

18.03.2022
Sebastian Pfister: Bro Flow, Dauerwelle und eine hohe Rebooking Rate - Barber 2022
Beim Salzburger Vorzeigebarber Sebastian Pfister läuft das Männergeschäft gut, dank starker Herren-Trends, klarem Konzept, einem Gutscheinkonzept, das Schwiegermütter begeistert und einem volldigitalisierten Terminsystem ...
Im Interview mit Raphaela Kischnick
Sebastian, Du bist zu einem Vorzeigebarber geworden, gibst viele Seminare und expandierst. Sind Deine Barbersalons in Coronazeiten digitaler geworden?
Sebastian Pfister: Jein! Wir waren ja schon vor Corona sehr digital aufgestellt, sind früh mit Online-Booking und Online-Terminkalender gestartet. Das hat uns in dieser Zeit des Zu-Auf-Zu-Aufsperrens sehr geholfen, weil wir Kunden leichter kontaktieren konnten und Kunden online ihre Termine selbst schieben konnten.
Wie ist denn das Verhältnis von Buchungen Online versus Persönlich?
SP: Wir haben zum Glück eine sehr hohe Rebooking-Rate. Diese liegt zwischen 90 und 100 %. Ca. 10 % buchen später und davon ca. 50 % Online und 50 % persönlich. Aber das ist ein kleiner Teil der Kunden, unser Telefon klingelt also kaum noch.
Wann werden eigentlich die meisten Termine online gebucht?
SP: Am Wochenende und in der Nacht. Das hat sich extrem verschoben. Früher hatten wir montags 40 Anrufe auf dem AB und mussten alle zurückrufen, heute sind montags die Kalender automatisch voll.
Ihr betreibt Barbershops in Kärnten und Salzburg. In Tirol gibt es auch einen Damensalon. Gibt es Gender-Unterschiede beim Buchen?
SP: Ja, für Männer ist die Onlinebuchung wesentlich einfacher. Aber auch für uns, denn Männer erhalten einen 100%igen Time-Slot, der dann nur ihnen gehört. Bei Frauen ist es komplizierter. Zum einen aufgrund der Überkreuzungen, die ich einplane, denn während der Einwirkzeit kann man eine andere Kundin schneiden, etc.
Zum Zweiten sind aber auch die Farbdienstleistungen wesentlich komplizierter online einzuschätzen. Wen man das perfekt machen will, dann muss man den Kalender immer wieder anpassen.
Habt ihr noch eine Rezeptionistin?
SP: Ja klar. Ihre Hauptaufgaben sind Begrüßung, Shopmanagement, Bestellungen, Getränkeausschank und Gutscheine ausstellen.

Gehen Gutscheine gut?
SP: Oh ja, sehr. Das ist ein super sinnvolles Geschenk und viele Frauen kaufen diese für ihre Männer, die Stammkunde bei uns sind. Aber am allermeisten kaufen Schwiegermütter Gutscheine für ihre Schwiegersöhne. Wir legen uns auch richtig ins Zeug, die Gutscheine sehen super aus, tolles Papier und werden mit Wachs versiegelt.
Und worauf achtet ihr beim Getränkeausschank?
SP: Aufs pure! Wir haben ja eine Bar dabei und es gibt hervorragenden Whisky und sehr guten Kaffee, unseren 'Barberblend'.

Und was sind die Herrentrends, die ihr im Salon beobachtet?
SP: Noch immer viel Bart, aber die Länge der Bärte hat massiv abgenommen. 90 % der Männer haben in irgendeiner Form einen Bart, ob mit Stoppeln oder Konturen, aber schau Dich mal um, es ist kaum noch jemand glatt rasiert. Wir machen viel am Bart
Und was ist am Kopf Trend?
SP: Da gibt es einiges: Dauerwelle am Oberkopf, Bro Flow und längere Haare sind voll im Kommen.
Was macht man nicht mehr?
SP: Skin Fades und auch die Rockabilly Pomaden Frisuren sind extrem zurückgegangen. Insgesamt ist lockeres Styling der Trend. Außer bei besonderen Anlässen wie der Hochzeit. Ein Mann im Tuxedo greift dann wieder zur Pomade und zum Gelstyling.
Also Dauerwelle ist tatsächlich als Dienstleistung im Barbershop angekommen?
SP: Ja, wir bieten das an. Wir sind ja Friseure und können das. Anfangs wollten wir das nicht, aber jetzt wird es von vielen, vor allem jungen Kunden nachgefragt.
Und Farbe?
SP: Das ist ein kleines Thema, aber nur Camouflage, also Grauanteil reduzieren. Plakatives Färben machen wir nicht.
Wie sieht es mit No-Shows aus? Ein Thema?
SP: Ja, leider noch immer, auch wenn wir mit der Umstellung auf die Digitale Buchung die No-Shows massiv reduziert haben.
Wie?
SP: 24h vor dem Termin wird automatisch eine Mail und ein SMS verschickt. Aber dennoch gibt es immer wieder Kunden, die einfach nicht erscheinen, das ist an manchen Tagen, wenn es geballt auftritt, schon ärgerlich.
Wie geht ihr damit um?
SP: Wenn es dreimal vorkommt, dann sperren wir einen Kunden. Und Touristen und Walk-In Kunden müssen eine Anzahlung leisten. Vor allem bei Touristen ist es oft passiert, dass sie einen Termin vereinbart haben und dann einfach nicht erschienen sind, weil sie wahrscheinlich woanders einen früheren Termin erhalten haben.
Weißt Du, das kann ja mal passieren und wenn das bei einem Kunden einmal in 10 Jahren vorkommt, dann ist das so. Aber dank der Digitalisierung und automatischer Reminders haben wir das ganze drastisch senken können und das ist gut so.
DANKE, Sebastian für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg
Über Sebastian Pfister:
- Matura, Friseurlehre, Ausbildung in Deutschland
- Studium internationales Marketingmanagement in den USA
- Studium Recht und Unternehmensführung in Wien
- 2014 Barber Pop Up Shops in Tirol und Salzburg
- 3 Barbershops: Salzburg, Ramsau in Tirol, Velden