Credit: Martin Steiger

22.03.2021

Peter Schaider: Testen belastet die gesamte Branche extrem

Die Farbdienstleistung geht um 25% zurück, Salons sind nicht ausgelastet und warum Peter Schaider auf externe Buchhaltung setzt…

Im Gespräch mit Raphaela Kirschnick

Wie geht es Dir?
Peter Schaider:
Gesundheitlich gut. Aber die wirtschaftliche Situation ist momentan nicht sehr lustig. Die ersten beiden Märzwochen sind schwach gelaufen, wir haben ein Minus von ca. 25%, das ist nicht schön. Ich hoffe, dass es im April wieder bergauf geht.

Wie ist die Buchungsauslastung in den Salon?
PS:
Momentan unter 50%.

Habt ihr Filialen im Zuge der Corona Krise schließen müssen?
PS:
Wir haben coronabedingt keine Filialen schließen müssen, allerdings strukturbedingt werden wir uns von zwei Standorten, die wir auch so geschlossen hätten, trennen. In Zwettl haben wir einen Klier Salon übernommen und so machen wir aus zwei Salons einen, denn mir ist lieber ein starker als zwei schwache Salons.

Gibt es weitere neue Standorte?
PS:
Ja, wir haben insgesamt 6 Salons übernommen, 4 von Bundy und 2 von Klier. Wobei einen davon Peter Strassl übernimmt.

Ihr könnt immer noch nicht voneinander lassen, oder?
PS:
Ja, wir haben eine langjährige Partnerschaft gehabt und sind noch immer Freunde. Ich freue mich heute Abend auf seinen achtzigsten Geburtstag anzustoßen. Ich bin auf diese langjährige Freundschaft sehr stolz.

Unter welcher Salon-Marke führt ihr die übernommenen Salons weiter, Strassl-Schaider, the hairstyle oder hair fair?
PS:
Den Namen Bundy werden wir noch einige Zeit weiterführen, wird aber in einem nächsten Schritt in Strassl-Schaider übergehen. Das wird sich in den nächsten Monaten entscheiden. Wo eine Kannibalisierung mit anderen Schaider-Betrieben gegeben ist, werden wir die Salons erstmal unter Bundy laufen lassen.

Was hat euch gut durch die Krise kommen lassen?
PS:
 Das unsere Firma immer auf gesunden Beinen gestanden ist. Wir haben eine sehr schlanke gesunde Struktur und keine große Verwaltung, Small is beautiful. Bei uns arbeitet die ganze Familie intensiv mit, wir haben kurze Wege und ich bin für jede Salonleitung jederzeit erreichbar. Im Vergleich zu anderen Unternehmen arbeiten unsere Salonmanager auch am Stuhl. Diese Strukturen funktionieren seit Jahrzehnten gut.

„Eine eigene Buchhaltung ist der größte Schwachsinn.“

Die Auhof-Center Struktur unterstützt die Friseurverwaltung und Buchhaltung, oder?
PS:
Nein, überhaupt nicht. Wir haben 3 Friseurfirmen, die von 2 Steuerberatern und einer Lohnverrechnung betreut werden. Eine eigene Buchhaltung ist der größte Schwachsinn. Das ist ein großer Aufwand und der Steuerberater, der kann das alles und ist für Fehler versichert. Es gibt ja ständig neue Verordnungen Auflagen, ein Buchhalter muss sich von Berufswegen immer auf dem neuesten Stand sein, dass kann kein Unternehmen bewältigen.  Und gerade in der Corona Krise hatte nur er den Durchblick. Ich bin Kaufmann und kein Buchhalter.

Sind eure Mitarbeitern noch in Kurzarbeit?
PS:
Kein einziger! Kurzarbeit haben wir mit 7.Februar beendet und jetzt im März werden Urlaube abgebaut.

Wie planst Du in der aktuellen Situation?
PS:
Das ist das große Problem, dass wir aktuell in Österreich haben. Du kannst nicht planen. Wir sind gesund und alles was wir tun können: Wir halten unsere Kosten niedrig, machen keine Investitionen, die uns erschüttern können.

„Die Dienstleistung Farbe geht um 20% zurück“

Welche Veränderungen beobachtet ihr in den Salons?
PS:
Die Dienstleistung Farbe geht um 20% zurück, die Frauen haben im Lockdown gelernt mit Haarfarben zu arbeiten. Die Industrie hat nun erreicht, was sie wollte, Kunden kaufen Farben im Supermarkt.

Wie kompensiert ihr das?
PS:
Wir setzen jetzt auf Schnitt und vermehrt auf Welle, denn wir beobachten einen starken Trend zu Volumen und Bewegung Wir werden auch besondere Farbaktivitäten forcieren, wie Strähnchen.

Der erste Lockdown hat vor einem Jahr begonnen.  Was hast Du als Kaufmann in diesem Jahr gelernt?
PS:
Das es viel Geld gekostet hat. Es hat uns gelehrt, dass man rasch Krisen-Szenarien entwickeln können muss und das ist nur möglich, wenn eine Firma gesund ist.

Mit was hast du nicht gerechnet?
PS:
Es hat ja keiner damit gerechnet, dass die Politik derart unzuverlässig ist. Man hat ja keine Zeit irgendetwas vorzubereiten, man muss schnell reagieren und agieren können. Da muss sich ein großes Lob unseren Mitarbeitern aussprechen, denn die waren 300%ig für uns da.

Einen Fehler in der Krise, den du nicht mehr machen würdest?
PS:
Ich habe Mitarbeiter im ersten Lockdown erstmal Urlaub abbauen lassen. Das hat einige nicht so glücklich gemacht. Ansonsten traue ich mich zu sagen keine Fehler gemacht zu haben.

„unglücklich über die Unfähigkeit der Industrie die Onlineverramschung nicht in den Griff zu bekommen.“

Schon im letzten Gespräch hast du Änderungen in deinem Produktsortiment angekündigt. Wie sieht das aus?
PS:
ich bin noch immer unglücklich über die Unfähigkeit der Industrie die Onlineverramschung nicht in den Griff zu bekommen. Vor allem unsere Mitarbeiter leiden sehr darunter, weil Ihnen hohe Verkaufsprovisionen entgehen. Unsere Mitarbeiter erhalten 12% Verkaufsprovision. Ich habe eine große Wunde, ich blute nicht mehr, aber sie ist noch nicht verheilt.

Und gibt es nun eine neue Marke,
PS:
Ich sehe den Trend zur Eigenmarke. Es ist ein Fehler sich voll auf eine Firma zu stützen.

Du bist doch politisch sehr gut vernetzt. Kannst du nicht direkt etwas bewirken?
PS:
Es ist momentan alles extrem ungewiss und die Politik ist mehr mit sich als mit ihrer Arbeit beschäftigt. Es kommen ja nur Schwachsinnigkeiten.

„Wir sind halt nur die Friseure in der WKO…“

Wie kann man diesen entgehen?
PS:
Ich finde die Bundesinnung bewegt sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten und die sind von oben her eingeschränkt. Die Bundesinnung hat einen guten Job gemacht, nur die Wirtschaftskammer tut für uns nichts.  Wolfgang Eder ist engagiert und sehr bemüht, aber wir sind halt nur die Friseure in der WKO. Und deshalb müssen wir an unserem Image arbeiten.

Jetzt bist Du Friseur, aber auch Shoppingzentrenbesitzer. Kannst Du nicht den Mahrer anrufen und etwas einfordern in der Wirtschaftskammer.
PS:
Der Mahrer ist eine Marionette vom Kurz und wenn der laut wird, dann kriegt er eine Watschen.

Was wäre deine wichtigste Forderung?
PS:
Aufhören mit dem Testen, das belastet die gesamte Branche extrem.

„Lernst was, kannst was, bist was.“

Wirst du jetzt wieder aktiv in der Innungs? 
PS:
Na schau, wir haben ja eine neue Bundesinnung und die ist in der Konstellation wirklich gut. Ich hoffe, dass wir die Ziele, die wir haben, allen voran die Imagestärkung des Berufes, nun auch erreichen. Der Meistertitel ist eine gute Sache, jetzt müssen wir nur noch weg vom Begriff Friseur, hin zum Hairstylist. Und wir müssen das Handwerk wieder beliebt machen, frei nach dem Motto: ‚Lernst was, kannst was, bist was.‘

Lieber Peter, vielen Dank für das Gespräch