31.12.2014

Monika Priglingers Herausforderung - Interview

Sie regelt in Zukunft Edingers Seminare, schätzt das Comeback der Dauerwelle und mag keine 08/15 Typen ...

Fakten

aufgewachsen auf einem Bauernhof in Oberösterreich

seit 1988 Friseurin

wichtige Stationen: Tony&Guy - "von da ab war ich stolz, Friseurin zu sein!" | 17 Jahre Edinger h.schnitt

Premium-Stylistin bei Edinger h.schnitt

seit Jänner 2015: Edinger Seminare by Monika Priglinger

verschiedenste Tourneen, Shootings - keineAufzählung: „Was gewesen ist, ist gewesen, diese Lorbeeren muss ich nirgends mit hinnehmen.“




imSalon: Monika, deine wandelnden Styles sind auffällig. Derzeit trägst du dein Haar dunkel und gelockt - eine Dauerwelle?
Monika Priglinger: Klar, sicher!

imSalon: Ist Dauerwelle wieder ein Thema bei euch im Salon?
Ja! Ich hab meine Dauerwelle jetzt seit gut 2 Jahren und ich würde sagen, seitdem kehrt die auch langsam in unseren Salon zurück. Anfangs waren es eher die cooleren Kunden, die das gewagt haben, mittlerweile machen wir 2-3 Dauerwellen in der Woche, das ist nicht das Tagesgeschäft, aber ein Trend. Wir haben seit 20 Jahren die Leute auch nicht mehr so verwandeln können, wie derzeit. Die Dauerwelle von heut macht authentische Locken, variable, flexible und coole Frisuren. Die Formen der Schnitte sind andere. Und je seltener die Haare gewaschen werden, umso besser wirkt die Frisur. Wir frisieren die Haare auch nicht mehr so aus wie in den 90ern. Wir kneten sie, solange sie feucht sind, kein kämmen, kein bürsten, das ist der Clou.
Und im Vergleich zu früher haben wir wieder Lehrlinge, die super Locken wickeln können.
 

„Ich bin mein eigener Übungskopf.“



imSalon: Da fällt mir Preisfrisieren ein. Schon mal Thema bei dir gewesen?
Nein. Nie. Aber ich denke, wenn mich jemand in der Lehrzeit dazu angestoßen hätte, wäre ich vielleicht auch dabei gewesen, dafür braucht es einen Förderer. Heut würde man sich schon wünschen, dass die jungen Leute wieder damit anfangen, das Trainieren zu üben, Technik und Durchhaltevermögen zu entwickeln.

imSalon: Du bist Premium-Stylistin und seit 17 Jahren bei Edinger h.schnitt. Ab Januar übernimmst du die Seminarabteilung. Ein zweites Standbein?
Ich würde es nicht als zweites Standbein bezeichnen. Es hat sich vielmehr einfach gut ergeben. Mir hat sich die Gelegenheit geboten und ich habe sie wahr genommen. Ich laufe ja bei den Seminaren schon ewig mit und Christian (Edinger, Anm.) wollte nach 20 Jahren im Seminar-Bereich etwas weniger machen und Verantwortung abgeben, auch um sich neuen Projekten, neuen Ideen zu widmen. Er ist mein Mentor und ein wirklich wunderbar, großartiger Mensch!
Ich sehe sein Vertrauen als riesige Herausforderung. Ich bin so eine Kreative, eine Tuerin, aber vor allem eben am Kopf. Jetzt muss ich strukturiert sein, mich mit Buchhaltung und mit dem Hintergrund einer Firma auseinander setzten. Eine schöne Herausforderung nach all den Jahren des Haareschneidens.

imSalon: Wird es bei den Seminaren Veränderungen geben. Immerhin gibt es ja bestehende Verträge mit anderen Firmen?
Natürlich bleibt das Grundkonstrukt mit Basis und Mode bestehen, es wird erweiternd Styling hinzu kommen. Beim Styling können wir Friseure ja flexibel, individuell, kreativ sein.
Was ganz neu sein wird - und was mir persönlich ein großes Anliegen ist: Ich möchte bestimmte Seminare und Schulungen in Englisch abhalten.
 

„Die Welt ist Englisch. Wir Friseure können uns da nicht mehr raus nehmen“.



imSalon: Siehst du da bei den heimischen Betrieben Bedarf?
Ja sicher! Wenn ich als Friseur international arbeiten und mich weiterbilden möchte, ausländische Kunde habe oder auf die Salon International gehen möchte, da brauch ich englisch! Die Welt ist in Englisch. Wir Friseure können uns da nicht mehr raus nehmen. Und dafür brauchen viele von uns mehr Praxis, um sich nicht mehr genieren zu müssen, wenn man mal etwas in Englisch zu sagen hat. Bei mir war das ja nicht anders, nur habe ich einen Freundeskreis, in dem viel englisch gesprochen wird, das hat ungemein geholfen. Wir sollten uns alle mehr bewegen!

imSalon: Was derzeit die Branche bewegt: Schulungsverbot an Wochenenden, in der Freizeit. Wie geht ihr damit um?
Was Gesetz ist, ist Gesetz. Das können grad wir kleinen nichts gegen machen und müssen damit umgehen. Aber wir haben auch immer noch die Freiwilligkeit, die kann man niemandem weg nehmen! Ich denke, es wird in Zukunft viel mehr eintägige Veranstaltungen geben und mehr Salonschulungen. Denn niemand fährt gern für ein gesplittetes Seminar mehrmals hin und her, vielleicht noch quer durch Österreich. Da werden die Chefs langsam drauf reagieren.

imSalon: Wie groß ist dein Team für Seminare?
8.

imSalon: Du bist eine der Stylisten, die für die Online-Schulungs-Plattform video2hair schon gearbeitet hat. Wie siehst du das Projekt und das Thema eLearning? Keine Bedenken, dass es dir die „Arbeit weg nimmt“?
Nein, da hab ich überhaupt keine Bedenken! Ich finde eLearning voll super! Das wäre ja so, als würde ich You Tube als Konkurrenz sehen. Da kannst du stundenlang Videos aus aller Welt ansehen. Das erweitert uns doch ungemein - und auch deshalb ist es wichtig, Schulungen in Englisch zu geben.
video2hair ist klasse! Manchmal sitze ich eine ganze Nacht dabei und schau mir ein Video nach dem anderen an und denke mir: Wow! Das Gute ist ja, dass Andi (Andreas Innfeld, Anm.) selbst Friseur ist und genau weiß, was er wie zu filmen hat. Und das macht den Unterschied zu professionellen Filmen, die für Friseure gemacht werden, da hast du nicht diese technische Detailtreue. Und wie praktisch ist das, sich am iPad schnell mal ein, zwei Hochsteckfrisuren anzuschauen, weils gerade passt? Ein Traum, oder?
 

„Alles Neue ist am Anfang fremd. Das gilt für jeden.“



imSalon: Und was ist mit Live-Seminaren?
Natürlich gehen Live-Seminare ganz andere rein. Da wird gemeinsam gearbeitet, da wird erklärt, man kann nachfragen. Allerdings, was mir das schon auch auffällt, ist, dass Teilnehmer oft Angst haben, vor anderen zu arbeiten oder Fehler einzugestehen. Da fehlt es oft an Selbstvertrauen. Dabei ist es doch ganz einfach: Alles Neue ist am Anfang fremd. Das gilt für jeden. Wenn man etwas Neues lernt, darf an Fehler machen. Wichtig ist: Augen offen halten.

imSalon: Wie würdest du dich selbst charakterisieren?
Ich bin voll offen – ich bin nicht stur und kann mich irre gut auf andere Ideen einlassen.
Ich bin schwer geduldig.
Ich bin definitiv stark.
Und empathisch – manchmal zu viel.
Ich bin voll praktisch.
 

„Männer sind Drängler. Wir Frauen sind sooo bescheiden.“



imSalon: Wie siehst du das Thema Frauen auf der Bühne? Was hältst du von den Argumenten: da unten sitzen doch nur Frauen, die wollen eben lieber Männer sehen?
Ich glaube, in der sind 95% Frauen. Da müssen sich doch die wenigen Männer besonders hervor tun, um nicht unter zu gehen, oder? Männer haben einfach andere Zugänge, ein anderes Ego. Die meisten machen sich selbstständig, gehen in den Außendienst oder auf die Bühne. Ich denke, sie haben einen von Natur gegebenen Drang nach Applaus und Anerkennung. Männer sind Drängler.
Andererseits: Wir Frauen sind sooo bescheiden! Und denken, na gut, wenn der Mann das macht, dann muss ich ja nicht unbedingt auch noch auf eine Bühne. Das bedeutet natürlich auch einen Mehraufwand an Energie: Shootings, Berufsalltag, Trainieren plus Privatleben. Und die das tun wollen/können, sind fix wenige. Bei Männern läuft der Rest im Hintergrund, meist organisiert von uns Frauen.
Was mich beeindruckt auf einer Bühne sind coole Typen, keine 08/15 Personen. Leute, die Mut haben, unkonventionell sind, selbstbewusst sind und gute Ergebnisse abliefern. Und mir ist egal, ob Mann oder Frau.

imSalon: Deine Tochter ist jetzt 4 Jahre alt, hast beruflich ein ziemliches Pensum. Wie findest du deinen Ausgleich?
Ich radle jeden Tag 20 Minuten in die Arbeit und wieder nach Hause. Dabei komm ich gut runter. Ich habe eine hohe Grundenergie. Ich kann wirklich sagen, ich bin glücklich in meinem Beruf. Und ich liebe Menschen, die gehen tagtäglich bei uns raus und sind ein bisschen glücklicher. Und wenn wir fertig sind mit der Arbeit, gehen wir einfach aus dem Geschäft, machen die Tür hinter uns zu uns müssen nichts mit nach Hause nehmen. Dann hab ich Zeit für meine Tochter. Ich muss mich nicht viel ausrasten. Und die Seminare geben mir den persönlichen Hype!

Fotocredit: edinger h.schnitt | imSalon.at

Das Interview führte Katja Ottiger

Jänner 2015