31.05.2017

Priska Kunz ist Allround-Working-Mum

Als Mutter hat sie mehr Zeit zum Arbeiten, verreist beruflich, verzichtet auf Neukunden. Sie ist Chefin eines Schönheitstempels, Herausgeberin eines Beauty-Ratgebers, einer Pinsellinie und und und …

Im Interview mit Katja Ottiger

imSalon: Du bist im Umbaustress und nimmst dir trotzdem Zeit beim ► Schwarzkopf-Red Bull-Formula Una Styling mitzumachen?
Priska Kunz: Weil es etwas Neues ist und ich so etwas noch nie gemacht habe. Alles, was neu ist oder interessant, reizt mich. Ich bin keine Stehenbleiberin. 

Weißt du schon, was dich dort erwartet?
PK: Wir hatten bereits zwei Teambuilding-Tage und wissen was zu tun ist: 50 Mädels in 90 Minuten stylen. Wir, das sind: Michaela Schmidseder Michaela SchmidsederDavid Schwarz, meine Kollegin Janine Koiser und ich. Fünf Minuten pro Formula Una, wie wir die Boxen-Mädels in den Dirndln auch nennen. Von uns bekommen sie das finale Styling mit diesen schönen Blumenkränze von miss lilly hats.

Hmm, miss lilly hats Blumenkränze. Eine schöne Sache … 
PK: Oja! Im Zuge der Formula Uno habe ich Niki Osl persönlich kennengelernt und mehr zu den Hintergründen erfahren. Diese Kränze sind wirklich für die Ewigkeit gemacht, handgefertigt, gern auch in den Lieblingsfarben, man kann sie zur Firmung tragen, später dann zur Hochzeit, man kann sie weitervererben. Wenn man die Verarbeitung und die Zeit sieht, die da reinfließt, relativieren sich die 200 Euro, die sie kosten. 

Warst du mal bei der Formel Eins?
PK: Nein, noch nie! Wir hatten aber schon eine Spielberg-Führung! Wir standen am Podium, haben die Boxen angeschaut, die Rennstrecke… Ich freue mich, bei so einem Rennen wirklich live, dabei zu sein, beim Training, beim Qualifying, hinter den Kulissen, auch bei den Partys. Ich erwarte mir auch dort mein Netzwerk auszubauen, spannende Tage und Spaß mit dem Team, einfach interessante Menschen kennen zu lernen. 

Ein Blick zurück: Dein erster Chef ging in Pension, der Salon an eine Kette, du in die Selbstständigkeit. Plan oder Zufall?
Ich wollte nie Friseurin werden oder gar selbständig! Ich war auf der HBLA (Hauswirtschaftsschule mit Matura, Anm.) und wollte aussteigen. Aber mein Papa meinte: „Wenn du eine Arbeit findest, kannst du aufhören, wenn nicht, beendest du die Schule!“ Ich hab mir dann die Gelben Seiten hergenommen - es gab ja noch kein Internet (lacht) – und habe wahllos Bewerbungen geschrieben. Mechanikerin. Bürokauffrau, Verkäuferin. Mit meinen naiven 15 Jahren habe ich das meinem damaligen Chef auch so erklärt und irgendwie hatte es ihn beeindruckt und ich habe bei ihm sofort anfangen können. Im Laufe der Zeit ist es genau das geworden, was ich unbewusst immer wollte.

"Ohne meine Freiheiten bin ich nicht glücklich."

Was taugt dir an deiner "nicht bewusst gewählten Selbstständigkeit"? 
PK: Dass es keine Zufälle gibt, sondern Schicksal. Dass ich meine Kreativität und meine Persönlichkeit so ausleben kann, wie ICH das möchte. Ich bin keine Friseurin für 40 Stunden in einem Salon. Ohne meine Freiheiten bin ich nicht glücklich. Ich muss zwischendurch andere Sachen machen können.

Du bist umtriebig. Wo fange ich an? Dein Beauty Ratgeber, was kann der?
PK: Im Prinzip vereint er alles, was man in einer Visagistenausbildung lernt. Ich habe darauf geachtet, alle wichtigen Dinge unterzubringen. Geeignet für alle Frauen, die sich gern mit Make-up beschäftigen, aber nicht genau wissen, wie es geht, und auch für Auszubildende. Berufsschulen, Kosmetik- und Friseurinnungen bestellen regelmäßig. 

Wie vertreibst du den?
PK: Über meinen Onlineshop: www.hairbeauty.at und über Amazon.
Ebenso auch unsere Make-Up Pinsel Serie „Beauty Concept“ für Lippen-, Concealer- und Make-up. Mittlerweile werden die meisten der Pinsel vegan hegestellt, keine Tierhaare mehr, sondern rein hochwertige synthetische Fasern. Die sind besser zu reinigen, halten mehr aus, speziell die, auf die cremige Produkte kommen. 

Du hattest auch schon eine eigene Make-up Linie.
PK: Ja, aber die haben wir aufgelassen, die haben wir in New York produzieren lassen, die internationalen Bestimmungen und Auflagen wurden zu umfangreich.

Du bist Maskenverantwortliche beim ORF „Guten Morgen NÖ“. Wie kann ich mir das vorstellen?
PK: Ja, immer wenn sie in Niederösterreich drehen, das kommt 3-4mal im Jahr vor, mache ich dort das Make-up. Die Touren mit einem Truck, in dem auch das Studio drin ist und ein kleines Styling-Set. Treffpunkt ist 4:00, Arbeitsbeginn Maske um 4:30. Gedreht wird von 6:00 - 9:00. Ich stehe praktisch direkt neben der Kamera und immer, wenn ich von Nadja oder Lukas (Nadja Mader und Lukas Schweighofer, Anm.)gebraucht werde, bin ich da.

Ganz schön vielbeschäftig!
PK: Ja!(lacht.) Und zwischendrin hab ich noch meine Tochter bekommen. Vier Monate bin ich gar nicht im Salon gestanden …

… und hast dich auf deine Mitarbeiter verlassen. Was zeichnet dich als gute Arbeitgeberin aus?
PK: Jeder Mitarbeiter, egal ob Lehrling ist oder längster Mitarbeiter, kann jederzeit zu mir kommen und ansprechen, was ihn stört. Ich finde, man kann jedem alles sagen, es kommt nur immer auf den Ton an. Jeder einzelne darf sich bei mir einbringen und seinen Stärken entsprechend entfalten. Deshalb haben wir für alles im Salon auch Experten, können alles anbieten. 

Du bist in unserer Branche eine von vielen Working-Mums mit eigenem Geschäft. Wie schupfst du das?
PK: Ich habe eine 6-jährige Tochter, bin nur einmal in der Woche bis 17:00 im Salon, ansonsten bis 13:00. Der Rest wird erledigt, wenn meine Tochter im Bett ist, in der Woche sind das zwischen 30 und 50 Stunden. 

"Ich habe bewusst 60, 70 Stunden gearbeitet, um alles aufzubauen."

Deine Karenz hattest du bewusst gut vorbereitet?
PK: Ich bin einerseits spontan und andererseits gut durchplant, ein bisschen ein Kontrollfreak. Ich muss meine Zahlen im Griff haben, meinen Lagerbestand… Deshalb habe ich auch mein zweites Geschäft aufgegeben, dass ich fünf Jahre lang hatte. Als ich mich mit 25 Jahren selbstständig gemacht habe, war mit klar, dass ich vor 30 kein Kind bekommen werde. Ich habe bewusst 60, 70 Stunden gearbeitet, um alles aufzubauen.
Ich arbeite wahnsinnig gerne, nehme meine Tochter auch immer gerne mit, z.B. wenn ich für TUI gebucht werde. Dort biete ich den all-inclusive Urlaubern meine Gratis-Stylinglounge an, gebe auch mal einen Beauty-Workshop, bei dem ich Tipps gebe und für die Frauen beratend zur Stelle bin. Für meine Tochter habe ich eine Betreuungsperson dabei, und egal wo wir sind, meine Tochter kennt sich dort aus und genießt das sehr. 

Wohin bist du denn mit TUI schon gereist?
PK: Fuerto Ventura, Ägypten, Griechenland, Tunesien, Türkei. 

Was bringt dir das? Neukunden?
PK: Nein, keine Neukunden, dafür haben wir derzeit keine Kapazitäten. Es erhöht den Bekanntheitsgrad, gerade in den Social Media Kanälen, auch Magic Life bewirbt das in seinen Unterlagen. 

Habe ich richtig vorhin gehört: Ihr wollt keine Neukunden?
PK: Wir haben theoretisch einen Neukundenstopp. Wir hatten immer wieder Beschwerden von Seiten der Stammkunden, dass sie zu lange auf Termine warten müssen. Wir haben damals eine Beratung gemacht. Alexander Höfferer von Schwarzkopf erklärte uns, dass eine Kundin im Schnitt 5-6 Jahre bei einem Friseur bleibt, bei uns waren es im Schnitt 8-9 Jahre. Zu dem Zeitpunkt gab es uns aber noch nicht länger! (lacht). Also haben wir uns nicht direkt gegen Neukunden entschieden, sondern machen jedem klar, dass sie 3-4 Wochen warten müssen.

Wie ist euch in der Startphase gelungen Kunden zu gewinnen?
PK: Einen richtigen Hype hat damals sicher unser Fluid Hair Painting Tisch ausgelöst. Den sah ich in Berlin. Da fährt man mit dem Sessel hin, lehnt sich zurück und streicht die auf dem Tisch liegenden Haare ein. Zuerst zeichnet man in die Spitzen, dann die Längen, das hat richtig Spaß gemacht.
Eine coole Geschichte, durch die wir bekannt wurden. Wir haben Facebook-Postings nach jeder Färbung gemacht und so wurde das immer bekannter. Das war noch bevor Balayage kam. Den Tisch habe ich mittlerweile wieder verkauft. 

Wohin gehen die Farbtrends, was glaubst du?
PK: Nachdem Granny Hair weg ist, glaube ich, dass sich Rosé, Roségold durchsetzen wird. Ein weiterer großer Farbtrend ist Blorange, der hat bereits begonnen und klappt gut mit Extensions. Wir färben das seit Jänner regelmäßig. Ich denke, Blond ist der Hauptträger im heurigen Jahr, aber mit vielen Facetten und Möglichkeiten. Für uns Friseure ein Paradies!


Ich mag deine Businessideen. Kinder sitzen beim Schneiden vor einem Riesenaquarium und beobachten die beiden Rochen Lucie und George, du hast eine Fotowand für Facebook&Instagram-Posts. Mich machen deine Wundertüten neugierig!
PK: (Lacht) Ja? Die stecken voller kleiner Überraschungen: Es gibt sie in zwei Größen, für 3 oder 6 Euro. Drinnen sind Haarpflegeproben, Make-up Produkte und etwas Süßes, z.B. kleine Milka-Naps.

Was ist für dich ein entspannter Arbeitstag?
PK: Wir haben eigentlich immer eine Gaudi beim Arbeiten, auch wenn viel los ist. Unser Team ist freundschaftlich, das spüren die Kunden. Wir unterstützen uns. Wenn ich gebraucht werde, um Farbe runter zu waschen, bin ich zur Stelle, auch dann, wenn ich gerade unten im Büro bin. Das gibt es bei uns nicht, dass einer einen Stress hat und der andere in Ruhe einen Kaffee trinkt.Das gibt es bei uns nicht, dass einer Stress hat und der andere in Ruhe einen Kaffee trinkt.

Das klingt entspannt, trotz all der Dinge, die du so tust! Viel Erfolg weiterhin und ich danke dir sehr für deine Zeit und den riesengroßen, herrlichen Milchkaffe!

Fakten:

  • seit 17 Jahren Friseurin | seit 11 Jahren Saloninhaberin
  • 1 Salon: „Hair&Beauty“ in Hainfeld/NÖ | 10 Mitarbeiterinnen | 1 Lehrling, ab Herbst 3
  • Wichtigste Lehrstation: Coiffeur Schinko, ehem. größter Friseur in NÖ
  • Herausgeberin Make-up Ratgeber: „Mein Beauty Concept“, 2016
  • Make-up Pinsel Marke „Beauty Concept“, seit 2012
  • Maske bei ORF „Guten Morgen NÖ“, Fotoshootings, Fashionshows
  • Referentin Make-Up&Haare, u.a. bei TUI Magic Life