Credit: Claudia Maitz

08.07.2022

Perücken-Macherin Claudia Maitz: Handwerk darf nicht verloren gehen

Perückenmachen geht auch modern! Claudia Maitz, Visagistin und headquarters-Absolventin, liebt es, Perücken zu knüpfen und dieses Handwerk weiterzugeben.

„Beim Perückenmachen sind einem keine Grenzen gesetzt.“

Im Gespräch mit Katja Ottiger
 

Sie haben Ihre Hairstylisten-Ausbildung bei headquarters (ehemalige privat finanzierteAusbildung zum Hairstylisten & Make-Up Artist in Wien, Anm.) gemacht und ebendort als Trainerin gearbeitet. Nun bieten Sie Perückenkurse an. Wie geht das zusammen?
Claudia Maitz:
Beim Perückenmachen sind einem keine Grenzen gesetzt. Diese kann man fertigen und stylen wie man möchte oder worauf Kund*innen eben gerade Lust haben – oder man selbst.

Das hat Sie auch veranlasst, Perückenkurse anzubieten?
CM: Ja, denn ich finde es wichtig, dass dieses Handwerk nicht in Vergessenheit gerät, gerade jetzt, wo es beim Lehrberuf weggefallen ist. Meine Kurse kann jede/r besuchen, dafür braucht es keine Vorkenntnisse. In Amerika ist es momentan extrem angesagt, Kurse zum Perücken- und Haarteile knüpfen zu belegen. Corona hat das noch verstärkt. Auch in England und in der Schweiz ist das immer mehr im Kommen.

„Ich finde es toll, als Friseur*in im Salon selbstgemachte Tressen anzubieten.“

Perückenknüpfen ist nicht mehr Teil der Ausbildung. Wie sehen Sie das?
CM: Von Lehrlingen habe ich hin und wieder vernommen, dass das Knüpfen von Perücken nicht so ihre Lieblingsarbeit war. Da stellt sich mir die Frage: „Wieso?“.

Ich denke, hier geht es vor allem darum, das Thema Perücken und Haarteile in der Ausbildung anders aufzuziehen, um das Interesse zu wecken. Ja, es ist ein Handwerk und mit einem großen Zeitaufwand verbunden. Man könnte im Unterricht doch aber auch Perücken für Drag-Queens fertigen oder international bekannte Perückenmacher*innen einladen, die ihr Wissen gerne weitergeben. Die Herstellung einer Perücke muss mehr der Zeit entsprechen, damit das Handwerk nicht an Attraktivität verliert.

Wie können Perücken salonfähig sein?
CM:
Ich finde es toll, wenn man im Salon eigene Tressen, maßgeschneidert und an die Bedürfnisse der Kund*innen angepasst, anbieten kann - als Goodie sozusagen. Eine passende Tresse ist schnell gemacht.

Lohnt es sich überhaupt, in Österreich Perücken und Haarteile zu fertigen? Stichworte: Fernost, bessere Preis…
CM:
Sicher, es gibt Perückenhersteller, die tolle Perücken machen und das zu einem besseren Preis, als ich es anbieten kann, das ist gar keine Frage. Aber es kann, wenn bei Kund*innen Fragen aufkommen oder Reparaturen an Haarteilen und Perücken notwendig sind, hilfreich sein, „seine*n“ Perückenmacher*in vor Ort, zu haben. Das schätzen Kund*innen.

Wer sind Ihre Kund*innen?
CM:
Zum einen Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen Haarersatz benötigen. Meistens sind es aber Teilperücken und Tressen, die ich fertige. Aber auch Haarverlängerungen für Hochzeiten oder Events, die später der/die Kund*in noch im Alltag weiter verwenden kann.

Ist es bei der allgemeinen Wirtschaftslage für Sie einfach, als „Kleine“ Haar einzukaufen?
CM:
Es kommt darauf an, welche Haare ich verwende - asiatisches oder europäisches Haar - das lasse ich die Kunde*innen entscheiden. Ich persönlich bervorzuge es, mit unbehandeltem Haar zu arbeiten. Da ich keine großen Mengen brauche, kaufe ich meistens beim „Brennig“ in Wien ein, der hat vieles auf Lager oder ich bestelle unbehandeltes Haar aus Frankreich, das ist überhaupt kein Problem und geht ruckzuck. Zusätzlich bekomme ich Haarspenden von Kolleg*innen, die mir Haare ihrer Kund*innen zukommen lassen. Für sie mache ich gern Fotos und zeige, was aus den Haaren geworden ist, das freut die Leute.

Sie „upcyceln“ Perücken auch…
CM:
Ja, ich kaufe gern fertige, „ausgediente“ Perücken, z.B. bei „Willhaben“. Ich erneuere sie, färbe diese ein - zumeist mit kräftigen Farben und Mustern. Mir persönlich gefallen bunte, schrille Perücken, vor allem zum abends Fortgehen. Ich selbst habe wieder angefangen, Perücken zu tragen.

Sie tragen Perücken? Einfach so?
CM:
Ja, früher habe ich öfter Perücke getragen. Damit dies nicht so auffiel, habe ich meine Konturhaare meistens heraushängen lassen, dadurch wirkte es natürlicher. Perückentragen ist wie sich verkleiden, man hat plötzlich eine andere Körperhaltung und ein anderes bzw. mehr Selbstbewusstsein. Es ist etwas Schönes, Lustiges und es ist wichtig, auch als Erwachsene nicht das Verspielte zu verlieren

Wie viele Perücken haben Sie denn?
CM:
Fünf. Eine ist bunt, eine gelb-orange, eine türkis, eine pink-schwarz-rosa und eine ist braun.

Was sind denn Ihre nächsten Pläne?
CM:
Das Herstellen von Schmuckstücken aus Rosshaar aber auch Menschenhaar an der Jatte (Anm., Gerät zum Anfertigen von beispielsweise Schmuck aus Haaren). Das ist wirklich ein tolles und altes Handwerk, ähnlich dem Klöppeln, nur dass man vertikal und nicht horizontal arbeitet. Ein weitere interessante Art, mit Haaren kreativ zu arbeiten.

Frau Maitz, ich danke Ihnen für Ihre Zeit und den kleinen Einblick in Ihr Perückenmetier!

Über Claudia Maitz:

  • Ausbildung zur Visagistin in Graz, bei Ester Schratzer
  • Hairstylisten-Ausbildung bei headquarters Wien
  • Selbstständig im Make-up Bereich
  • Trainerin bei Headquarters (7 Jahre)
  • 1 Atelier / Perückenstudio in Wien