27.02.2017

Simon Tanzer arbeitet seinen Lebensstil

Keine 30, 4 Salons, Dinner & Kamin & Wein & Styling & TIGI & Lifestyle & & & im Mostviertel - Hut ab...

Fakten:

seit 2003 Friseur

Ausbildung: Haaratelier Novotny Aschbach

Lehrlingsausbildner und Meister

seit 2008 Selbstständig mit HAARSCHNEIDER

4 Salons im Mostviertel | 20 Mitarbeiter, davon 2 Lehrlinge


www.haarschneider-mostviertel.at


imSalon: Simon, du blickst mit nicht mal 30 Jahren auf beinahe 10 Jahre Selbstständigkeit zurück. Dein wichtigstes Learning?
Simon Tanzer: Mein Augenmerk auf das Persönliche zu legen und zu mir selbst zu stehen. Denn wenn ICH eine Freude habe, kommt das jedem im Unternehmen zugute.

Mit Anfang 20 hast du den ersten Salon eröffnet, jüngst den vierten. Sehr jung eine mutige Entscheidung. Wie das?
Mir wurde während der Ausbildung schnell klar, dass ich mein eigenes Ding machen möchte. Ich wollte aufbrechen und eine eigene Linie fahren. Meine Chefin hatte vom ersten Tag an damit gerechnet. Während des Zivildienstes habe ich bereits Lehrlingsausbildner und Meister gemacht und danach den ersten HAARSCHNEIDER eröffnet. 
 

"Klein beginnen und gesund groß werden..."



In einem Pflegeheim in Wallsee. 
Ja. Das erste Geschäft tanzt etwas aus der Reihe. Ich habe es während meiner Zeit im Zivildienst dort entdeckt. Der Salon wurde einmal im Monat von einem Friseur aus der Gegend betreut. Er war mit vier Plätzen praktisch eingerichtet, wir haben ihn im gleichen Konzept erweitert. Klein beginnen und gesund groß werden. 

Wurdest du wegen deiner Jugend schon mal belächelt?
Nicht belächelt, eher unterschätzt. Aber ich hatte immer mein Ziel im Blick und habe es durchgezogen. 

Salon Haarschneider

Was war euch bei der Einrichtung wichtig? 
Im Mix&Match-Stil Altes mit Modernem zu kombinieren. Holz mit viel Weiß, alte Gegenstände wie Nähmaschine und Holzofen mit modernem Mobiliar, so dass der Wohlfühlfaktor gegeben ist.
Wir verbringen täglich viele Stunden im Geschäft. Es war uns wichtig, hier ein zweites Wohnzimmer für Kunden und Mitarbeiter zu schaffen. 
 

"Lifestylezeitschriften werfen mich aus der Bahn."



Wo holt ihr dafür euch Inspirationen? 
Hauptsächlich aus Lifestylezeitungen – wobei die mich immer etwas aus der Bahn werfen, diese Zeitschriften mit ihren Wellnesshotels und Spa-Bereichen! Da möchte ich immer sofort noch anbauen.

Lasst ihr alles machen oder seid ihr Selbermacher?
Ich habe es leicht: praktischerweise hat mein Schwager eine Tischlerei und er macht, was ich will. (lacht) Ich bin da sehr kreativ, ich könnte jede Woche renovieren und umstylen. Am besten wäre es, einen alten Vierkanter zu haben, da könnt ich mich austoben.
 

"Dienstleistung soll honoriert werden, unsere Kunden müssen sich damit wohl fühlen."



Beauty-Oase am Land: Haarverlängerung, Permanent Make-up, Massagen, Akupressur … Sind die Kunden am Land eher bereit, mehr Geld auszugeben?
Mir ist es wichtig, mit den Preisen nicht zu hoch zu gehen. Die Dienstleistung soll honoriert werden, aber nicht überzogen sein. Unsere Kunden müssen sich damit wohlfühlen. 
Wir selbst gehen sehr gerne essen, wenn wir in ein teures Lokal hineingehen, haben wir sehr hohe Erwartungen, die manchmal nicht erfüllt werden und unsere Stimmung drücken.

Salon Haarschneider

Ich merke schon, das Thema Essen ist ein sehr wichtiges, was mich zu eurem Dinner&Style Menü bringt. Was kann das?
Mein Partner Patrick kommt aus der Gastronomie, deshalb verbanden wir Haare machen mit einem abendlichen Mehrgänge-menü. Das kam sehr gut an, war aber personell zu aufwendig. Daraus wurde der „Private Monday“. Ich nehme mir gerne viel Zeit für meine Kunden und im Alltag kann ich das nicht immer bewerkstelligen. Montags öffnen wir den Salon für jeweils zwei Kundinnen, die wählen können, ob sie mit einem langen Frühstück in den Tag starten oder lieber abends mit Dinner, Wein und Champagner verwöhnt werden möchten. Wir organisieren den Shuttle, es gibt Entspannungsmusik, Feuer im Ofen, gedimmtes Licht und alles, was das Stylingherz begehrt: waschen, schneiden, föhnen, Kosmetik und Massagen, Augenbrauen/Wimpern, Make-up. Das ganze Programm, 4 Stunden lang. Ganz kitschig!

Simon & Patrick Tanzer

Keine Maniküre?
Keine Nägel! Ich habe meinem Prüfer damals versprechen müssen, niemals Nägel zu machen. Daran halte ich mich! (lacht.) 

Welches Kundenklientel habt ihr?
In erster Linie sind es Kunden, die unseren Lifestyle leben und das gute Glas regionalen Birnen-Cidre, den es zur Begrüßung gibt, zu schätzen wissen. 
 

"Im Restaurant interessiert mich das Fachwissen zu einer guten Flasche Wein ja auch..."



Ihr arbeitet in allen Salons mit TIGI. Warum? 
Mit taugt TIGI einfach. Die Bed Head Linie ist eine progressive Variation, jung, flippig und modern. Und Catwalk ist elegant und klassisch. Der perfekte Mix, da ist für jede Kundenschicht etwas dabei.
Wir haben ein kleines Sortiment und arbeiten ausschließlich mit Produkten, die wir gut kennen und von denen wir überzeugt und begeistert sind. Wir brauchen kein klassisches Verkaufsgespräch. Es reicht, begeistert zu sein und beim Anwenden darüber zu sprechen. Wir kennen die Inhaltsstoffe und wissen, worum es geht. Wir sind die Professionisten! Im Restaurant interessiert mich das Fachwissen zu einer guten Flasche Wein ja auch.
 

"Wir fördern Stärken und keine Defizite."



Deine Mitarbeiter sind zwischen 15 und 40 plus. Wie handhabt ihr Weiterbildung? 
Wir suchen die Seminare individuell nach den Stärken der Mitarbeiter, nicht nach deren Defiziten. Anschließend geben sie ihre Tipps weiter an die Kolleginnen. Ein oder zweimal im Jahr holen wir uns einen Trainer ins Geschäft und machen gemeinsame Ausflüge, z.B. zu TIGI´s World Release nach Berlin. 

Hättest du Interesse an Innungsarbeit?
Ja, sehr. Ich würde gerne mit dem Prüfungsbeisitzer beginnen, den Genderkurs dafür habe ich ja gemacht, aber ich muss zugeben, dass ich durch die Geschäfte nicht richtig an der Sache drangeblieben bin. Generell denke ich aber, dass jüngere Beisitzende oder auch Kollegen, die aktiver im Geschäft sind, dem Ganzen guttun würden. Viele Prüfer sind ein reiferes Klientel, die die Trends möglicherweise anders sehen. 
Wir bereiten unsere Lehrlinge ja immer auf die Prüfungen vor, wir würden uns hier einheitlichere Vorgaben wünschen. Wenn alle exakt den gleichen Pagenkopf machen müssten, unabhängig von eigenen Vorstellungen und Kreativität, könnte ich als Prüfer klare handwerkliche Unterschiede erkennen. 

Salon Haarschneider Wallsee

Was wünschst du dir von der Branche?
Weniger Konkurrenzdenken, mehr Zusammenhalt. Ich vergleiche unsere Branche gern mit der Gastronomie. Die junge Gastro beispielsweise organisiert gemeinsame Ausflüge und Sitzungen, in denen man über die Unternehmen spricht. Das gibt es in unserer Branche praktisch nicht. Vielleicht kann hier die Innung kreative Ansätze finden?
Und, dass die Befähigungsprüfungen überdacht werden. Es wird jedem sehr leicht gemacht, ein Unternehmen zu eröffnen, das spricht nicht für unser Handwerk. Denn nur, weil ich 7 Jahre Zahnarztassistent war, bin ich noch längst kein Zahnarzt. 

Was mich jetzt aber schon noch interessieren würde: Was ist deine Leibspeise und welchen Wein würdest du dazu empfehlen?
Rind mit Spätzle und dazu einen burgenländischen Roten Cüvée!