schaider hat Peter Strassl’s Anteile der gemeinsamen GmbH gekauft, damit führen die beiden offiziell kein Geschäft mehr miteinander, offiziell!
Sie haben sich getrennt, sind jedoch noch immer ganz eng verbandelt, nach 33 Jahren intensiver Zusammenarbeit kein Wunder. Kann man nach so langer Zeit so leicht den anderen ziehen lassen – nein!
Das Gespräch führte Raphaela Kirschnick
Seit September 2017 sind Peter Strassl und Schaider getrennt, aber nur auf dem Papier, ansonsten weiterhin eng verbunden, freundschaftlich und Interessensgemeinschaftlich.
Wie sieht es denn nun aus bei Strassl/Schaider?
Peter Schaider: Ich habe dem Peter Strassl seine Anteile an den Strassl/Schaider und Schaider/Strassl GmbHs abgekauft, gut abgekauft, für einen „höchst angemessenen Betrag“.
Also habt Ihr quasi geschäftlich nichts mehr miteinander zu tun?
Peter Schaider: Wir sind in der Firma nicht mehr verbunden, telefonieren aber noch täglich.
Herr Strassl, sie haben noch eigene Salons?
Peter Strassl: Korrekt, die Strassl GmbH, darin 7 eigene und 9 Franchisepartnersalons. Mit diesen hat Peter Schaider nichts zu tun.
Und wie ist hier die Nachfolge geplant?
Strassl: Schaider hat an seinem Sohn bereits 25% übergeben, und mein (Ex-) Neffe Alexander Rebhandl erhält ebenfalls 25%. 75% behalte ich.
Bleibt der Name Strassl auch weiterhin bei Schaider stehen?
Schaider: Ja sicher, Strassl ist eine Marke, die es seit 50 Jahren gibt und in die viel Geld investiert wurde, wieso sollet man das kaputt machen. Wir haben eh drei Linien: ‚Strassl/Schaider‘ ist unsere Premiummarke, dann die ‚the hairstyle‘ Linie im Jugendsegment und die etwas preisaggressivere Marke ‚hair fair‘.
Peter Schaider und Peter Schaider jun.
Und ‚the hairstyle‘ gehört Peter Schaider junior?
Schaider: Auch hier hält er 25%, führt aber die Linie und ist für den gesamten Auftritt und das Branding verantwortlich. Er hat ja eine ganz hervorragende Ausbildung bei Vidal Sassoon und Meininghaus genossen, war auf Grund seiner fachlichen Kompetenz der jüngste Einzelweltmeister und Vizeweltmeister den Österreich je hatte und sich eine gute Basis hart erarbeitet. Die Marke hat er von null aufgebaut. Das hat sich so ergeben. Und er hat da relativ freie Hand gehabt.
Wer ist bei ‚the hairstyle‘ Geschäftsführer?
Schaider: Das bin ich!
In welchen Bereichen werdet Ihr zusammenarbeiten?
Strassl: Wir werden vor allem beim Einkauf gemeinsam vor den Firmen auftreten. Alles andere, da müssen wir drüber reden.
Schaider: Werbung ebenfalls, obwohl sich da gerade alles grundlegend verändert. Früher warb man im Bezirkblatt, heute geht alles über Internet und Social Media.
Strassl: Dennoch müssen wir uns bezüglich Kommunikation noch abstimmen, das ist noch nicht klar definiert.
Schaider: Wir werden da auf jeden Fall zusammenarbeiten.
Strassl: Ja, auf einer fairen Basis, das ist uns ganz wichtig. Auch bei einem wichtigen Thema wie Mitarbeiter. Fairness hat bei uns 33 Jahre funktioniert. Das wird nun sicher schwieriger, aber wir werden einen Weg finden, sonst zerstören wir uns ja gegenseitig und das liegt nicht in unserem Interesse.
Schaider: Mein Interesse ist es Strassl/ Schaider weiterzuentwickeln. Wir haben ja gerade wieder tolle Salons eröffnet in St. Pölten, Tulln, der Standort am Rennweg wurde auf die neueste CI umgestaltet.
Wie entwickelt Ihr euch weiter?
Schaider: Bei Einrichtungskonzepten und Werbung. Wir haben da ja klare Positionierungsrichtlinien: Strassl /Schaider ist wie Jones, Marc O’Polo oder Gerry Weber, ‚the hairstyle‘ ist wie Zara oder Mango und ‚hair fair‘ ist wie Zara oder C&A, so grenzen wir unsere 3 Markenwelten ab.
Wer trifft denn nun zukünftig die Entscheidung darüber wie Markenwelten gestaltet werden?
Schaider: Die CI muss durchgezogen werden, das ist der Wiedererkennungseffekt.
Strassl: Aber du hast recht, das wird sich noch zeigen, wer Entscheidungen trifft.
Schaider: Naja schau, natürlich gibt es auch unterschiedliche Ansichten, zwischen meinem Sohn und Peter liegen 50 Jahre … ich bin in der Mitte. Junge Leute sehen vieles anders.
Die Generationenfrage ist natürlich spannend. Bei Strassl kommt Alex, bei Schaider Peter Junior. Da kommt ja eine wirklich ganz andere Generation nach vorne.
Wie wird denn die Strassl/Schaider Historie weitervermittelt.
Schaider: Schau, solange wir noch da sind, wird es diese geben.
Strassl: Wir zwei müssen da noch über einiges reden.
Deine nächsten Ziele Peter Schaider?
Schaider: Weiter in Ausbildung investieren, weiter optimieren.
Und neue Standorte?
Schaider: Wenn etwas Gutes kommt, dann machen wir es, wenn nicht, dann nicht. Ich habe nie zu den Friseuren gehört, die immer irgendwelche unrealistischen Expansionsträume hatten. Wie siehst du das Peter?
Strassl: Ja, genauso. Schau Raphaela, wir haben noch nie eine Filiale gehabt, die minus geschrieben hat. Es gibt Filialen, die sind aufwendiger, als andere, aber dennoch haben sie nie minus geschrieben. Eine Expansion kann folglich nur auf Basis vernünftiger Richtlinien funktionieren.
Peter Schaider, gibt es eine Prioritäten Gewichtung zwischen Shoppingzentren und Salons?
Schaider: Das kann man nicht so einfach beantworten, denn es ist situationsbezogen, mal mehr Friseur, mal mehr Shoppingzentrum. (nachdenklich) Aber die Hairstylisten sind mein Herz.
Wie ist das Abschiedsgefühl nach 30 Jahren, wehmütig?
Strassl: Ach, überhaupt nicht. Es gibt keinerlei Scheidungsschmerzen. Wir haben 33 Jahre harmonisch zusammengearbeitet und jetzt trennen wir uns ebenso harmonisch. Ich habe Verständnis warum Peter die Trennung wollte, für seinen Sohn.
Ist das so?
Schaider: Ja, man weiß ja nicht wie das Ganze weitergeht, wenn dem Peter mal etwas passiert, finde ich es gut, wenn alles im Vorfeld gelöst ist.
Was war Ihre Motivation?
Strassl: Na ich habe das Angebot gerne angenommen. Ich bin 77 Jahre, auf was soll ich da noch warten. Ich mag nun noch ein wenig die Jungen führen. Außerdem laufen ja auch nicht viele Partner herum, die das zahlen können. Jetzt haben wir eine ganz klare Situation geschaffen.
Peter Strassl und Alexander Rebhandl
Schneiden Sie eigentlich noch Haare?
Strassl: Nein, seit 5 Jahren nicht mehr, Ausnahmen gibt es ab und zu.
Schaider: Er toupiert noch! (lachen)
Wie sieht es aus Peter, weiterhin Innungsarbeit?
Schaider: Ach schau, da hab‘ ich einfach weder Zeit noch Nerv dazu. Ich würde gerne mehr bewirken, aber das ist aktuell nicht möglich.
Wird es im nächsten Jahr eine Messe geben oder erst wieder 2019?
Schaider: Nagele mich nicht fest, aber bald gibt es eine. Die Grazer wollen gerne mit uns zusammenarbeiten.
Was wird sich verändern?
Schaider: Mein Sohn wird das irgendwann führen und beim Strassl der Alex. Und wir bleiben weiterhin Freunde.
Strassl: Das hoffe ich.
Was ist Ihr Erfolgsrezept, dass es so lange so gut funktioniert hat?
Strassl: Wir hatten nie Geldprobleme oder Schulden. Ich glaube, dadurch dass diese Problemsituation nie entstanden ist, gab es nie wirkliche Reibungskonflikte. Ich glaube das ist das Erfolgsgeheimnis.
Schaider: Wir haben nie wegen Kleinigkeiten gestritten, hatten nie Verbindlichkeiten, nie Schulden. Haben alles aus Eigenkapital gestemmt. Respekt, Gespräche und klare Fronten. Das war und ist es noch immer.
Den Respekt und die tiefe Freundschaft spürt man und ich wünsche weiterhin viel Erfolg gemeinsam getrennt und ein gutes Gelingen auch für die kommende Generation.