Die Brockmann-Knödlers üer die Doppelmoral mancher KollegInnen | C: Sandrino Donnhauser

15.01.2021

Petra und Thomas Brockmann-Knödler fokussieren auf das Morgen

Die deutschen Kollegen Petra Brockmann und Thomas Brockmann-Knödler ärgern sich über einen Lockdown, der nicht für alle gilt. Trotz vieler Einschränkungen sind die Gründer der ORGAENIC Lifestyle Marke überzeugt, dass jeder Friseur sein Morgen selbst kreieren kann...

Im Interview mit Birgit Senger
 

„Für das, was hier im Moment nicht richtig läuft, werden wir die Quittung bekommen.“

Wie würdet ihr im Moment die Situation beschreiben?
Thomas Brockmann-Knödler:
Wir beobachten 3 unterschiedliche Verhaltensmuster: Die einen regen sich auf, meist künstlich und substanzlos. Die anderen ergeben sich der Situation und hoffen, dass alles gut wird. Und die dritte Gruppe versucht ruhig zu bleiben, obwohl es innerlich brodelt, weil sie merken, dass hier irgendwas nicht richtig läuft und dass wir für das, was gerade nicht gut läuft, irgendwann die Quittung bekommen werden.

Was regt euch im Moment am meisten auf?
Petra Brockmann:
Die Doppelmoral in unserer Gesellschaft. Die einen haben die Moral, sich an die Regeln zu halten, machen drei Stunden täglich Yoga oder Sport und der Rest läuft schwarz.
Thomas: Wir fragen uns: Wird die Schwarzarbeit nicht gesehen oder wird sie geduldet?

„Die Politik sollte die Situation klar ansprechen, genauso, wie es auch getan wurde, als alle mit den Schlitten auf die Hänge gerannt sind.“

Von wem erwartet ihr eine Reaktion? Vom Zentralverband, von der Politik?
Petra: Der Zentralverband(Überverband der deutschen Innungen mit freiwilliger Mitgliedschaft, Anm.) hatte das Thema Schwarzarbeit schon im ersten Lockdown angesprochen. Ich verstehe auch Herrn Müller, der sagt „Wir brauchen als Zentralverband den Druck aus der Masse der Friseure.“
Thomas: Die Politik sollte die Situation klar ansprechen, genauso, wie es auch getan wurde, als alle mit den Schlitten auf die Hänge gerannt sind. Das würde mehr Effekt haben, als hier und da ein Bußgeld zu verhängen.

Euer Social Media Post „Focus auf das Morgen“ hat mich angesprochen, was versteht ihr darunter?
Petra: Wir sind grundsätzlich davon überzeugt, dass jeder selbst in der Hand hat, wie sein Morgen aussieht. Daher appellieren wir, anstatt auf die Couch in einen positiven Kreationsmodus zu gehen. Nutz die Zeit und kreiere dein Leben, dein Morgen! Zeig deinen Mehrwert, stell dich breit auf, sende nach außen, wer du bist und zeig was du kannst!

Zum Thema Mehrwert habt ihr mit Kollegen einen Film gedreht.
Thomas:
Jeder von uns kann beeinflussen, wie der Friseurberuf gesehen wird. Noch immer begegnen Friseuren viele Vorurteile. In diesem Kurzfilm berichten Auszubildende und Friseure ehrlich und nicht geschönt, welchen Vorurteilen sie begegnen und was sie am Friseurberuf fasziniert. Diesen Film haben wir für alle Friseure auf unseren sozialen Netzwerken zur Verfügung gestellt.

Petra: Nicht jeder für sich hat das Morgen in der Hand. Wir alle gemeinsam als Friseurbranche haben die Möglichkeit, auf uns aufmerksam zu machen. Viele sehen uns als Aktionisten, aber es gibt Friseure, die uns nicht als Sprachrohr benötigen, die für sich selber gut sprechen können und die Substanz haben, Dinge zu duplizieren.

Diese Woche tat sich einiges ...
Petra:
Absolut. Sandra Satory’s Post zur Aktion „Wir machen AUFMERKSAM auf unsere Situation im Friseurhandwerk“ wurde von vielen genutzt. Oder Maria Friedrich aus Gera, die mit einer Apothekerin ein erweitertes Hygienekonzept aufgesetzt hat.

„Mitarbeiter wöchentlich testen und Kunden mit negativen Corona-Tests bedienen.“

Was sieht so ein erweitertes Hygienekonzept vor?
Petra:
Es sieht zum Beispiel vor, Mitarbeiter wöchentlich zu testen und Kunden mit negativem Coronatest zu bedienen.

Wer bezahlt die Tests?, werden sich da viele fragen.
Petra:
Die Frage ist natürlich berechtigt. Aber im Moment ist erst einmal wichtig, Bereitschaft zu zeigen und denen, die Entscheidungen treffen können, Konzepte zu liefern. Natürlich muss auf allen Seiten auch das Verständnis da sein, dass ich die Maßnahmen in der Preiskalkulation berücksichtigen muss. Das letzte Jahr hat gezeigt, dass es richtig war, nach dem Shutdown die Preise zu erhöhen. Den Kollegen, die ihre Kalkulation angepasst hatten, geht es heute besser als anderen.

Thomas: Klar halten auch hier die Polster nicht ewig. Das wichtigste für uns alle ist doch, unsere Geschäfte so schnell wie möglich wieder zum Laufen zu bringen. Ein totaler Trugschluss wäre doch zu glauben, dass wir die Geschäfte im Februar einfach so wieder aufmachen können.

Es geht also nicht zur alten Normalität zurück?
Petra: Wir müssen uns der Pandemie stellen und als Gesellschaft mit der Pandemie leben. Ich finde wir Friseure haben in den letzten Monaten hervorragend gezeigt, dass wir genau das können.
 

Ich danke euch für das Gespräch! Ich verabschiede mich dann mal von meiner Couch und kreiere lieber MEIN MORGEN. Euch wünsche ich weiterhin viel Erfolg!